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Arkadien 01 - Arkadien erwacht

Titel: Arkadien 01 - Arkadien erwacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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sie an, als wollte er es auf einen Streit ankommen lassen. »Du kannst nicht allein mit ihm gehen!«
    »Ich will nur mit ihm reden.«
    »Und was will er ?«
    »Cesare und dein Vater haben seine ganze Familie auf dem Gewissen. Was erwartest du?«
    Dallamano rief: »Dein Freund hat Angst, dass ich dir Dinge über ihn und seinen Clan erzählen könnte. Dass ich dich vor dem warnen könnte, was bald aus ihm werden wird, wenn er erst der capo der Carnevares ist. Dann wird keines seiner Versprechen noch einen Pfifferling wert sein.«
    Alessandro würdigte ihn keines Blickes, sah nur Rosa an. »Er lügt.«
    »Das weiß ich«, sagte sie sanft.
    »Er will uns gegeneinander ausspielen.«
    »Was er will, ist Rache. Und im Augenblick sind Worte seine einzige Waffe.« Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und gab ihm einen Kuss. »Und dagegen bin ich immun, glaub mir.« Damit wandte sie sich um und eilte den Pfad hinauf.
    »Rosa.«
    Sie blickte noch einmal zurück.
    »Du darfst ihm nicht alles glauben. Sei vorsichtig.«
    »Wir werden sehen. Mach dir keine Sorgen.«
    Dallamano lächelte, als sie ihn erreichte. »Er frisst dir aus der Hand, was?«
    »Er tut, was Sie tun sollten: Er will Ihre Nichte retten.«
    Sein Blick wanderte düster von ihr zu Alessandro. »Komm«, sagte er dann und ging voraus.
    »Wohin?«
    Er klang, als lächelte er. »Zum Brunnen der geheimen Weihe.«

Das Rätsel von Messina
    R osa folgte Dallamano den Berg hinauf, vorbei an einer künstlichen Grotte, aus der sich ein Wasserfall in einen Teich ergoss. Bald erreichten sie einige haushohe Felsbrocken unter einem Baum mit gewaltiger Krone. Der Himmel darüber war dunkelblau, nur der Schein einer Lampe am Weg riss die Zweige aus der Dämmerung.
    »Hier entlang.« Er brachte sie zu einem Spalt zwischen den bemoosten Felsen. Dort führte eine steinerne Treppe spiralförmig in die Tiefe. Rosa wartete, bis Dallamano eine halbe Windung hinabgestiegen war, dann erst beugte sie sich über die Brüstung.
    Sie blickte in einen runden Schacht, an dessen Wänden sich die Wendeltreppe hinter einer Säulenarkade nach unten schraubte, als hätte man vor langer Zeit einen Turm vollständig in den Boden gerammt. Am Grund schimmerte in schwachem Lichtschein ein gefliester Stern mit acht Zacken.
    »Ich soll mit Ihnen da runtergehen?«
    »Ja.« Seine Silhouette erschien hinter den Säulen auf der gegenüberliegenden Seite und verschwand wieder aus ihrem Blickfeld, als er sich genau unter ihr befand. »Pass auf, wohin du trittst«, rief er herauf. »Die Stufen sind nass und rutschig.«
    »Warum können wir nicht hier oben reden?«
    »Dieser Schacht führt dreißig Meter in den Fels«, antwortete er. »Dort unten gibt es keinen Handy- oder Funkempfang, so abhörsicher ist man nirgendwo sonst.«
    Sie machte vorsichtig die ersten Schritte in die Tiefe. »Sie glauben, ich hab irgendwelche Mikrofone bei mir?«
    »Ich will nur sichergehen.« Seine Worte hallten immer stärker. »Dies hier war einmal ein Ort der Initiation, lange bevor die Villa und ihr Park für Besucher geöffnet wurden. Werdem Geheimbund der Freimaurer beitreten wollte, musste diese Treppe hinuntersteigen, vom Licht in die Dunkelheit. Unten am Grund fand das Aufnahmeritual statt.«
    Das Wort Ritual gefiel ihr hier noch weniger als anderswo.
    »Der Erbauer war ein verrückter Millionär, der ein Vermögen mit Geschäften in Brasilien gemacht hatte. Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts hat er von den Baronen von Regaleira vier Hektar Land gekauft und einen italienischen Architekten damit beauftragt, das Haupthaus, die Kapelle und alle übrigen Bauten zu errichten. Innerhalb von sechs Jahren schufen sie das gesamte Ensemble mit all seinen künstlichen Ruinen, Grotten und unterirdischen Gängen. Es gibt sogar ein Amphitheater. Aber für mich war dies hier unten immer der faszinierendste Teil.«
    Während Dallamano redete, schlitterte und stolperte Rosa die nassen Stufen hinab, und dass es mit jedem Schritt abwärts immer dunkler wurde, machte es nicht besser. Zudem war sie noch immer völlig übermüdet.
    Als sie den Boden des Schachts erreichte, wartete Dallamano im Zentrum des Fliesensterns. Das Dämmerlicht vom fernen Himmel wurde schwach auf den feuchten Steinplatten reflektiert. In einer Seitenwand öffnete sich das schwarze Halbrund eines Tunnels.
    Dallamano stand starr inmitten des Sterns und sah ihr entgegen.
    »Komm zu mir«, sagte er. »Ich muss dich abtasten.«
    »Sie wollen was ?« Sie war kurz davor, auf der

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