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Argemí, Raúl

Argemí, Raúl

Titel: Argemí, Raúl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chamäleon Cacho
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zitternder Hand griff die Alte nach ihrem Glas. Sie trank es in einem Zug leer und ließ sich mit rasselndem Atem und gesenkten Lidern in die Kissen zurücksinken. Ein paar Tropfen Likör schimmerten auf der Decke, bevor sie von ihr aufgesaugt wurden.
    Alte Hexe, dachte Carlos.
    Er betrachtete sie distanziert und zwiespältig, hin- und hergerissen zwischen Zuneigung und Abscheu, die dieses Wesen, das sich wie eine Zecke ans Leben klammerte, in ihm weckte. Für Momente liebte er sie wie eine alte Frau, der er bis zu ihrem Tod geistlichen Beistand leisten musste; den Rest der Zeit fühlte er sich wie eine Figur von Dostojewski, die ihren faltigen Hals maß mit dem Bedürfnis, sie eigenhändig zu erwürgen. Alte Hexe. Sie weiß ganz genau, was sie will …
    Sie schwiegen eine Weile, bis die Frau die Augen öffnete und sich wieder aufrichtete, um noch eine Runde Kirschlikör einzuschenken.
    »Verzeihen Sie meine Bosheit, Pater … Wie es scheint, bin ich in einigen Dingen keine gute Republikanerin.«
    »Rosa«, lächelte Carlos, »Sie sind unverbesserlich. Aber das ändert nichts daran, dass Sie ein Herz aus Gold haben.«
    »Das müssen Sie mir nicht sagen. Ich habe Geld, von dem nicht einmal meine Kinder etwas wissen, also lassen Sie mich Ihnen helfen.«
    Carlos rutschte unruhig auf dem Stuhl hin und her und streckte ihr abwehrend und zugleich ergeben die Handflächen entgegen.
    »Sie tun schon eine Menge, indem sie mir das Haus mit dem Laden als vorübergehende Unterkunft für unsere Landsleute zur Verfügung stellen.«
    »Das zählt nicht, Pater Carlos; kaum zu glauben, dass diese armen Teufel den Gestank nach Fledermausdreck ertragen, der alles durchdringt. Ich möchte Ihnen Geld geben. Tun Sie einfach so, als würde ich Ihnen die Decke, die Sie mir als Geschenk mitgebracht haben, abkaufen, und noch irgendwas. Nehmen wir einfach mal an, ich tue das im Namen meines Vaters.«
    »Wenn das so ist, habe ich nichts dagegen einzuwenden. Gott segne die Seele Ihres verstorbenen Vaters.«
    »Er war Anarchist«, erinnerte ihn die Alte, während sie ihre Geldbörse öffnete.
    »Gott vergisst die guten Menschen nicht, die für Gerechtigkeit im Königreich auf Erden gekämpft haben, nur weil sie sich Anarchisten nannten.«
    »Sehen Sie, warum man noch als Tattergreisin eine Revolutionärin sein kann? Wegen solcher Priester, wie Sie einer sind, Pater«, sagte die Frau und legte Carlos eine Rolle Geldscheine in die Hand. »Gehen Sie jetzt, und kümmern Sie sich um Ihre Angelegenheiten, Sie haben schon zu viel Zeit mit dieser nutzlosen Alten verschwendet. Außerdem muss ich ein Schläfchen halten; ich bin müde. Maria wird Sie zur Tür begleiten.«
    Die Alte läutete die Glocke und verabschiedete sich von ihm mit einem kurzen Wedeln des Taschentuchs. Dann lehnte sie sich in die Kissen zurück und schloss unter dem Segen ihres Beichtvaters die Augen.
    Carlos hielt einen Moment inne, lang genug, um zu sehen, wie die Alte in einen leichten Schlaf sank. Dann wandte er sich zum Eingang des Salons und verließ ihn mit leisen Schritten. Das Mädchen wartete draußen auf ihn und lief vor ihm her durch die Diele und die Vorhalle bis zum Eingang.
    Dort blieb Carlos stehen und blickte ihr tief in die dunklen Augen. Das Mädchen wurde rot und senkte den Blick.
    »Ich würde gerne etwas trinken. Könntest du mir in der Küche ein Glas Wasser geben?«
    »Natürlich, kommen Sie …«, sagte sie, ohne den Blick zu heben.
    Carlos schloss die Eingangstür so laut, dass Doña Rosa annehmen musste, er sei gegangen, und ging mit ihr zurück.
    Als sie den langen Innenhof durchquert hatten und die Küche neben dem Schlafzimmer des Mädchens betraten, stellte sich Cacho dicht vor sie hin.
    »Du heißt Maria?«
    »Nein, Pater … Elisea.«
    »Dachte ich mir doch, dass es eine Marotte der Alten ist, dich Maria zu nennen.«
    »Ja, eine Marotte von Doña Rosa. Und zu Hause nennt man mich Eli …«, murmelte sie und reichte ihm das Glas Wasser.
    »Eli …«, sagte Cacho und nahm ihre zitternde Hand. Ein Name zum Küssen. »Hab keine Angst, Eli. Es gibt nichts, wovor du dich fürchten müsstest … Zeig mir dein Zimmer.«
    Pater Carlos sah unbeteiligt zu.

Sieben
     
     
     
    Er schloss die Zimmertür im einzigen Hotel am Ort und machte das Licht an. Ein Geruch nach Desinfektionsmittel und überall Spuren namenloser Gäste. Er warf den Aktenkoffer und die Tasche mit den eilig in einem Supermarkt neben dem Hotel zusammengekauften Sachen auf das Bett: eine

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