Argeneau Vampir 13 - Vampir zu verschenken
umging, die bis zu seinem Tod bei kämpferischen Auseinandersetzungen eine Rolle gespielt hatten. Eshes bevorzugtes Training war allerdings der Nahkampf gewesen. Die Gefechte hatten jedes Mal dazu geführt, dass sie sich hitzig geliebt hatten, was für Lebensgefährten eine beliebte Methode war, um ein Kampftraining abzuschließen.
Seufzend verdrängte sie diese Erinnerungen, zumal sie schon fast ein schlechtes Gewissen hatte, weil sie sie hatte wach werden lassen, obwohl sie inzwischen mit einem neuen Lebensgefährten zusammen war. Sie stieß schnaubend den Atem aus. »Orion war ein Krieger und als solcher viel unterwegs. Deshalb wollte er sicher sein, dass er sich keine Sorgen um mich machen musste, wenn ich allein zu Hause blieb und er unterwegs war, um Geld zu verdienen. Er wollte einfach nicht heimkehren und eine tote Lebensgefährtin vorfinden.«
»Ein umsichtiger Mann«, gab Armand zurück. »Ich wünschte, ich wäre so klug gewesen und hätte Susanna, Althea und Rosamund etwas in Sachen Selbstverteidigung beigebracht.«
»Andere Zeiten, andere Menschen«, meinte sie achselzuckend. »Es ist sinnlos, Dinge zu bereuen, an die man seinerzeit nicht gedacht hat. Jeder hat seinen Weg, und das war nun einmal nicht der ihre.«
Armand warf ihr einen verdutzten Blick zu. »Denkst du wirklich so?«
»Na klar, du etwa nicht?«, erwiderte sie gleichermaßen überrascht.
Er richtete seinen Blick wieder auf die Straße, während er den Kopf schüttelte. »Mir ist das Leben lange Zeit wie ein einziges schmerzhaftes Desaster vorgekommen.«
»Dann hast du vielleicht den falschen Blick darauf«, sagte sie leise. »Du bist immer noch im Aquarium und siehst nach draußen, anstatt außerhalb zu stehen und hineinzusehen.«
»Was meinst du denn damit?« Er war sichtlich überfragt, was sie damit sagen wollte.
»Als mein erster Sohn auf dem Schlachtfeld starb, da dachte ich, dass es das Schlimmste ist, was einem widerfahren kann, und ich war davon überzeugt, niemals wieder glücklich sein zu können. So kam es mir auch vor, als mein zweiter Sohn starb.«
»Fiel er auch auf dem Schlachtfeld?«, erkundigte sich Armand.
Eshe nickte und wunderte sich nicht darüber, dass er mit seiner Vermutung richtiglag. Es gab nur wenige Möglichkeiten, um einen Unsterblichen zu töten, und so waren die meisten männlichen Unsterblichen bei kriegerischen Auseinandersetzungen ums Leben gekommen, vor allem zu jener Zeit, als mit Schwertern gekämpft wurde.
»Jedenfalls«, fuhr sie schließlich fort, »dachte ich jedes Mal, dass es das Schlimmste sei, was einem passieren konnte. Und dann … dann starb mein Lebensgefährte Orion. An dem Tag wusste ich, dass dies das Allerschlimmste ist, was einem widerfahren kann. Ich war mir sicher, ich würde nie wieder glücklich sein und ich würde nie wieder jemanden lieben.« Sie musste seufzen, als sie sich an diese erdrückenden Gefühle erinnerte. Eine Zeit lang hatte sie selbst nicht mehr leben wollen.
»Das tut mir leid«, sagte er und griff nach ihrer Hand, um sie sanft zu drücken. »Bei Susanna ging es mir ganz genauso.«
Sie drückte im Gegenzug seine Hand und entgegnete: »Zu der Zeit befand ich mich im Aquarium. Aber nach einer Weile kam ich zu der Erkenntnis, dass, wenn Orion schon sterben musste, dies der beste Zeitpunkt gewesen war.«
»So?«
»Ja«, beteuerte sie. »Eine meiner Töchter lebte damals noch bei uns zu Hause, sodass sie mir Trost spenden konnte, mein zweiter Sohn hatte soeben seine Lebensgefährtin gefunden und brachte sie mit nach Hause, also waren sie auch bei mir. Und Lucian brachte Orion heim zu mir.«
»Lucian?« Verblüfft sah er sie an und ließ einen Moment lang die Straße aus den Augen.
Sie nickte. »Es war einer seiner seltenen Besuche. Er hatte sich Orion in der Schlacht angeschlossen, und als mein Lebensgefährte fiel, legte er ihn sich über die Schulter und trug ihn bis nach Hause. Drei Nächte war er unterwegs, um Orion zu mir zu bringen. Niemand sonst hätte das getan. Jeder andere hätte seinen Leichnam zusammen mit den anderen Unsterblichen verbrannt und einfach einen Boten zu mir geschickt, um mir die Nachricht zu überbringen. Aber Lucian trug ihn nach Hause, damit ich mich von ihm verabschieden und die Einäscherung selbst in die Wege leiten konnte.«
Armand schwieg, und Eshe musste angestrengt schlucken, da sich ihre Kehle mit jedem Wort etwas mehr zugezogen hatte. Dann zwang sie sich zu einem unbeschwerteren Ton. »Jedenfalls habe ich das alles
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