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Arkadien 03 - Arkadien fällt

Arkadien 03 - Arkadien fällt

Titel: Arkadien 03 - Arkadien fällt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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Hybriden hatten sich vermummt, andere zeigten ihre Deformationen ganz offen. Die meisten waren mehr Mensch als Tier, wenn auch nicht alle: Es gab Raubkatzen auf allen vieren, aber ohne Fell; Füchse, deren Vorderbeine in Händen endeten; einen Bären mit Menschengesicht.
    »Da drüben«, sagte Alessandro. »Harpyien.«
    Rosa entdeckte drei Kinder mit nackten Oberkörpern. Sie zogen Schwingen ohne Federn hinter sich her, die nutzlos am Boden schleiften. Die Flügel erinnerten an zerfetzte Regenschirme: Knochenspeichen, zwischen denen sich rosige Hautlappen spannten.
    »Selbstmorde sind ein Problem«, gestand Danai. »Nicht jeder hier kommt auf Dauer mit seinem Schicksal zurecht.«
    Vor ihnen turnte ein kleines Mädchen in einem verdreckten Jogginganzug über den Gang, schlug ein Rad, sank vor Danai in die Hocke und leckte mit rosiger Hundezunge ihre ausgestreckte Hand. Mirella ließ sie einen Moment lang gewähren; erst als Danai ihr ein Zeichen gab, schob sie das Kind aus dem Weg. Die Kleine knurrte Alessandro an, als er an ihr vorüberging.
    Am Ende des Korridors kamen sie an ein Stahlschott, das Danai mit einem Zahlencode entriegelte. Bevor sie den Durchgang öffnete, schenkte sie Rosa und Alessandro ein Lächeln. »Jetzt wird es hübscher.«
    Sie betraten einen holzgetäfelten Saal mit altmodischen Kronleuchtern und Kerzen, die auf sauber gedeckten Tischen standen. Durch eine Glaswand blickten sie in den breiten Lichtschacht, den sie vom Hubschrauber aus gesehen hatten, und auf den grünen Dschungel im Herzen der Stabat Mater . Eine Balustrade aus Plexiglas lief außen an der Scheibe entlang.
    »Hier findet heute Abend ein Dinner für die erste Klasse statt«, erklärte Danai, während sie zwischen den leeren Tischen hindurchgingen.
    Als Nächstes kamen sie durch Korridore, von denen gediegene Salons abgingen. Auf den Sesseln und Sofas saßen Hybriden und lasen, spielten Scrabble und Backgammon oder unterhielten sich leise. Ein gut aussehender Mann im Anzug sprach mit einer Leopardenfrau. Er wandte ihnen sein Profil zu, und als sie vorübergingen, schaute er sich zu ihnen um: Seine linke Gesichtshälfte war die einer Muräne.
    Doch nicht alle Hybriden waren hässlich oder grotesk. Manche waren mit feinem, seidigem Flaum überzogen, andere trugen statt Kopfbehaarung buntes Gefieder. An einem Flügel saß ein junger Mann und spielte eine Klaviersonate, deren Wehmut Rosa durch Mark und Bein ging. Sein Gesicht war mit Schuppen überzogen, schillernd in den Farben des Regenbogens.
    Erneut gelangten sie an einen Aufzug, diesmal mit holzverkleideten Türen. Danai benutzte einen Schlüssel, um ihn zu aktivieren. »Der hier ist sicher«, sagte sie, als sie Alessandros Stirnrunzeln bemerkte.
    Bei jedem Deck, das sie während der Fahrt nach unten passierten, änderte sich die Geräuschkulisse vor der Tür. Einmal hörten sie entsetzliches Gebrüll, dann den Lärm einer Orchesterprobe, schließlich eine Stimme, die ein Gedicht rezitierte. Erst als der Lift zum Stehen kam, herrschte wieder Stille.
    »Wir sind da«, sagte Danai.
    Mirella spannte ihren Körper an. Die beiden Chitinmänner unter den Kapuzen hatten seit einer Ewigkeit keinen Ton von sich gegeben. Schweißgeruch machte sich im Aufzug breit.
    Sie traten auf einen Gang mit grauen Metallwänden. Eine stechende Mischung aus Desinfektionsmitteln und den Ausdünstungen langer Krankheit hing in der Luft. Mirellas ungesunde Haut schien noch grauer zu werden. Ihre beiden Begleiter zogen die Köpfe tiefer zwischen die Schultern.
    Vor einer Tür standen zwei Wachtposten. Sie erinnerten Rosa an Danais Bodyguards im Dream Room , kahlköpfige Kleiderschränke mit Headsets und schwarzen Overalls. Keine sichtbaren Hybridenmerkmale.
    Danai entschuldigte sich bei ihren Gästen, trat durch die Tür und winkte Mirella mit hinein. »Wartet hier«, wies sie Rosa und Alessandro an. »Es dauert nicht lange.«
    Bevor die Tür geschlossen wurde, erhaschte Rosa einen Blick ins Innere. Weiße Wände, Glasschränke, blinkende Maschinen. Die Ahnung einer Gestalt auf einem Bett.
    Die Insektenhybriden standen vor der gegenüberliegenden Wand des Korridors. Sie und die Wächter an der Tür ließen einander nicht aus den Augen. Keiner sprach.
    Hinter der Tür war Danais leise, mädchenhafte Stimme zu hören, dann Mirellas herbes Organ. Rosa verstand nur Wortfetzen. Die Hybride erstattete Bericht über die Ereignisse im Eisenbahntunnel.
    Wenig später kehrte Mirella zurück auf den Gang und gab den

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