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Arkadien 01 - Arkadien erwacht

Titel: Arkadien 01 - Arkadien erwacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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Villa der Dallamanos stand am Ende der Allee auf einem kleinen Hügel, der die Küste und das glitzernde Mittelmeer überschaute. Eine Auffahrt führte durch eine Gartenanlage hinauf zu einem mächtigen Portal. Hohe Palmen und Kiefern legten ein Schattenmuster über den restaurierten Prachtbau.
    Das Tor unten an der Straße stand offen. Daneben war ein Messingschild angebracht.
    »Eine wissenschaftliche Bibliothek?«, fragte Rosa verwundert.
    »Das wird aus Immobilien der Mafia, wenn das Gericht sie dem Staat zuspricht«, erklärte Alessandro. »Meistens werden sie zu gemeinnützigen Zwecken verwendet. Nachdem es keine Erben mehr gab, wurde die Dallamano-Villa offenbar der Provinzregierung vermacht. Kein schlechter Fang. Allein das Grundstück muss ein Vermögen wert sein.«
    Vor dem Eingang unterhielten sich zwei ältere Männer. Einer hielt einen Papierstapel in der Hand, der andere einige Bücher.  
    Sie ächzte leise. »Die nehmen uns nie ab, dass wir hier wissenschaftliche Recherchen betreiben wollen.«
    »Dann kommen wir wieder, wenn es dunkel ist. Besser eine Bibliothek als eine Bank. Das Haus wird nicht allzu gut gesichert sein.«
    Sie schenkte ihm einen skeptischen Seitenblick.
    Er lächelte. »Wir sind Gangster, oder? Zu irgendwas muss das ja gut sein.«
    Vor der Auffahrt wendete er den Wagen, fuhr die Allee wieder hinunter und nahm am nächsten Kreisverkehr den Weg Richtung Innenstadt.
    Unterwegs wiederholte Rosa für ihn, was Florinda über das Tribunal und Cesares Ernennung zum capo der Carnevares gesagt hatte. »Das bedeutet«, beendete sie ihren Bericht, »dass uns die Zeit davonläuft.«
    »Morgen Nacht«, murmelte er mit verbissenem Nicken. »Cesare jagt gern im Dunkeln.«
    »Wie willst du herausfinden, wo die Jagd stattfindet?«
    Nach kurzem Zögern sagte er: »Der Mann von der Insel, der Tierpfleger … Er liegt noch immer im Krankenhaus. Und ich weiß, in welchem.«
    Rosas Augenbraue rutschte nach oben. »Er war nicht so schwer verletzt.«
    »Nicht, als der Kapitän und seine Männer ihn an Bord geholt haben.«
    »Du hast ihnen den Befehl gegeben –«
    »Er wollte dich töten .« Er sagte das so verächtlich, dass ihr die Spucke wegblieb. »Wenn dir auf der Insel etwas zugestoßen wäre, dann hätte ich ihn nicht nur verprügeln lassen. Dann hätte ich ihn mit eigenen Händen umgebracht.«
    Längst hatte sie begriffen, was es auf Sizilien bedeutete, Mitglied der Cosa Nostra zu sein; aber gewöhnt hatte sie sich noch immer nicht daran.
    »Ich bekomme raus, wo sie steckt«, sagte er. »Du hast erfahren, wo wir nach Dallamanos Unterlagen suchen müssen – dafür finde ich Iole.«
    Im Zentrum von Syrakus hielt er vor einer der letzten öffentlichen Telefonzellen, in der Nähe der Piazza Duomo. Er bat Rosa, im Wagen auf ihn zu warten.
    »Wen rufst du an?«
    »Den Kapitän der Jacht. Er soll sich um den Mann im Krankenhaus kümmern.«
    »Ist er noch auf deiner Seite?«
    Alessandro zuckte die Achseln. »Ehrlich? Keine Ahnung. Aber uns gehen allmählich die Verbündeten aus.«
    Er telefonierte fast zehn Minuten lang. Rosa beobachtete ihn nachdenklich durch die Scheibe: sein schönes Gesicht, das jetzt so verbissen wirkte; das strubbelige braune Haar, sein kantiges Profil. Er wirkte angespannt, aber trotzdem strahlte er eine Selbstsicherheit aus, die sie verblüffte und ihr zugleich ein wenig Angst machte. Nicht vor ihm, um ihn. Sein Lebenlang würde er mächtige Feinde haben, die nur darauf warteten, dass er einen Fehler beging.
    Schließlich kehrte er zum Wagen zurück. »Wenn der Tierpfleger weiß, wo die nächste Jagd stattfindet, dann erfahren wir es spätestens morgen früh.«
    Ein Schauder kroch ihr über den Rücken. Aber sie verbarg ihre Gefühle hinter einem Nicken, lehnte sich zurück und wartete mit klopfendem Herzen auf die Dunkelheit.

Das verborgene Zimmer
    N ach Einbruch der Nacht kletterten sie über den Zaun der Villa und näherten sich im Schutz von Büschen und Trauerweiden dem Haus. Hinter den Fenstern brannte kein Licht, der letzte Angestellte hatte die Bibliothek um kurz nach acht verlassen. Während der vergangenen zweieinhalb Stunden hatte sich kein anderes Fahrzeug bis ans Ende der Eichenallee verirrt.
    Schweigend hasteten sie über einen schmalen Rasenstreifen und erreichten die Palmen, die sich rund um die Villa erhoben. Sie liefen um das Gebäude bis zur Rückseite. Hier befand sich eine weite Terrasse mit Blick auf die felsige Küste. Draußen auf dem Meer schwebten die

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