Argeneau Vampir 13 - Vampir zu verschenken
darauf, es zu erfahren. Immerhin geht es um seinen Sohn«, fuhr sie ihn an und ergänzte: »Außerdem wird er sich nicht zu irgendeiner Dummheit verleiten lassen und ihn befreien wollen. Er ist selbst daran interessiert, zu erfahren, was mit seinen Ehefrauen passiert ist. Vielleicht mehr sogar als jeder andere.«
»Was hat der Tod meiner Ehefrauen mit Nicholas zu tun?«, verlangte Armand zu erfahren. »Und wieso hängt sein Leben davon ab? Und warum sollte ich ihn befreien? Ist er etwa aufgespürt worden?«
»Ja«, sagte Eshe. »Und es gibt gewisse Zweifel daran, dass er vor fünfzig Jahren diese Sterbliche umgebracht hat.«
»Ich weiß, dass er das nicht war«, erwiderte Armand finster. Es stimmte, was er sagte. Er war schon damals von der Unschuld seines Sohnes überzeugt gewesen, und daran hatte sich bis heute nichts geändert. Nicholas hatte diese sterbliche Frau nicht ermordet. Armand war damals sogar nach Toronto gefahren, um sich an Ort und Stelle ein Bild davon zu machen, was sich in Wahrheit zugetragen hatte. Aber alles hatte gegen Nicholas gesprochen, auch wenn das für ihn kein Grund gewesen war, von seiner Meinung abzurücken. Allerdings war es ihm auch nicht gelungen, das Gegenteil zu beweisen. Etwas, das ihn sein ganzes Leben begleitete.
»Ich bin mir auch sicher, dass er es nicht getan hat«, ließ Eshe ihn mit sanfter Stimme wissen. Als er aus ihrem Tonfall heraushören konnte, dass sie fest von Nicholas’ Unschuld überzeugt war, entspannte er sich ein wenig. Er nickte, und sie fuhr fort: »Wie es scheint, hat Annie vor ihrem eigenen Tod vielen Leuten Fragen zum Tod deiner Ehefrauen gestellt, und noch an ihrem letzten Abend hat sie mit Nicholas telefoniert und ihm gesagt, sie müsse ihm etwas Wichtiges mitteilen, sobald er wieder zu Hause sei. Leider erlebte sie seine Heimkehr nicht mehr. Anfangs war Nicholas tieftraurig, aber einige Wochen nach Annies Tod fiel ihm dieses Telefonat wieder ein, und er versuchte herauszufinden, was sie ihm hatte sagen wollen. Um Licht in das Dunkel zu bringen, machte er sich auf den Weg zum Krankenhaus, in dem Annie gearbeitet hatte. Er wollte mit einer Kollegin und guten Freundin von ihr sprechen, um in Erfahrung zu bringen, ob diese vielleicht etwas wusste. Aber zwischen dem Moment, als er auf dem Parkplatz ankommt, und dem Moment, als er die Augen öffnet und in seinem Keller eine tote Sterbliche in den Armen hält, klafft eine Lücke. Und seit jener Nacht ist er auf der Flucht.«
Armand schloss für einen Moment die Augen, da ihn Schuldgefühle überkamen. Sein Sohn hatte seine Lebensgefährtin verloren, und dahinter steckte die gleiche Person, die auch seine eigenen Ehefrauen auf dem Gewissen hatte. Er wusste es einfach. Das alles war irgendwie seine Schuld. Das Frustrierende daran war nur, dass ihm einfach kein plausibler Grund in den Sinn kam, warum jemand auch nur eine einzige dieser Frauen hatte töten wollen. Genau das war von Anfang an sein Problem gewesen.
»Nicholas wird im Haus der Vollstrecker festgehalten«, fuhr Eshe mit leiser Stimme fort. »Er wartet auf sein Urteil. Wenn wir denjenigen finden, der diese Todesfälle zu verantworten hat, wird er für unschuldig erklärt und kann gehen. Dann erhält er sein altes Leben zurück.«
»Und wenn wir denjenigen nicht finden?«
Eshe schüttelte den Kopf und lächelte Armand aufmunternd an. »Dazu wird es nicht kommen. Es ist nur zu offensichtlich, dass wir jemanden in Unruhe versetzt haben. Warum sonst sollte jemand die Tür zum Schuppen zusperren und ein Feuer legen? Wir werden denjenigen schon kriegen, Armand«, versicherte sie ihm. »Und Nicholas wird wieder frei sein.«
Fast hätte Armand sie gefragt, woher sie wissen wollte, dass jemand die Tür zugesperrt hatte, wo sie doch bewusstlos gewesen war, als ihm einfiel, dass sie das vermutlich von Lucian erfahren hatte. Sein nervtötender großer Bruder hatte gerade damit aufgehört, ihn mit Fragen zu löchern, als Eshe im Nebenraum zu schreien begann. Sofort hatte Armand versucht aufzustehen. Doch Lucian hatte ihn aufs Bett gedrückt und Anders angewiesen, ihm eine Spritze zu verpassen. Dann war alles um ihn herum in Finsternis versunken.
Jetzt war er wieder wach, und er musste erfahren, dass Eshe gar nicht vor Leonius dem Zweiten versteckt werden musste. Stattdessen sollte sie herausfinden, was es mit dem Tod seiner Ehefrauen auf sich hatte, um Nicholas’ Unschuld zu beweisen. Armand musste herausfinden, was sich damals tatsächlich zugetragen
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