Argeneau Vampir 13 - Vampir zu verschenken
nicht vorgestellt«, sagte sie auf einmal erschrocken, während sie ein paar Scheiben Brot in den Toaster schob. Sie schaltete das Gerät ein und drehte sich zu Eshe um. »Ich bin Mrs Ramsey, meine Liebe. Enid Ramsey.«
»Eshe d’Aureus«, gab sie ein wenig verhalten zurück und drückte der Frau die Hand, während sie darüber nachgrübelte, wo das Blut geblieben sein mochte.
»D’Aureus?«, wiederholte Mrs Ramsey erstaunt. »Was für ein interessanter Name. Was bedeutet er?«
»Gold«, antwortete sie reflexartig.
»So wie Ihre Augen, die sind auch golden. Je nachdem, wie das Licht darauf fällt, glänzen sie tatsächlich, als wären sie aus Gold. Sehr hübsch, meine Liebe. Wirklich ganz reizend.«
»Danke«, murmelte Eshe und ging zum Tisch, damit die Frau ihr nicht zu lange und zu aufmerksam in die Augen sehen konnte. So wie bei allen Unsterblichen fingen ihre Augen das Licht anders auf und reflektierten es auf eine Weise, die es ihnen ermöglichte, nachts deutlich besser zu sehen. Das erleichterte die nächtliche Jagd. Ihr Vater Castor d’Aureus hatte leuchtend goldene Augen gehabt, sodass man ihn nach der Flucht aus Atlantis auch Castor den Goldenen nannte. Diese Augen hatte er seinen Kindern vererbt, nur dass sie bei ihnen diese dunklen Sprenkel aufwiesen, von denen Eshe annahm, dass sie auf den Einfluss ihrer Mutter zurückzuführen waren.
Um Mrs Ramsey vom Thema Augen abzubringen, suchte sie krampfhaft nach einem anderen Gesprächsstoff. Sie setzte sich hin und sprach die erste Frage aus, die ihr durch den Kopf ging. »Wie lange arbeiten Sie schon für Armand?«
»Ungefähr seit fünf Jahren«, antwortete Mrs Ramsey, holte eine Tasse aus dem Schrank und ging damit zur Kaffeemaschine, bei der das Wasser noch nicht ganz durchgelaufen war. Während sie wartete, dass auch noch die letzten Tropfen in der Kanne landeten, fuhr sie fort: »Das war kurz nachdem er die Farm von seinem Onkel geerbt hatte. Das war ein Glücksfall, denn sein Onkel hat sich hier nie blicken lassen. Er ließ alles von einem Verwalter erledigen und wohnte selbst nur in der Stadt, wo er die Gewinne aus der Farm einstrich. Ich finde es schöner, wenn man den Eigentümer persönlich kennt und er zur Gemeinde gehört.«
Eshe nickte interessiert, in Wahrheit wusste sie aber, dass das alles zu Armands Tarnung zählte. Ihm gehörten zahlreiche Farmen im Süden von Ontario, und er wohnte abwechselnd mal auf der einen, mal auf der anderen, wobei er sich an den Rhythmus von zehn Jahren hielt, den er nicht überschreiten durfte, weil er sonst Gefahr lief, die Aufmerksamkeit der Nachbarn darauf zu lenken, dass er nicht alterte. Bei jedem Umzug erzählte er dann den Leuten rings um die nächste Farm, er habe sie geerbt, obwohl er in Wahrheit gar keinen Onkel hatte, der sie ihm hätte vermachen können. Sie wusste nicht, welche Ausrede er erfand, um seinen alten Nachbarn zu erklären, wieso er von dort wegzog. Vielleicht ließ er sie glauben, dass er gestorben war, oder er erzählte, er ziehe in die Stadt und lasse die Farm von einem Verwalter führen.
»Er ist ein netter junger Mann«, merkte Mrs Ramsey plötzlich an. »Immer höflich, und wenn ich mal einen Tag tauschen muss, weil ich irgendeinen Termin habe, dann gibt es damit niemals Probleme. Sie müssen wissen, ich komme eigentlich jede Woche am Montag, Mittwoch und Freitag her.«
»M-hm«, machte Eshe und hoffte, dass die Frau sich dadurch zum Weiterreden angespornt fühlte.
»Allerdings mache ich mir Sorgen um ihn. Ich weiß nicht, ob es so gut für ihn war, die Farm zu erben. Er arbeitet zu viel, er geht kaum aus dem Haus, und er trifft sich praktisch nie mit anderen Leuten. Ich fürchte fast, er wird bis ins hohe Alter auf dieser Farm bleiben und niemals wissen, was es bedeutet, Frau und Kinder zu haben.« Mrs Ramsey seufzte aus tiefstem Herzen, während sie eine Tasse Kaffee einschenkte, fügte dann jedoch optimistisch hinzu: »Andererseits ist er ja noch jung, und wo Sie jetzt hier sind, gelingt es Ihnen ja vielleicht, ihn dazu zu bringen, etwas mehr aus sich herauszugehen und etwas zu unternehmen. Mittwochs ist in der Kirche Bingoabend, und im Diner gibt es wirklich gutes Essen, so wie in allen Restaurants hier in der Gegend. Und jetzt, da die Erntezeit vorbei ist, finden ja so viele Veranstaltungen statt, da wäre es schön, wenn Sie ihn zu der einen oder anderen überreden könnten. Ich weiß, die Leute hier im Ort hätten gern mehr mit ihm zu tun.«
»Ich werde sehen, was
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