Aries
venezianischer Adliger, mit seiner Kutsche, halb sieben vorzufahren. Ich grinste. Nicht, dass ich mir Aries nicht als Venezianer vorstellen konnte, auch die Kutsche … er hatte keine. Meine Gedanken kreisten um unser Gespräch. Ich hatte es ernst gemeint … Ich bringe ihn um, sollte er nicht aufpassen. Mein Gott, wo brachte uns das Alles noch hin. In was für einen Wahnsinn bin ich da geraten. Wenn ich nicht wäre, gäbe es keine Probleme. Doch ich wusste auch, Aries könnte nicht mehr ohne mich leben, wie ich ohne ihn. Wir mussten da durch. Egal wie. Er wird alles dafür tun, also musste ich es auch.
Aufseufzend holte ich mein Kleid aus dem Schrank und hängte es an meinen Spiegel. In einer halben Stunde kommt Marie und ich war nicht mal geduscht. Schnell huschte ich ins Bad. Das warme Wasser tat mir gut und ich spürte, wie mein Körper entkrampfte.
> Ich werde meine Angst nicht mehr zeigen. <, versprach ich laut meinem Spiegelbild. Wenn es für Aries kein Problem darstellte, sollte es für mich auch keins mehr sein. Er sollte sich gewiss sein können und nicht noch mit meiner Ängstlichkeit beladen. Ich habe ihn gewählt und ich wusste, was er war.
> Wir schaffen das. <, raunte ich und rubbelte meine Haare halbtrocken. Mit einem Handtuch auf dem Kopf, spähte ich in Lonis Wohnzimmer.
>> Komme gleich. <<, rief Loni und suchte ihre Utensilien zusammen.
Ich lief in mein Zimmer, zog mich an und drehte die Heizung hoch. Loni trug einen Schminkkoffer herein und breitete ihr Werkzeug auf meinem Schreibtisch aus. Dann flitzte sie ins Bad, holte Bürste und Föhn und begann in meine Haare, große Locken zu formen. Sorgfältig erfasste sie jede Strähne und zog die Rundbürste durch. Es ziepte. Als sie fertig war, fasste sie meine Löwenmähne zu einer großen Locke zusammen, und stopfte sie in ein Haarnetz.
Jetzt kam mein Gesicht dran. Ich war überrascht, wie fachmännisch sie vorging. Grundierung und Make-up, Lidstrich, Lidschatten und Rouge. Die Wimpern tuschte ich mir selber. Ich konnte die Augen nicht offenhalten, wenn sie es tat.
>> Du hättest Maskenbildnerin werden sollen. <<, stellte ich anerkennend fest.
>> Wollte ich. <<, grinste sie. >> Was glaubst du, woher ich Tobi kenne. Wir haben damals zusammen in der Oper angefangen. <<
>> So alt ist er schon? <<, fragte ich erstaunt und malte in meinem Kopf das jugendliche Gesicht des Mannes. >> Ist nicht böse gemeint. <<, fügte ich entschuldigend zu. >> Ich dachte nur, er wäre jünger. Er sieht wie Dreißig aus. <<
>> Ja. Er hat was Jungenhaftes. Ist aber so alt wie ich. <<
>> Gut gehalten. <<, lachte ich und spitzte meine Lippen, als Loni Glanz darauf gab. Sie trat zurück und musterte ihr Werk.
>> So fertig. Wie findest du es? <<
>> Toll und ungewohnt … aber du hast die Kurtisane perfekt getroffen. <<, nickte ich anerkennend, als ich mich im Spiegel ansah.
>> Deine Haare frisieren wir später, wenn du das Kleid anhast. Jetzt müssen wir auf Marie warten. <<, murmelte sie und drehte sich zur Tür, als Oma Marie hereinführte. Maries Augen wurden groß.
>> Du siehst echt Klasse aus, Fränni. <<, sagte sie begeistert und Loni kommandierte sie ins Bad ab. Mit einem Handtuchturban auf dem Kopf kehrte sie zurück und nahm auf meinem Stuhl Platz. Ich setzte mich aufs Bett und schaute zu. Ihr Make-up wurde klassisch. Und ihr langes schwarzes Haar, föhnte Loni zu kleinen Kringeln. Sie bekam Ohrringe aus Strass und eine schwarze Samtschleife um den Hals. Ein Schönheitsfleck über der Oberlippe und Loni stellte uns nebeneinander vor dem großen Spiegel auf.
Den gesellschaftlichen Unterschied konnte man deutlich erkennen. Wir sahen beide fantastisch aus, aber Marie war von vornehmer Schönheit, während ich, geheimnisvoll verrucht aussah. Toll. Loni freute sich über unser Lob und wir zogen die Kleider mit ihrer Hilfe über.
Loni zupfte hier und da und mit den Ringen aus dem Reifrock kämpfend, setzte ich mich auf einen Stuhl. Nun kamen unsere Haare dran. Loni frisierte uns mit viel Geschick. Marie legte sie einen Zopf um den Kopf und Haarsträhnen in langen Ringellocken über die Schultern. Mir wurde ein Dutt am Hinterkopf festgesteckt und ein Teil meiner Haare ondulierte sie in großen Locken am Hals entlang.
Karl brachte die Maske für Marie und Loni steckte sie fest. Es war schwierig sie zu tragen. Die Masken engten unseren Blickwinkel erheblich ein. Wir beschlossen sie aufzulassen, um uns daran zu gewöhnen und stellten uns Oma vor. Sie war begeistert.
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