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Arkadien 01 - Arkadien erwacht

Titel: Arkadien 01 - Arkadien erwacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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Rosa.
    Cesare machte einen schnellen Schritt auf sie zu. Seine Augen glühten im Licht der Deckenstrahler wie die einer Katze. »Tano war mein Sohn !«, rief er aus, keine Handbreit vor ihrem Gesicht. »Und jemand ist bereits gestorben für das, was ihm angetan wurde. Weitere werden folgen. Niemand von euch Alcantaras wird übrig bleiben, und auch keiner von denen, die euch gefolgt sind. Ihr werdet bezahlen für seinen Tod und für euren Verrat. Es gibt kein kostbareres Gut als die Tarnung, unter der die Dynastien seit Jahrhunderten existieren, und ich werde nicht zulassen, dass irgendwer sie aufs Spiel setzt. Ich bewahre die Tradition. Ich halte unser aller Sicherheit aufrecht. Und ich bestrafe jene, die gegen die Gesetze Arkadiens verstoßen!«
    Jäh verstummte er. Eine Ader pulsierte an seiner Schläfe. Seine Züge bebten, aber er bekam sich wieder in den Griff. Schließlich zog er fast sachlich einen flachen Palmtop aus seinem Jackett, tippte etwas auf die schimmernde Oberfläche und hielt ihn Rosa unmittelbar vors Gesicht.
    »Sieh dir das an«, befahl er.
    Auf dem winzigen Monitor, nicht größer als eine Zigarettenschachtel, erschien ein Bild. Eine Videoaufzeichnung. Die Kamera bewegte sich schwankend an Gittern vorüber und hinaus auf einen Gang, der an Reihen von gestapelten Käfigen entlangführte. Aus dem Lautsprecher des Geräts klangen gehetzte Atemgeräusche, im Hintergrund vielstimmiges Fauchen, Knurren und Zischen. Wer immer die Kamera geführt hatte, schien panische Angst gehabt zu haben, dass man ihn entdeckte.
    In den Käfigen kauerten Tiere. Im Halbdunkel erkannte Rosa mehrere Raubkatzen. Einen ungewöhnlich großen Fuchs. Einen riesenhaften Vogel, höher als ein Reiher oder Storch. Einen züngelnden Waran. Ein paar Wolfshunde und eine Hyäne. Dann streifte die Kamera etwas Zitterndes, das Rosa im Schatten nicht erkennen konnte und das zu viele Beine besaß für ein Säugetier. Zu schnell war es vorüber und schon erfasste sie wieder Tiger und Löwen, einen Eber mit gebogenen Hauern, eine mannsgroße Ratte mit zottigem Fell. Alle waren sie gefangen in den endlosen Käfigreihen. Unterernährt, halb wahnsinnig vor Angst, manche verstümmelt durch ihre eigene Raserei.
    »TABULA«, flüsterte Cesare, als bereitete ihm das Wort allein unsagbares Grauen. »Und das ist nur ein Teil von dem, was sie tun. Darum hasse ich die Alcantaras so sehr. Und darum werdet ihr alle bald sterben. Aber bis es so weit ist« – er atmete scharf aus –, »tut nur, was ihr wollt.«
    Er ließ den Palmtop wieder in der Tasche verschwinden, warf kopfschüttelnd einen letzten Blick auf Alessandro und verließ den Raum. Er ging langsam, mit gebeugten Schultern, als hätte er trotz allem eine Niederlage erlitten.
    »Haltet sie noch ein paar Stunden hier unten fest«, rief er seinen Männern zu, »bis ihr sicher seid, dass sie sich beruhigt haben. Und dann, von mir aus, lasst sie gehen. Man wird sie finden, sobald das Urteil gesprochen ist.«

Verbündete
    R osa ließ das Handy sinken. Hinter den Scheiben des Wagens raste Siziliens Landschaft in der Morgendämmerung vorüber.
    »Mit wem hast du gesprochen?« Alessandro umklammerte mit beiden Händen das Steuer des schwarzen Mercedes. Bei dieser Geschwindigkeit konnte sie jede Unachtsamkeit Kopf und Kragen kosten.
    Sie löschte die letzte Nummer im Menü und legte sein Handy ins Handschuhfach. »Kannst du mich nach Catania bringen?«
    »Ich dachte, du willst zu dir nach Hause.«
    »Plan geändert.«
    »Rosa – wer war das am Telefon?«
    Sie antwortete nicht. Es gab einen guten Grund für ihr Schweigen. Mehrere, genau genommen.
    »Du traust mir noch immer nicht«, stellte er fest.
    Sie blickte starr durch die Windschutzscheibe, in den flammend roten Himmel über der Straße. »Von einer Jagd war nie die Rede! Und wieso hast du mir nichts davon erzählt, dass meine Familie mit dieser … dieser TABULA zusammenarbeitet –«
    »Cesare ist davon überzeugt«, fiel er ihr ins Wort. » Ich nicht. Ach, verdammt, Rosa … Ich weiß so gut wie nichts über TABULA. Wer diese Leute sind, was sie wollen … Keiner weiß das, auch nicht Cesare. Sie fangen Arkadier und sperren sie in Käfige. Offenbar haben sie irgendein Mittel, um uns in unserem anderen Körper festzuhalten. Sie machen Experimente, heißt es, aber ob das alles ist –«
    »Was war das für ein Zeug, das Cesares Leute uns gespritzt haben?« Sie ballte die Fäuste und fügte eisig hinzu: »Entschuldige, dass ich ein

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