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Arkadien 01 - Arkadien erwacht

Titel: Arkadien 01 - Arkadien erwacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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fuhr die wenigen Kilometer bis zur Abfahrt nach Piazza Armerina und stoppte den Wagen auf dem Seitenstreifen. Ihre Scheinwerfer waren das einzige Licht weit und breit. Mit bebenden Fingern schaltete sie die Innenbeleuchtung ein und öffnete den Umschlag. Stirnrunzelnd schüttete sie den Inhalt in ihre Hand.
    Ein Handy. Es war eingeschaltet.
    Auf dem Display war ein grünliches Infrarotfoto zu sehen: sie selbst und Alessandro, wie sie im Dunkeln die Straße vor der Villa Dallamano in Syrakus überquerten.
    Eine Minute lang starrte sie das Bild an.
    Das Handy vibrierte. Rosa atmete tief durch und nahm ab.

Überläufer
    S ie erkannte die Stimme der Richterin sofort.
    Quattrini erinnerte Rosa an ihre Abmachung und eröffnete ihr, dass sie sie seit ihrer Rückkehr aus Portugal habe beschatten lassen; natürlich wisse sie, dass Rosa und Alessandro in die Villa der Dallamanos eingebrochen seien. Es interessiere sie nicht, was die beiden dort getrieben hätten. Das Einzige, worauf es ihr ankomme, sei Rosas Aussage gegen Salvatore Pantaleone, die Quattrini die Handhabe gäbe, das Anwesen und die Ländereien der Alcantaras zu durchsuchen. Sie wolle den capo dei capi und ganz sicher werde sie sich nicht von Rosa an der Nase herumführen lassen. Sie erwarte diese Aussage jetzt . Rosa solle sich nicht von der Stelle rühren; jemand werde sie abholen und zu ihr bringen.
    Kaum war die Verbindung unterbrochen, als in Rosas Rückspiegel Scheinwerfer aufflammten. Der Wagen musste ihr vom Tor aus gefolgt sein.
    Mit kreischenden Reifen jagte sie den schwarzen Maserati zurück auf die Straße und beschleunigte in kürzester Zeit auf über hundert Stundenkilometer. Die Landstraße 117 war gut ausgebaut, mit breiten Spuren und Standstreifen – keine Selbstverständlichkeit auf Sizilien. Sie hoffte, dass sie den Wagen ihres Vaters auch bei hohem Tempo unter Kontrolle halten konnte. Trotzdem brach ihr nach wenigen Sekunden der Schweiß aus.
    Sie musste Alessandro finden. Ihm helfen Iole zu retten. Die Richterin konnte warten, Pantaleone würde ihr nicht davonlaufen. Trotz allem hatte Rosa ein schlechtes Gewissen dabei, ihn ans Messer zu liefern. Im Grunde genommen machte sie sich eines doppelten Verrats schuldig: erst an der Cosa Nostra, nun am Vertrauen der Richterin. Aber es ging nicht anders.Sie konnte Alessandro nicht aufgeben. All die Dinge, die der alte Mann gesagt hatte, mochten auf den Baron zugetroffen haben – aber nicht auf Alessandro.
    Die nächtliche Fahrbahn war leer, vor ihr war nirgends ein Rücklicht zu sehen. Einmal wuselte etwas über den Asphalt, dem sie um Haaresbreite auswich. Dann beschleunigte sie wieder. Erlaubt waren neunzig Stundenkilometer und die Strecke war kurvig genug, um das zu rechtfertigen. Rosa fuhr hundertvierzig, dann hundertfünfzig.
    Das Scheinwerferpaar im Rückspiegel blieb auf Distanz. Sie musste so schnell wie möglich von dieser Straße herunter. Falls Quattrinis Leute Verstärkung anforderten, würde die ihr früher oder später den Weg abschneiden. Allerdings war sie nicht sicher, über wie viele Beamte die Richterin verfügte. Quattrini führte ein Sonderkommando gegen die Mafia an, wahrscheinlich nur eine Handvoll sorgfältig ausgewählte Polizistinnen und Polizisten. Falls sie weitere Beamte mit einbezog, bestand die Gefahr, dass einige sich von der Cosa Nostra bestechen ließen. Quattrini konnte nicht riskieren, dass irgendwer Pantaleone eine Warnung zuspielte.
    Wahrscheinlich würde es also keine groß angelegte Fahndung nach Rosa geben. Wenn es ihr gelang, ihren Verfolger abzuschütteln, hatte sie eine Chance. Sie brauchte nur diesen einen Tag. Danach würde sie sich der Richterin freiwillig stellen.
    Sie verfluchte Alessandro dafür, dass er ihr den Ort der Jagd nicht verraten hatte. Wie sollte sie rechtzeitig herausfinden, wohin sie fahren musste? Und was wollte sie Cesare anbieten im Austausch gegen Ioles Leben? Die Fotos und Dokumente der Dallamanos waren von Florinda und ihrem Helfer gestohlen worden. Gab es noch eine andere Möglichkeit, mit Cesare einen Handel einzugehen? Und was hatte Alessandro vor?
    Das Steuer vibrierte unter ihren Händen. Mehrfach drohte sie in den Kurven die Kontrolle zu verlieren. Einmal geriet dasAuto ins Schlittern, stellte sich fast quer und schlingerte wieder zurück in Fahrtrichtung.
    Mehrere Einmündungen huschten an ihr vorüber, aber sie blieb auf der Hauptstraße. An der Abfahrt zu einem Dorf schlenkerte sie nur mit Mühe durch einen verlassenen

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