Argeneau Vampir 13 - Vampir zu verschenken
würde er nur rudimentäre Erinnerungen daran behalten, so wie an einen Film, den man vor langer Zeit gesehen hat und von dem einem nur ein paar Bilder im Gedächtnis geblieben sind. Diese Erinnerungen waren grundsätzlich schwieriger abzurufen als solche an Ereignisse, an denen der Betreffende im Vollbesitz seiner geistigen Kräfte beteiligt gewesen war.
»Er hat ein paar Schaufeln in den Boden gerammt und die Stiele gegen die Tür gedrückt«, führte Anders aus. »Dann hat er den Schuppen mit einem Kanister Benzin getränkt und angezündet. Und wuussch – ging das Ganze in Flammen auf, obwohl durch das Unwetter alles noch recht feucht gewesen sein muss.«
»Hat er gesehen, von wem er kontrolliert wurde?«, erkundigte sich Eshe.
Anders schüttelte den Kopf. »So wie Mrs Ramsey hat er keine Ahnung, was mit ihm geschehen ist. Alles, woran er sich erinnert, ist, dass er vor dem Fernseher saß und dann auf einmal mit morastigen Stiefeln in der Küche stand. Wie er dorthin kam und wieso seine Stiefel mit Schlamm verschmiert waren, konnte er sich nicht erklären.«
»So wie bei Nicholas«, betonte Bricker und fügte erklärend hinzu, während Armand wieder skeptisch die Augen zusammenkniff: »Nicholas’ Erinnerungen enden damit, dass er diesen Parkplatz überquerte, und dann auf einmal schlug er die Augen auf und stellte fest, dass er sich in einem Keller befand und eine tote Sterbliche in seinen Armen hielt.«
»Nicholas konnte aber nicht kontrolliert werden«, gab Anders zu bedenken. »Es kann nur damit zusammenhängen, dass man ihm irgendein Medikament verabreicht hatte.«
»Hmm«, machte Bricker und nickte zustimmend. Dann wandte er sich an Armand: »Dir ist hoffentlich klar, dass das Problem nicht gelöst ist, indem wir Mrs Ramsey und deinen Verwalter wegschicken. Der Täter kann sich auch irgendwen in der Stadt suchen, die Kontrolle über ihn übernehmen und ihn auf den Weg hierher schicken, damit er irgendwas anstellt.«
Armand legte bei diesen Worten die Stirn in Falten, da er diese Möglichkeit noch gar nicht in Erwägung gezogen hatte. Eshe dagegen schien alles andere als überrascht zu sein, da sie entgegnete: »Was wiederum heißt, dass wir diese Sache so schnell wie möglich hinter uns bringen müssen, bevor wieder etwas passiert. Ich werde jetzt Mary und Agnes noch einmal anrufen. Wenn sich bei den Maunsells keiner meldet, fahren wir trotzdem hin. Notfalls treten wir die Tür ein, aber wir werden mit ihnen reden.«
»Ich rufe da an«, sagte Armand und reichte Eshe den nächsten Beutel. »Und du musst erst noch mehr trinken.«
»Keiner von euch muss irgendwen anrufen. Beide haben letzte Nacht zurückgerufen«, warf Bricker ein.
»Tatsächlich?« Armand blieb erstaunt stehen. Er hatte von einem Anruf nichts mitbekommen, und auch Eshe schüttelte nur verneinend den Kopf. »Ich habe das Telefon nicht läuten hören.«
»Du warst vermutlich … beschäftigt«, meinte Bricker amüsiert.
»Oder du warst so beschäftigt, dass du ohnmächtig geworden bist«, ergänzte Anders spöttisch. »Wenn du nicht aufwachst, während ein Feuer dich allmählich in ein Brathähnchen verwandelt, was glaubst du denn, was da ein klingelndes Telefon ausrichten kann?«
Armand entging nicht, dass Eshe nicht einmal ein Hauch von Verlegenheit anzumerken war. Sie zuckte nur mit den Schultern und fragte: »Und wann können wir mit ihnen reden?«
»Den Anruf habe ich entgegengenommen«, sagte Anders. »Agnes hat heute Abend Zeit. Sie sagte, gegen neun Uhr wäre es ihr am liebsten.«
»Welchen Grund für unseren Besuch hast du genannt?«, erkundigte Armand sich.
»Ich habe nur gesagt, du willst ihr deine neue Lebensgefährtin vorstellen. Ich hielt es für das Beste, vor dem Treffen so wenig wie möglich preiszugeben.«
Armand nickte. »Und Mary Harcourt?«
Anders richtete seinen Blick auf Bricker.
Seufzend erläuterte der jüngere Unsterbliche: »Den Anruf habe ich entgegengenommen. Mary hat von Montreal aus angerufen. Morgen haben sie und William Hochzeitstag, und die beiden hatten diese Reise lange im Voraus geplant. Sie sind gestern Nacht spät dort eingetroffen und kommen nicht vor Samstag zurück. Sie hatte aber vom Hotel aus den Anrufbeantworter abgehört, deshalb konnte sie zurückrufen.« Mit sichtlichem Unbehagen fügte er hinzu: »Sie hat mich gebeten, dass wir bis Sonntagabend warten, weil sie einen Tag haben wollte, um sich von der Reise zu erholen. Wir sind für Sonntag bei ihr zum Essen eingeladen.«
»Am
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