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Arkadien 01 - Arkadien erwacht

Titel: Arkadien 01 - Arkadien erwacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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wollten sie die genauen Koordinaten des Fundorts haben. Ich zog also meine Aussagen über die Carnevares zurück, erhielt alle anderen Anschuldigungen aber aufrecht.«
    »Und die Koordinaten?«
    »Die hab ich ihnen nicht verraten. Um Iole und mich selbst abzusichern.«
    »Was war mit der Crew des Schiffes, von dem aus Sie den Tauchgang unternommen haben? Haben die Carnevares sich nicht die Mannschaft vorgenommen?«
    »Dazu war es zu spät.«
    »Zu spät?«
    »Das war das Erste, wofür mein Bruder gesorgt hat, nachdem wir an Land gegangen waren.«
    »Er hat sie … Seine eigenen Leute?«
    Dallamano zuckte die Achseln. »Er hat ein paar seiner Leibwächter auf das Schiff geschickt, noch am selben Abend. Die Mannschaft war noch an Bord. Und da ist sie auch geblieben.«
    Nach einem Augenblick sagte Rosa: »Dann gibt es also niemanden außer Ihnen, der den genauen Fundort kennt? Damit könnte ich Iole das Leben retten.«
    »Selbst wenn es so wäre – bildest du dir ein, ich würde ihn dir verraten? Dir und diesem Carnevare dort oben?«
    »Aber Sie haben gesagt, Sie wissen, wo –«
    »Nein. Ich habe lediglich dafür gesorgt, dass die Carnevares das geglaubt haben. Die Wahrheit ist: Die exakten Koordinaten kannte nur mein Bruder.«
    »Dann war alles nur ein Bluff?«, entfuhr es ihr.
    »Fast.«
    Sie legte fragend den Kopf schräg.
    »Wir hatten einen Bauauftrag, damals«, sagte er. »Den größten, der jemals an uns vergeben wurde. Seit einer Ewigkeit gab es Pläne, eine Brücke zwischen Sizilien und dem Festland zu errichten. Mehrere Kilometer lang, an riesigen Pfeilern aufgehängt, mindestens sechzig Meter über dem Wasser. Wir bekamen den Auftrag und begannen mit den Untersuchungen des Meeresbodens. Es war auf einer dieser Fahrten, als die Instrumente unserer Geologen Auffälligkeiten meldeten. Ruggero, ich und ein paar unserer Taucher gingen runter und sahen uns um.«
    »Ist das Meer an dieser Stelle denn so seicht, dass man als Taucher mit Sauerstoffflasche den Grund erreichen kann?«
    Dallamano lachte leise. »Dort, wo alle anderen die Brücke bauen wollten, zwischen Messina auf der sizilianischen Seite und Villa San Giovanni auf dem Festland, ist die See über dreihundert Meter tief – dort könnte nur ein U-Boot bis zum Boden vorstoßen. Aber Ruggero hatte einen anderen Plan: die Brücke in einem flacheren Teil des Meeres zu bauen. Dann müsste sie beinahe doppelt so lang werden, wäre aber wegen der geringeren Wassertiefe wesentlich einfacher zu konstruieren. Zu dem Zeitpunkt suchten wir also nach einer seichteren Stelle, viel weiter südlich. Es gibt dort einen unterseeischen Felsrücken, über dem das Meer gerade einmal vierzig Meter tief ist. Das schafft ein Sporttaucher, wenn er sich einigermaßen geschickt anstellt.«
    »Sie kennen die Koordinaten wirklich nicht?«
    Er schüttelte den Kopf. »Nicht die exakten. Und ohne sie kann man Jahrzehnte damit verbringen, den Meeresgrund nach ein paar ungewöhnlichen Steinformationen abzusuchen. Die Straße von Messina ist von schroffen Felsschluchten durchzogen. Der Boden ist ungeheuer zerklüftet, es gibt extreme Höhenschwankungen. Ohne die genauen Koordinaten findet dort niemand etwas. Es sei denn, durch Zufall – so wie wir damals.«
    »Darum also haben Sie nie versucht, einen Handel mit den Carnevares abzuschließen. Ohne die Daten hatten Sie nichts in der Hand, was für die Carnevares von Wert gewesen wäre.« Sie senkte den Blick und fluchte. »Dann ist das alles hier umsonst. Die werden Iole umbringen und meine Familie …«
    »Du willst es wirklich versuchen, was?«
    Sie sah ihn wieder an, noch argwöhnischer als zuvor.
    »Du würdest tatsächlich einem Mann wie Cesare ein Geschäft vorschlagen? Um dafür zu sorgen, dass Iole nichts zustößt?«
    Sie nickte in der Hoffnung, dass er es trotz der Finsternis erahnen konnte.
    Leise sagte er: »Unter Umständen gibt es einen Weg, doch noch an die Koordinaten zu kommen. Vielleicht – und ich meine vielleicht – existieren die Unterlagen meines Bruders noch immer.«
    »Cesare hätte sie gefunden«, wandte sie ein. Aber sie erinnerte sich auch an ihr Gespräch mit Alessandro während des Fluges und an die Frage, die sie sich gestellt hatten: Wie hatte Iole das Foto an sich nehmen können, ohne dass Cesare all die übrigen Bilder auf Ruggero Dallamanos Schreibtisch entdeckt hatte?
    Und plötzlich begriff sie, welche Frage sie sich tatsächlich hätten stellen sollen: Wo, zum Teufel, befand sich dieser

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