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Aristoteles: Grundwissen Philosophie

Aristoteles: Grundwissen Philosophie

Titel: Aristoteles: Grundwissen Philosophie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Detel
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im Wasser zu Boden sinken, ohne dass sich empirisch eine äußere Krafteinwirkung beobachten ließe – nicht zu reden von Lebewesen, die sich offenbar von selbst bewegen. In all diesen Fällen scheint also die Hypothese innerer Bewegungsprinzipien empirisch gut gestützt zu sein. Tatsächlich bedurfte es zu Beginn der Frühen Neuzeit einiger raffinierter theoretischer und experimenteller Manöver, um die empirisch nicht direkt beobachtbare Proportionalität von Kräften und Beschleunigungen und die korrespondierende Trägheit aller Masseteilchen zu entdecken.
    [41] Mit den Überlegungen, die Aristoteles zur Bewegung, zum Werden und zum Status der Physik anstellt, ist eine befriedigende Antwort auf die Frage nach den wichtigsten Bewegungsursachen allerdings nur vorbereitet. Die endgültige Antwort hängt vor allem von der physikalischen Analyse des Kosmos im Ganzen ab – von der Kosmologie.
    In seiner Kosmologie (vgl.
De Caelo
) verabschiedet sich Aristoteles, wie schon die antiken Atomisten vor ihm – gegen die er ansonsten heftig polemisiert – endgültig von der mythisch inspirierten Kosmogonie, mithin von den mythischen Weltentstehungslehren. Das Universum ist nach Aristoteles zwar nur endlich groß, aber zeitlich unbegrenzt. Es hat keinen zeitlichen Anfang und kein zeitliches Ende. Zugleich weist der Kosmos im Ganzen einen grundlegenden Unterschied zwischen Himmel und Erde auf. Denn die Sterne und Planeten bewegen sich anscheinend auf unveränderlichen kreisförmigen oder aus Kreisen zusammengesetzten Bahnen um die ruhende Erde herum; die Körperbewegungen auf und in der Nähe der Erde sind dagegen anscheinend überwiegend uneinheitlich, veränderlich und vielfältig. Daher muss, so Aristoteles, im Universum zwischen der irdischen (sublunaren) Sphäre und der himmlischen (supralunaren) Sphäre unterschieden werden (Cael. II 14). Die Bewegungen der Gestirne in der supralunaren Sphäre sind mathematisch beschreibbar, die Bewegungen der irdischen Körper in der sublunaren Sphäre dagegen nicht. Daher ist eine mathematische Astronomie möglich, nicht aber eine mathematische Physik für die sublunare Sphäre.
    Entsprechend dieser Differenz existieren zwei Arten einfacher Körper, die jeweils durch die Disposition zu den beiden einfachen Bewegungsarten ausgezeichnet sind: die irdischen einfachen Körper, deren ungestörte Bewegung geradlinig ist, und die himmlischen einfachen Körper, deren ungestörte Bewegung kreisförmig ist. 9 Die irdischen einfachen Körper sind Erde, Wasser, Luft und Feuer (die »vier Elemente«). Sie haben jeweils einen natürlichen Ort in der Schichtung vom [42] Erdmittelpunkt her gesehen: Erde -> Wasser -> Luft -> Feuer. Die natürliche Bewegung der vier Elemente ist die geradlinige Bewegung zu ihrem natürlichen Ort: Erde und Wasser nach unten, Luft und Feuer nach oben. Das innere natürliche Bewegungsprinzip der vier Elemente ist daher ihre Disposition, von selbst und ohne externe Krafteinwirkung geradlinig ihrem natürlichen Ort zuzustreben oder an ihrem natürlichen Ort zu verharren und zur Ruhe zu kommen (Cael. IV). Diese Theorie vom natürlichen Ort der Elemente und der natürlichen Bewegung bildet also den ersten Teil der Antwort auf die Frage nach den ersten Bewegungsursachen in der Natur als dem Bereich der Dinge, die das Prinzip der Bewegung und Ruhe in sich haben.
    Es gibt nach Aristoteles jenseits der vier Elemente keine wohlbestimmte erste Materie. Die Bewegung der vier Elemente ist daher grundsätzlich ein Prozess der Umwandlung der vier Elemente ineinander. Auch diese Bewegung muss letztlich eine Veränderung von Formen sein. Tatsächlich ist jedes der vier Elemente durch eine Kombination aus zwei der vier Grundqualitäten gekennzeichnet. Die Grundqualitäten sind: das Kalte, das Warme, das Feuchte und das Trockene. Die Erde ist kalt und trocken, das Wasser kalt und feucht, die Luft warm und feucht und das Feuer warm und trocken. Die Verwandlung dieser Qualitäten und Formen ineinander generiert eine Verwandlung der vier Elemente ineinander (GC II).
    Bevor wir uns der supralunaren Sphäre und damit dem letzten Ursprung der Bewegung zuwenden, sei erwähnt, dass die aristotelische Bewegungslehre auch gravierende Probleme enthält, die sehr bald gesehen wurden, zum Teil auch schon von Aristoteles selbst. In der Wurfbewegung scheint die Bewegungskraft erhalten zu bleiben, aber die aristotelische Bewegungstheorie bietet dafür auf den ersten Blick keinerlei

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