Argeneau Vampir 13 - Vampir zu verschenken
Besuch noch vor dem Haus gestanden hatten. Eshe fürchtete, dass sie sie schon wieder verpasst hatten, als ihr auf einmal ein Mann auffiel, der auf halber Strecke zwischen Scheune und Haus stehen geblieben war.
»Meinst du, das ist er?«, fragte Bricker, als er den Van vor dem Haus abstellte.
Eshe zuckte ahnungslos mit den Schultern. Sie war John nie zuvor begegnet, aber dann sagte sie: »Falls nicht, kann er uns vielleicht etwas darüber sagen, wo sich John und Agnes aufhalten und wann wir sie antreffen können.«
»Stimmt«, meinte Bricker und machte den Motor aus.
Eshe stieg aus und richtete ihren Blick sofort auf den Mann, der sich noch immer nicht vom Fleck gerührt hatte. Erst nach kurzem Zögern setzte er sich wieder in Bewegung und kam näher, wobei er seine Besucher neugierig musterte. Je näher er kam, umso mehr war sie davon überzeugt, dass sie John Maunsell vor sich hatte. Seine Gesichtszüge wiesen Ähnlichkeit mit einer der Frauen auf den kleinen Porträts auf, die sie in Armands Büro gesehen hatte. Das musste Susanna gewesen sein.
Er hatte, wie seine Schwester, blondes Haar und war von großer Statur, die an den Krieger erinnerte, der er gewesen sein musste, als er gewandelt worden war. Aber es war vor allem sein Gesicht, an dem ihr Blick hängen blieb. Der Mann hatte silbrig-grüne Augen und dazu das Antlitz eines Engels. Gott musste bester Laune gewesen sein, als er diesen Burschen geschaffen hatte, fand Eshe. Er sah unverschämt gut aus, und es hätte sie nicht gewundert, ihn in einem Modemagazin abgebildet zu sehen oder zu erfahren, dass er als Vorlage für den Prinzen in Dornröschen oder Schneewittchen gedient hatte. Die Frauen hier in der Gegend konnten ihr leidtun, da sie sich in ihrem Bemühen, um seine Aufmerksamkeit zu buhlen, vermutlich gegenseitig zu übertrumpfen versuchten. Für ihn musste das die Hölle sein, überlegte sie.
»Das ist es auch.«
Die Bemerkung aus dem Mund des Mannes, der vor ihr stehen geblieben war, ließ sie stutzen, während er mit einem entschuldigenden Lächeln reagierte.
»Tut mir leid, aber du hast deine Gedanken nicht vor mir verschlossen.«
Eshe zwang sich zu einem Lächeln, als ihr klar wurde, dass er ihre Gedanken über sein Aussehen gelesen hatte. Zwar empfand sie es als ein wenig unhöflich von ihm, hierzu seinen Kommentar abzugeben, aber es erinnerte sie immerhin daran, in Zukunft mehr auf der Hut zu sein. Allerdings war dies ein Problem, mit dem sich alle Unsterblichen konfrontiert sahen, wenn sie ihrem Lebensgefährten begegnet waren, wenngleich niemand eine Erklärung für dieses Phänomen hatte.
»John Maunsell?«, fragte Bricker, während er um den SUV herumging und sich zu Eshe stellte.
»Ja.« Der Mann schüttelte Brickers Hand, als der jüngere Unsterbliche sich ihm vorstellte. Dann drehte sich John zu Eshe um, und noch bevor sie etwas sagen konnte, fuhr er fort: »Und du bist Armands neue Lebensgefährtin Eshe d’Aureus.«
Eshe zuckte unwillkürlich zusammen, was ihm ein Lächeln entlockte. »Es sieht so aus, als ob die Mund-zu-Mund-Propaganda zwischen hier und Armands Farm bestens funktioniert.« Dann legte er den Kopf schräg und musterte sie sekundenlang. »Allerdings muss ich sagen, dass du noch viel hübscher aussiehst, als Cedrick es von den Leuten gehört hat.«
Eshe nahm das Kompliment mit einem Lächeln entgegen. Sie hielt sich nicht für besonders hübsch. Zugegeben, sie war nicht gerade hässlich, und im Lauf der Jahrhunderte hatte sie gelernt, was sie tun musste, um sich von ihrer besten Seite zu präsentieren. »Und du siehst nicht nur gut aus, sondern verstehst dich auch auszudrücken«, gab sie das Kompliment zurück.
»Cedrick hat dir von Eshe erzählt?«, warf Bricker ein.
»Ja. Es hat ihn gefreut, noch vor mir von der Neuigkeit erfahren zu haben«, erwiderte er und fragte gleich darauf: »Ist Armand nicht mitgekommen?«
»Nein.« Eshe warf Bricker einen flüchtigen Blick zu, bevor sie weitersprach. »Wir sind allein. Es sind da ein paar Fragen aufgetaucht, die deine Schwester Susanna betreffen, und wir hatten gehofft, dass du uns diese beantworten kannst.«
John nickte und schien nicht allzu überrascht zu sein. Vermutlich ging er bereits davon aus, dass ihre Fragen damit zu tun hatten, dass sie Armands neue Lebensgefährtin und als solche neugierig war, was ihre Vorgängerin anbelangte.
»Sollen wir ins Haus gehen?«, schlug er vor. »Agnes ist in die Stadt gefahren, um ins Kino zu gehen, aber ich werde
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