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Arkadien 01 - Arkadien erwacht

Titel: Arkadien 01 - Arkadien erwacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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flackerten unter der Decke auf und erhellten die karge Einrichtung mit Neonlicht.
    Noch mehr Aktenschränke, manche geöffnet; ein lederner Lesesessel; an den holzverkleideten Wänden ein paar alte Familienfotos, auch von einem Kind mit großen Augen und fröhlichem Lachen. Im Zentrum des Raumes stand ein großer Schreibtisch.
    »Sieht tatsächlich so aus, als wäre das alles seit Jahren nicht mehr angerührt worden«, flüsterte Rosa.
    Ein Drehstuhl lag umgestürzt am Boden. Auf dem Tisch standen weitere Fotos von Ruggero Dallamano und seiner Familie in kleinen Holzrahmen; in genau so einem hatte sich das Bild der beiden Taucher befunden, hinter dem Iole die Fotografie der Statue versteckt hatte. In der Mitte lag ein dickes Schreibheft aus stabilem Karton. Es war zugeschlagen, das Ende eines Kugelschreibers schaute zwischen den Seiten hervor. Rundum waren Fotos verstreut, düstere, teils unterbelichtete Aufnahmen, manche nur mit verwaschenen Flecken vor einem nachtschwarzen Hintergrund.
    Die Neonröhren knisterten. Ihr Summen brach schlagartig ab. Das Licht ging aus.
    Rosa fluchte. Alessandro leuchtete zur Tür hinüber. Staub tanzte in dem gelblichen Schein. Auch im Vorzimmer und draußen im Abstellraum war es wieder stockfinster.
    »Die Sicherungen?«, flüsterte sie.
    »Es müsste hier unten einen Generator geben. Wahrscheinlich wurde der seit Jahren nicht mehr gewartet, sonst würde das Licht gleich wieder angehen.«
    Sie atmete tief durch und bemerkte erst jetzt, wie abgestanden die Luft war. Kurz entschlossen raffte sie das Schreibheft und einen Großteil der Fotos zusammen, ohne auszuwählen. Solange Alessandro die Tür im Blick behielt, reichte der Schein des Strahlers nicht aus, um etwas auf den Aufnahmen zu erkennen.
    »Raus hier«, sagte sie, presste Heft und Fotos an sich und glitt um den Schreibtisch. Alessandro lief voraus zur Tür, nach kurzem Horchen hinaus in den vorderen Raum, dann durch die Bunkertür in den Keller. Rosa blieb dicht hinter ihm. Sie wollte schon weiter, als Alessandro innehielt, den Fuß in den Abflussschacht steckte und das Pedal betätigte. Die Schiebetür schloss sich nahezu lautlos hinter ihnen.
    »Irgendjemand ist oben im Haus«, flüsterte er.
    Sie hatte die Geräusche ebenfalls gehört.
    Alessandro sank in die Hocke. Mit der freien Hand legte er das Gitter zurück in die Abflussöffnung. Zum Befestigen blieb keine Zeit mehr. Stattdessen wischte er die losen Schrauben durch die Stäbe in den Schacht und zog einen der Bücherkartons darüber. »Das muss reichen.«
    Rosa überlegte kurz, ob sie Dallamanos Unterlagen irgendwo im Keller deponieren sollte, entschied dann aber, sie bei sich zu behalten. Sie brannte darauf zu erfahren, was er am Meeresgrund entdeckt hatte; außerdem würde sie diese Informationen benötigen, um sie gegen Iole einzutauschen. Ganz gleich, wer dort oben durch die Villa schlich, er durfte sie jetzt nicht aufhalten.
    Alessandro schaltete die Taschenlampe aus und packte Rosa am Arm. Tastend bewegten sie sich hinaus in den Kellergang. Die Treppe am Ende zeichnete sich als Rechteck aus diffusen Streifen ab. Fahles Nachtlicht reflektierte auf den Marmorstufen.
    Ein Schatten huschte darüber hinweg.
    Rosa hielt den Atem an. Presste sich gegen die Wand. Sie wartete darauf, dass ein Licht aufflammen und in ihre Richtung scheinen würde.
    Aber es kam niemand in den Keller herab. Irgendwer war oben an der Treppe vorübergegangen.
    Vorsichtig schlichen sie weiter. Alessandro steckte die ausgeschaltete Taschenlampe in seinen Hosenbund und zog den Schraubenzieher hervor, mit dem er das Fenster aufgebrochen hatte. Wie ein Messer hielt er ihn vor sich. Rosa schob die Fotos zwischen die Seiten des Heftes, so dass sie den ganzen Stapel mit einer Hand festhalten konnte. Sie nahm Alessandro den Gummihammer ab und wog ihn in der Hand. Nicht so gut wie ihr Tacker, aber besser als nichts.
    Er warf ihr einen knappen Blick zu, aber in der Finsternis konnte sie ihn kaum erkennen. Noch einmal horchten sie die Treppe hinauf, dann begannen sie mit behutsamen Schritten ihren Aufstieg.
    Um das Fenster zu erreichen, durch das sie hereingekommen waren, mussten sie mehrere Räume durchqueren. Das Mondlicht erzeugte tiefschwarze Schatten zwischen den Bücherregalen.
    Ein Klacken ertönte, wie von Schaltern, die hastig auf und ab gekippt wurden. Irgendwer hantierte an einem Sicherungskasten, nur ein, zwei Zimmer weiter. Wahrscheinlich waren deshalb die Lichter im Keller

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