Argeneau Vampir 13 - Vampir zu verschenken
eigentlich nie etwas aß oder trank.
Allerdings musste sie mit einem geheimen Seufzer einräumen, dass diese Aussage nur bis zu dem Moment zugetroffen hatte, in dem sie zu Mrs Ramsey in die Küche gekommen war. Danach hatte sie die Scheibe Toast mit Butter und Marmelade gegessen, was sich als eine sehr angenehme Erfahrung entpuppt hatte. Es war ganz offensichtlich, dass ihr Unvermögen, Armand zu lesen, wohl kaum etwas damit zu tun hatte, dass er angeblich schwierig zu lesen war, wie Lucian erklärt hatte. Sie hatte etwas gegessen, es hatte ihr geschmeckt, und jetzt wollte sie unbedingt den Kaffee probieren. Das Problem daran war nur, dass sie es nicht gerade für angebracht hielt, Armand das wissen zu lassen. Im Augenblick konnte sie sich noch aus der Affäre ziehen, indem sie behauptete, den Toast nur gegessen zu haben, um Mrs Ramsey einen Gefallen zu tun, aber …
Schweigend musterte sie Armand. Aus Erfahrung wusste sie: Abtrünnige bekam man am besten zu fassen, indem man sich an sie heranschlich oder sie aus dem Konzept brachte. Sich anzuschleichen war natürlich die leichteste Methode, aber wenn das nicht möglich war, konnte man einen Abtrünnigen immer noch mit etwas Unerwartetem überrumpeln und ihn so verwundbar machen. Vielleicht würde das bei Armand auch gut funktionieren, indem sie ihn wissen ließ, dass sie alle Symptome einer Unsterblichen zeigte, die ihren Lebensgefährten gefunden hatte. Es brachte sie selbst ja schon völlig aus dem Konzept, überlegte sie finster, während sie nach der Tasse griff und sie zum Mund führte.
Armand zog verdutzt die Augenbrauen hoch und hielt seine Tasse krampfhaft umschlossen, als Eshe zu trinken begann.
»Mmh«, machte sie dann so leise, dass Mrs Ramsey es nicht hören konnte, ganz im Gegensatz zu Armand, dem mit dem Hörvermögen eines Unsterblichen so schnell nichts entging. »Ich weiß, dass Koffein für uns nicht gut sein soll, aber das schmeckt so köstlich wie alles, was ich zusammen mit meinem ersten Lebensgefährten Orion probiert habe.«
Armand schnappte nach Luft, sein Gesicht wurde einen Moment lang blass. Als Mrs Ramsey mit zwei Tellern zu ihnen an den Tisch kam, lehnte er sich auf seinem Stuhl nach hinten.
»So, bitte sehr. Sie lassen sich das jetzt schmecken, und ich bringe in der Zwischenzeit das Durcheinander in Ordnung, das ich hier veranstaltet habe.«
Eshe bedankte sich und griff nach der Gabel, dann begann sie zu essen, während sie Armand dabei beobachtete, wie er ihr zusah. Das Ganze hatte etwas seltsam Erotisches an sich. Seine Augen waren auf ihren Mund gerichtet, verfolgten, wie ihre Zunge über ihre Lippen strich, wie sie kaute. Ihr entging nicht, wie er von Zeit zu Zeit angestrengt schluckte.
»Hast du keinen Hunger?«, fragte sie ihn mit belegter Stimme, nachdem sie bereits den dritten Happen vertilgt hatte und er ihr immer noch gebannt zusah. Mit den Fingern nahm sie ein Stück krossen Speck hoch und hielt es ihm verführerisch vor den Mund. »Probier mal, das könnte dir schmecken.«
Er bekam ihre Hand zu fassen und hielt sie kurz fest, dann machte er den Mund auf und zog ihren Arm zu sich heran, bis er ihr mit den Zähnen den Speck zwischen den Fingern herausziehen konnte. Dabei berührten seine Lippen ihre Fingerspitzen, was er ihrer Ansicht nach betont langsam tat. Als sie die Hand wegziehen wollte, ließ er sie nicht los, sondern zog sie, nachdem er gekaut und geschluckt hatte, näher an sein Gesicht heran.
Eshe versteifte sich, da sie sich nicht sicher war, was er vorhatte. Wollte er sie beißen oder ihre Finger küssen? Aber er tat weder das eine noch das andere. Stattdessen leckte er mit der Zunge über Daumen und Zeigefinger, um das Fett aufzunehmen, das vom Speck auf ihrer Haut zurückgeblieben war. Ein wohliger Schauer lief Eshe über den Rücken.
»Köstlich«, raunte Armand zustimmend.
»Das freut mich«, meinte Mrs Ramsey gut gelaunt.
Eshe zog hastig ihre Hand zurück und sah schuldbewusst die Haushälterin an, die erneut über das ganze Gesicht strahlte.
»Dann essen Sie mal weiter, bevor es kalt wird«, forderte sie die beiden auf und schien als Herrin über die Küche ganz in ihrem Element zu sein.
Eshe musste sich zwingen, den Blick auf ihren Teller zu richten. Während sie weiteraß, schaute sie immer wieder verstohlen zu Armand. Der hatte ebenfalls zur Gabel gegriffen, und nach dem Gesichtsausdruck zu urteilen, den er beim Kauen aufsetzte, musste es ihm exzellent schmecken. Seine Augen leuchteten in
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