Argeneau Vampir 13 - Vampir zu verschenken
dachte, ich warte besser draußen auf euch. Dann bin ich im Schaukelstuhl eingeschlafen und erst wieder aufgewacht, als Armand beim Rausgehen die Fliegengittertür hat zufallen lassen.«
»Tja, dann solltest du lieber mal zur Scheune rübergehen und Armand wissen lassen, dass du hier bist«, riet sie ihm seufzend, während sie ihn zur Küche führte. Erst auf halber Strecke zum Kühlschrank fiel ihr ein, dass sich dort ja gar kein Blut befand – und Armand hatte ihr noch nicht, wie versprochen, den versteckten Kühlschrank in seinem begehbaren Kleiderschrank gezeigt.
Ungeduldig schnalzte sie mit der Zunge und erklärte: »Ich werde Lucian anrufen, damit er jemand anders herschickt, um für mich zu übernehmen. Ich warte aber, bis du wieder hier bist, bevor ich mich auf den Weg mache.«
»Du willst Lucian anrufen?«, fragte er überrascht. »Ich dachte, dir fehlen nur ein paar Stunden Schlaf. Ruh dich aus, dann bist du auch wieder fit.«
»Ausruhen hilft mir nicht weiter«, gestand sie ihm betrübt, während sie die Schultern hängen ließ. »Er ist mein Lebensgefährte, Bricker. Wenn ich in seiner Nähe bin, interessiert mich nur die Frage, wie ich ihn möglichst schnell aus seiner Hose herauskriegen kann.«
Brickers Mundwinkel zuckten, doch er schaffte es, eine ernste Miene zu wahren. »Na ja, das ist doch ganz normal. Du hättest Mortimer erleben müssen, als der seine Lebensgefährtin Sam gefunden hatte. Oder Decker bei Dani. Ich sag dir, in diesem Van war auf dem Highway 401 im Rückspiegel nur nackte Haut zu sehen.«
»Ja, aber Nicholas’ Leben hing nicht von dem ab, was Decker getan oder nicht getan hat«, hielt sie dagegen, ging an ihm vorbei in den Flur und hob ihre Lederhose auf, die sie vorhin achtlos auf den Boden geworfen hatte.
»Stimmt«, antwortete Bricker, der dicht hinter ihr war. »Dafür hing das Leben einer jungen Frau von ihm ab.«
Als Eshe innehielt und ihn wortlos ansah, fügte er an: »Ich kenne dich nicht als jemanden, der einfach alles hinschmeißt und davonläuft, Eshe. Lucian hat dich aus einem guten Grund hergeschickt, und du weißt, so leicht ändert er seine Meinung nicht. Vertrau ihm einfach, und tu hier, was du tun kannst.« Als sie zögerte, anstatt ihm sofort zu widersprechen, sprach er weiter: »Schlaf wenigstens einmal drüber. Wer weiß, vielleicht hilft es ja, wenn du dich erst mal erholt hast. Wenn nicht, kannst du Lucian morgen immer noch anrufen.«
Eshe musterte ihn schweigend, da sie sich von seinem Vorschlag ganz schrecklich in Versuchung geführt fühlte. Vielleicht wäre sie ja ausgeschlafen tatsächlich mehr bei der Sache. Und sie würde bei Armand bleiben können. Andererseits war sie eigentlich davon überzeugt, dass Schlaf ihr in diesem Fall nicht weiterhelfen konnte. Sie war unfähig, einen klaren Gedanken zu fassen, sobald sie in Armands Nähe kam. Andererseits würde ein Tag Schlaf diese Ermittlungen nicht über Gebühr hinauszögern, argumentierte ihr Verstand verführerisch. Außerdem würde sie Armand wiedersehen, wenn sie aufwachte.
»Also gut, ich werde drüber schlafen, auch wenn ich nicht glaube, dass es etwas bewirkt«, murmelte sie und drehte sich zur Treppe in den ersten Stock um. Sie hörte, wie Bricker ihr eine gute Nacht wünschte, aber sie hob nur kurz die Hand und winkte ihm zu, während sie die Stufen hinaufging. Ihr Verstand war zu sehr damit befasst, all die Dinge Revue passieren zu lassen, die sich seit ihrer Ankunft auf der Ranch ereignet hatten, sodass sie gar nicht fähig war, irgendeine Antwort zu geben. Sie war über alle Maßen erschöpft, aber sie vermutete, dass es nicht nur mit zu wenig Schlaf zu tun hatte. Ihr fehlten auch ein paar Beutel Blut, wenigstens drei oder vier. Das war die Menge, die sie normalerweise am Tag benötigte, mehr nicht, aber sie hatte in der Nacht zuvor schon nicht so viel getrunken, und nun kam auch noch der Wein dazu, durch den die Nanos Blut verbraucht hatten, das sie eigentlich gar nicht hatte erübrigen können.
Dummerweise wusste sie nicht, wo sich die Blutkonserven befanden. Sie hatte schon in der Nacht nach ihrer Ankunft Armands Kleiderschrank auf den Kopf gestellt, aber keinen Hinweis darauf entdecken können, wo der Kühlschrank versteckt sein konnte. Vermutlich war er an irgendeiner Stelle in die Wand eingelassen, doch ihr stand nicht der Sinn danach, sich abermals auf die Suche zu begeben. Schlafen war im Augenblick das Einzige, was sie wollte. Dieser Tag war wie eine Achterbahnfahrt
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