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Arkadien 01 - Arkadien erwacht

Titel: Arkadien 01 - Arkadien erwacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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die geschlossene Scheibe.
    Rosa öffnete sie einen Spaltbreit.
    »Was hast du hier zu suchen?«, fragte sie.
    »Was wohl? Dich.«
    »Hat Alessandro dich geschickt?« Daran glaubte sie nicht ernsthaft und er schüttelte den Kopf. »Wer dann? Cesare?«
    »Nein. Scheiße, du hast mir fast die Nase gebrochen.«
    Sarcasmo stieß erneut ein Winseln aus und schleckte über ihr Ohr.
    »Rosa, mach die Tür auf. Komm schon.«
    »Wer sagt mir, dass ich dir vertrauen kann?«
    »Ich hab dir nichts getan, oder?«
    »Die Carnevares sind nicht besonders gut auf mich zu sprechen.«
    »Cesare weiß nicht, dass ich hier bin. Keiner von ihnen weiß das.«
    »Und was willst du dann hier?«
    »Dich abholen.«
    Sie ließ die Scheibe hochfahren und gab Gas. Nur ein leichtes Tippen aufs Pedal. Der Mercedes machte einen Satz nach vorn, blieb dann wieder stehen. Sie befand sich nur noch zwei Meter von der Straße entfernt.
    Fundling war mit wenigen Schritten neben ihr. Er sah jetzt nervös aus, wie bei ihrer ersten Begegnung am Flughafen, als er Alessandro abgeholt hatte. Mit einer Handbewegung bedeutete er ihr, das Fenster wieder zu öffnen.
    Sie ließ die Scheibe zwei Fingerbreit nach unten.
    »Quattrini hat mich geschickt«, sagte er leise, die Lippen ganz nah am Fensterspalt. »Sie wollte, dass ich dich hole, weil sie gemeint hat, dass du mir eher vertraust als ihren Leuten.« Er verzog einen Mundwinkel. »War ein mieser Plan.«
    Ihr erster Impuls war, alles abzustreiten. So zu tun, als ob sie den Namen Quattrini nie zuvor gehört hätte. Aber dann fragte sie: »Du kennst sie?«
    »Manchmal rede ich mit ihr. Wenn sie fragt. Genau wie du.« Er sah sie eindringlich an. »Wenn du das jemandem erzählst, bin ich tot.«
    Dito, dachte sie. Wenn er die Wahrheit sagte, dann bespitzelte er die Carnevares im Auftrag der Richterin. Bislang hatte sie angenommen, er wäre dem Baron treu ergeben, weil der ihn als Kleinkind bei sich aufgenommen hatte. Aber Cesare war nicht der Baron.
    »Du hast es gesehen«, entfuhr es ihr. »Dass Cesare den Baron getötet hat, nicht wahr?«
    Einen Moment lang wirkte er überrascht, dann nickte er.»Ich kann dort nicht weggehen. Cesare würde glauben, dass ich ihn verraten will, und würde mich umbringen.«
    »Stattdessen hast du ihn verraten, bleibst bei ihm und spielst weiterhin den Fahrer für sie. Nicht dumm.« Dennoch traute sie ihm nicht. Er war ein Verräter – wie sie selbst, genau genommen – und Verrätern durfte man nicht vertrauen.
    »Machst du nun die Tür auf?«, fragte er ungeduldig.
    Sarcasmo hechelte hinten auf der Rückbank.
    »Hast du sie hingefahren?«, fragte sie. »Cesare und die anderen?«
    Er nickte. »Ich war gerade wieder auf dem Rückweg zur Burg, als mich die Leute der Richterin abgefangen haben. Sie haben mich mit dem Umschlag und dem Handy zu dir geschickt.«
    »Der andere Wagen –«
    »Ich war allein«, unterbrach er sie kopfschüttelnd. »Keine Ahnung, vor wem du da abgehauen bist, aber es war keiner von ihrer Einheit. Glaube ich jedenfalls. Wahrscheinlich nur irgendwer, der gerade vorbeigekommen ist.«
    »Wohin hast du die Carnevares gefahren?«
    Er zögerte. »Geh nicht dorthin, Rosa. Das ist nichts für dich.«
    Sie starrte ihn an. »Du weißt es, oder? Was dort passieren wird? Mit Iole?«
    »Sie haben das schon viele Male getan. Der Baron war immer dagegen, aber Cesare …«
    Sie schluckte. »Hast du Iole hingebracht?«
    »Nein. Das war einer aus dem engeren Kreis. Ich hab nur zwei von seinen Gästen gefahren. Einen Cousin des Barons aus Catania und seine Frau.«
    Also versammelte sich tatsächlich ein ganzes Rudel der Panthera zur Jagd auf das Mädchen. Einmal mehr musste sie einen Kloß im Hals herunterwürgen.
    »Wo sind sie?«, fragte sie erneut.
    »Lass mich erst rein.«
    Sie schüttelte heftig den Kopf. »Wo, Fundling?«
    Er schlug die Augen nieder. »Gibellina. Das Monument.«
    »Das was?«
    »Tu das nicht. Sie töten dich.«
    »Alessandro ist dort.«
    »Er ist einer von ihnen.«
    »Nein. Er ist anders.« Sie öffnete das Handschuhfach. Darin lagen mehrere Straßenkarten.
    Sarcasmo rollte sich auf dem Rücksitz zusammen. Sie wagte nicht, eine Tür zu entriegeln, um ihn hinauszulassen. Immerhin fühlte er sich mit ihr am Steuer offenbar nicht unwohl.
    Fundling rüttelte am Griff. »Bitte!«
    »Vorsicht«, sagte sie nur, gab ihm einen Moment, dann trat sie aufs Gas. Der Motor heulte auf. Der Mercedes fuhr los, hinaus auf die dunkle Landstraße. Der Zündschlüssel des

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