Aries
dachte, die Koppel wäre für die Ziegen. Ich bin darüber hinweg gestiegen. <<, versuchte ich mich trotzig zu rechtfertigen.
>> Oswald ist dein Großvater? << Er kuckte verblüfft.
>> Du kennst ihn? <<, fragte ich erstaunt zurück. >> Eigentlich mein Urgroßvater, aber ich sage meist Großvater. <<
>> Aha. <<, kam lakonisch aus ihm heraus, doch seine Augen fixierten mich einen Moment. Dann holte er hörbar Luft. >> Gut. Ich bringe dich hin. <<
>> Nein. Das brauchst du nicht. <<, warf ich sofort ein. >> Aber danke für die Rettung. Den Rest schaffe ich allein. Ich folge dem Weg einfach weiter, dann komme ich direkt zu Großvater. Ich war hier schon oft. << Ich lächelte dankbar und wollte los - doch seine Hand hielt mich zurück.
>> Scheint nicht so. <<, warf er kopfschüttelnd ein. >> Ich bringe dich hin. << Er sah mich nun so intensiv an, dass ich die Augen niederschlug und wusste - jeder Widerstand war zwecklos.
>> Also gut. <<, ergab ich mich und dachte - was wird Großvater von mir denken, wenn ich mit ihm im Schlepptau ankomme. Oder war es umgekehrt. Hatte er mich an der Angel?
Langsam liefen wir los. Eine Hand an meinem Oberarm schob er mich durchs Unterholz.
>> Das ist nun wirklich nicht nötig. <<, protestierte ich empört. Er grinste und schubste mich weiter. Wenige Meter ... und wir standen vor einem Metalltor. Das kannte ich. Der Eingang zum Hof meines Großvaters. Mit der freien Hand stieß er das Tor auf und mit der Anderen führte er mich hindurch.
Eine kleine Allee erschien. Mit einem Weg groß genug, dass Fahrzeuge, die fünfzig Meter zum Haus fahren konnten. Dort liefen wir entlang. In meinem Kopf kreisten die Gedanken. Sollte ich was sagen? Irgendwas Kluges oder Lustiges? Ich wusste nicht was und so schwieg ich. Still kamen wir am Haus an. Großvater saß auf einer Bank davor und rauchte Pfeife. Als er mich erblickte, kam Lachen in seine Augen und pure Freude überzog sein von Sonne und Wind gegerbtes Gesicht.
>> Fränni. <<, rief er glücklich. >> Schön das du da bist. << Strahlend rannte ich zu ihm und vergrub mein Gesicht an seinem Hals.
>> Ich freue mich auch Großvater. <<
>> Lass dich anschauen ... Du bist ja ne richtige Frau geworden. Wie lange habe ich dich nicht gesehen? << Er nahm mein Gesicht in seine derben Hände und küsste meine Stirn. Mein Herz wurde weit und glücklich sah ich ihn an. Dann fiel mir der Junge ein, der uns mit gerunzelter Stirn beobachtete.
>> Er hat mich hergebracht. Das ist … <<
>> Danke Ari. <<, unterbrach Großvater schmunzelnd. Erstaunt hob ich eine Augenbraue. >> Nun ja, meine Beine sind nicht mehr die Jüngsten, also ist Ari dich retten gegangen. Wir hatten Angst um die Pferde. <<, grinste Opa.
>> Ari. Aha. <<, sagte ich gespielt vorwurfsvoll. >> Und Angst um die Pferde und nicht, um mich zu retten. <<
>> Das war ein Scherz Fränni. Komm, wir setzen uns auf die Terrasse und trinken Schokolade. Ari kommst du mit? <<, lud Großvater den Jungen ein.
>> Nein, danke Oswald. Vielleicht ein anderes Mal. <<, antwortete der Junge mit den schönen Augen, drehte sich um und ging weg. Schade, dachte ich und sah ihm enttäuscht nach.
Großvater legte meinen Arm in seinen und zog mich mit sich. Wir setzten uns auf die Terrasse und ein großer Sonnenschirm spendete Schatten. Der Platz war auf einer Anhöhe errichtet, von wo aus man einen schönen Blick über das Land hatte. Ich genoss gerade die wundervolle Aussicht, da kam die alte Eve aus dem Haus geflitzt. Sie trug ein Tablett mit Geschirr auf den Armen und setzte sich zu uns. Opa goss Kakao ein und strahlte Eve an.
>> Hallo Fränni. <<, begrüßte mich Eve. >> Schön das du endlich da bist. Oswald hat mich schon ganz verrückt gemacht ... <<
>> Ja Tante Eve, ich freue mich auch. <<, erwiderte ich, als Großvater sich an mich wandte:
>> Erzähle wie es dir die letzten Jahre ergangen ist Fränni, und spare nichts aus. << Der mahnende Blick den Tante Eve ihm zuwarf, entging mir nicht. Er übersah ihn liebevoll lächelnd. >> Habe keine Angst. Du kannst deinem alten Großvater alles erzählen. << Augenblicklich wurde mir heiß und fieberhaft suchte ich einen Ausweg ... der Junge!
>> Erst möchte ich wissen ... wer war der Junge? Und woher kennst du ihn? << Ich versuchte Zeit zu schinden und vor allem, meine glühende Neugier zu befriedigen. Eve kuckte Großvater nun bedeutungsvoll an.
>> Du meinst Ari? <<, fragte Großvater und ich nickte schüchtern. >> Er gehört zur Familie. Ari lebt bei uns und ist sogar, glaube ich,
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