Argeneau Vampir 13 - Vampir zu verschenken
Lucian ihn wissen. Auch wenn seine Miene keinerlei Regung verriet, war der amüsierte Unterton nicht zu überhören.
»Sie hat dich schlicht und ergreifend ausgetrickst«, stimmte Anders ihm zu und machte damit deutlich, dass Lucian nicht als Einziger in der Lage war, ihn zu lesen. Kopfschüttelnd fuhr er fort: »Es war beeindruckend. Fast dachte ich, du würdest dich noch bei ihr dafür bedanken, dass du bleiben darfst.«
»Also hat sie ganz gezielt den Spieß umgedreht?«, fragte er mit einem Anflug von Entrüstung.
»Ja, das kann man so sagen«, bestätigte Anders lachend.
»Hmm«, machte Lucian. »Es hat mich auf unangenehme Weise daran erinnert, wie es läuft, wenn Leigh und ich unterschiedlicher Meinung sind.«
»Lass mich raten«, warf Anders grinsend ein. »Du ärgerst dich über etwas, stellst sie zur Rede und am Ende bist du auf einmal derjenige, der sich entschuldigt.«
Lucian nickte und gab einen missbilligenden Laut von sich.
»Frauen sind verschlagen«, stellte Anders nüchtern fest.
»Nein, das sind sie nicht«, widersprach Armand mit einem resignierten Seufzer, warf die Bettdecke zur Seite und stand auf. So kurz seine drei Ehen auch gewesen waren, hatte er aus ihnen doch so manche Lehre ziehen können. Auf dem Weg zu seinem Kleiderschrank erklärte er, was er meinte: »Ein wütender Mann kann auf eine Frau beängstigend wirken, vor allem wenn er stärker ist, was selbst bei uns Unsterblichen in der Regel der Fall ist. Ich glaube, Frauen mussten diese überlegene Intelligenz entwickeln, um unserem Jähzorn etwas entgegensetzen zu können. Während wir rumbrüllen wie verletzte Löwen, setzen sie ihren Verstand ein, um sich gegen uns zur Wehr zu setzen.«
»Hmm«, entgegnete Anders, der sich an die Tür zu Armands begehbarem Kleiderschrank stellte. »Damit willst du also sagen, dass sie sich zu den intelligenteren Wesen entwickelt haben?«
Armand zog eine Jeans an und lächelte flüchtig, als er den Zweifel aus der arroganten Stimme des Vollstreckers heraushörte. »Nur was die Kommunikation angeht. Da sind sie in der Lage, uns an der Nase herumzuführen. Jedenfalls die meisten von uns«, korrigierte er sich im nächsten Satz. Er kannte auch Frauen, die auf dem Gebiet hoffnungslos unterlegen waren, während es Männer gab, die beneidenswert gut kommunizieren konnten. »Dafür sind wir ihnen auf anderen Gebieten einen Schritt voraus.«
Als Anders darauf lediglich mit einem skeptischen Grummeln reagierte, konnte Armand nur den Kopf schütteln, während er ein Hemd anzog.
»Und?«, fragte Lucian, als Armand ins Schlafzimmer zurückkehrte. »Wirst du weiter darauf beharren, dass Eshe gehen soll?«
Armand sah ihn nachdenklich an. »Würdest du sie von hier wegbringen lassen?«
Lucian zuckte mit den Schultern. »Es ist dein Haus. Wenn du darauf bestehst, werde ich sie wegschicken … damit sie sich im Motel neben dem Diner ein Zimmer nimmt.«
»Ja, toll. Damit sie da weiterhin in Gefahr ist, nur dass dann noch nicht mal jemand auf sie aufpassen kann«, konterte er zynisch und seufzte. »Meinetwegen kann sie bleiben. Wir werden dieses Rätsel gemeinsam lösen, aber ich werde sie dabei nicht aus den Augen lassen.«
»Das sehen wir dann«, murmelte Lucian und ging zur Tür.
Armand warf ihm einen finsteren Blick hinterher und folgte ihm schließlich.
»Da hast du vorhin ja mächtig auf Armand eingeredet«, gratulierte Bricker, als er Eshe und Leigh nach unten ins Erdgeschoss folgte. »Du hast ihn ganz schön an der Nase herumgeführt.«
»Ich weiß nicht, wovon du redest«, gab Eshe mit Unschuldsmiene zurück. Dabei entging ihr nicht Leighs Grinsen, das sie aus den Augenwinkeln sehen konnte, als sie gerade die unterste Stufe erreicht hatten. Um das Thema schnell zu wechseln, sagte sie: »Tut mir leid, wenn ich dich zum Küchendienst verdonnert habe. Aber ich werde dir auch helfen.«
Bricker schnaubte spöttisch. »Wie willst du mir helfen? Du weißt ja nicht mal, wie man eine Dose Milch aufmacht.«
»Darum will ich dir ja helfen«, gab sie ihm zu verstehen. »Ich bin mir nämlich sicher, dass ich das ganze Drumherum beim Kochen ziemlich schnell begreifen werde, weil ich jetzt ja wieder esse. Ich habe mich einfach lange Zeit nicht um so was kümmern müssen.«
»Das ist mir immer noch ein Rätsel«, meinte Leigh, als sie die Küche betraten. »Ich kann mir einfach nicht vorstellen, nichts mehr essen zu wollen. Welchen Sinn soll das Leben denn ohne Schokolade und Käsekuchen
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