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Arkadien 01 - Arkadien erwacht

Titel: Arkadien 01 - Arkadien erwacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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vergessen.«
    »Hab ich nicht gemeint.«
    »Wen dann? Deine Tante?«
    Sie schüttelte den Kopf. Sie wusste nicht mal, wo Florinda im Augenblick steckte. Und Zoe? Am besten nicht darüber nachdenken. Mit Risiken kam sie klar, mit Sorgen sehr viel weniger.
    »Also?«, fragte er.
    Vor ihnen führte die Straße geradewegs in den Sonnenaufgang.
    »Bring mich nach Catania«, bat sie ihn noch einmal.
    s
    Als sie eine Stunde später die Autobahn verließen und durch hässliche Industriegebiete Richtung Stadtzentrum rasten, bemerkte Alessandro, dass sie verfolgt wurden. Rosa war so wenig überrascht wie er. Cesare mochte sie auf freien Fuß gesetzt haben – wohl vor allem, um sich später nicht vorwerfen zu lassen, er habe der Entscheidung des Arkadischen Tribunals vorgegriffen –, aber er war kein Idiot. Zweifellos hatte er seinen Leuten befohlen sie zu beschatten.
    Alessandro brauchte nicht einmal zehn Minuten, um den anderen Wagen im dichten Berufsverkehr abzuhängen.
    »Wo hast du denn das gelernt?«, fragte sie.
    »Manhattan. Ein paar Jungs von der Schule und ich sind oft aus dem Hudson Valley runter in die Stadt gefahren. Wer sich dort zurechtfindet, der kommt auch hier klar.« Er musste nicht erwähnen, wen er im Verkehrschaos der New Yorker Straßen abgeschüttelt hatte. Sie war sicher, dass er genau wie sie genug Erfahrung mit Polizeiverhören hatte.
    »Sah leicht aus«, bemerkte sie, als er einmal mehr in den Rückspiegel spähte und seine Miene sich aufhellte.
    »Das war noch nicht alles.«
    »Mehr von denen?«
    Er schüttelte den Kopf. »Ich wette, dass unser Wagen bis unters Dach voller Peilsender steckt.«
    »Hurra.«
    »Und voller Wanzen.«
    »Wir werden abgehört?«
    »Nein.« Er fingerte mit der rechten Hand nach seinem Schlüsselbund in der Hosentasche und schwenkte ihn klimpernd in der Luft. Zwischen den Schlüsseln baumelte ein kleines silbernes Rechteck. Unter anderen Umständen hätte sie es für einen Glücksbringer gehalten; vielleicht auch für einen USB-Stick.
    »Ist das ein Störsender?«
    Er nickte.
    »Von Q?«
    »Von eBay.« Sein Lächeln wirkte beinahe gelöst. »Die hören nichts als verzerrte Geräusche und Rauschen.«
    Sie deutete auf seine Hosentaschen. »Gibt’s da noch mehr Geheimwaffen, von denen ich wissen sollte?«
    Er lächelte. »Sag mir einfach, wohin wir fahren.«
    Sie nannte ihm eine Straße, aber keine Hausnummer. »Lass mich irgendwo dort raus. Den Rest schaff ich allein.«
    »Was hast du vor?«
    »Je weniger du darüber weißt, desto –«
    Er verdrehte die Augen. »Ach, komm schon, Rosa.«
    »Es genügt, wenn einer von uns … das tut.«
    Er blinzelte sie irritiert an, dann programmierte er einhändig das Navigationsgerät. »Du traust mir nicht über den Weg – aber von mir verlangst du, dass ich dir vertraue!«
    »Weil ich ehrlich bin.«
    Sie wich seinem Blick aus, als er an einer roten Ampel anhielt und herübersah. »Noch mal: Ich hab dich nicht angelogen. Ich dachte wirklich, Iole wäre in Sicherheit. Wie hätte ich denn ahnen sollen, dass –«
    »Grün.«
    Er seufzte und fuhr wieder an. »Ich finde heraus, wohin sie sie gebracht haben. Cesare wird keinen fremden Ort wählen. Falls er wirklich andere capi zur Teilnahme einlädt, wird er auf Nummer sicher gehen. Sie muss irgendwo sein, wo er sich auskennt.«
    Sie fuhren jetzt durch die verwinkelten Straßen im Stadtzentrum, vorbei an winzigen Supermärkten, vor denen Paletten mit eingeschweißten Wasserflaschen gestapelt waren. An Apotheken mit vergitterten Fenstern vorüber. An Jugendlichen auf Motorrollern. An Bars, vor deren Eingang die unvermeidlichen alten Männer auf Plastikstühlen saßen.
    Die Frauenstimme des Navigationsgeräts verkündete, dass sie am Ziel waren. Rosa deutete auf ein Straßenschild an einerGebäudeecke, inmitten eines Nests aus Strom- und Telefonkabeln, die dort oben zusammenliefen.
    »Ich steige hier aus«, sagte sie.
    Widerstrebend stoppte er den Wagen an der Bordsteinkante. Seine Blicke suchten die Fassaden vergeblich nach einem Hinweis ab. »Bist du ganz sicher? Erst wolltest du unbedingt zu deiner Familie, dann überlegst du es dir schlagartig anders. Was ist plötzlich so viel wichtiger?«
    »Wir brauchen jemanden, der uns hilft. Nicht nur wegen Iole. Auch wegen Zoe und Florinda. Du weißt so gut wie ich, dass Cesare uns niemals in Frieden lassen wird. Ganz egal, was dieses Tribunal auch entscheidet.«
    Er musterte sie und da begriff sie, dass er ahnte, was sie vorhatte, vielleicht

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