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Arkadien 03 - Arkadien fällt

Arkadien 03 - Arkadien fällt

Titel: Arkadien 03 - Arkadien fällt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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sagte sie, »wir hatten keine große Lust auf diesen Ausflug. Also erklär uns, was wir hier sollen.«
    »Mein Vater möchte mit euch sprechen.« Ihr Blick streifte Alessandro. »Mit euch beiden. Er will euch einen Vorschlag machen.«
    »Was für einen Vorschlag?«
    »Das sagt er euch selbst. Ich bin nur das Begrüßungskomitee.«
    »Und schon fühle ich mich wie zu Hause.«
    Danai strahlte. »Das ist schön.«
    Alessandro berührte Rosa am Arm. »Hören wir uns an, was er zu sagen hat.«
    Sie starrte ihn an. »Du bist tatsächlich neugierig auf das verdammte Schiff!«
    »Du nicht?«
    Keine Spur, wollte sie sagen, aber Danai umkreiste sie in einer schwebenden Bewegung und kam ihr zuvor: »Ich führe euch ein wenig herum, wenn ihr mögt.«
    Einer der Männer öffnete eine zweiflügelige Tür ins Schiffsinnere, gerade breit genug für Danais Reifrock. Als sie voranging, blieb ihr Oberkörper vollkommen ruhig, sie schien zu gleiten wie eine Aufziehpuppe auf Rädern. Zugleich regte sich etwas unter dem Rock, stieß rundum in schneller Folge von innen gegen den Stoff. Rosa dämmerte allmählich, woran sie diese Art der Bewegung erinnerte. Spinnenbeine.
    »Sie ist ein Arachnid«, flüsterte Alessandro ihr zu. »Jedenfalls zur Hälfte.«
    Er ergriff ihre Hand, als sie das Innere der Stabat Mater betraten. Aus den Tiefen des Schiffes wehte bestialischer Gestank herauf, eine Mischung aus Affenhaus und Hundezwinger.
    Danai schritt einen Gang hinunter, hinter dessen Türen laut Beschriftungen einmal Seminarräume gelegen hatten. Die Holzpaneele waren zerkratzt, an anderen Stellen hatten Krallen die Farbe von den Wänden geschabt. Auch der Teppich war fleckig und zerschlissen.
    Der Korridor verbreiterte sich und endete in einem Foyer mit vier silbernen Aufzugtüren und einem Zugang zum Treppenhaus.
    »Wir müssen runter auf Deck vier«, sagte Danai. »Mein Vater ist vor kurzem dorthin umgezogen.«
    Alessandro wollte einen der Liftknöpfe betätigen, aber Danai war blitzschnell bei ihm und hielt seine Hand fest.
    »Besser nicht«, sagte sie. »Die Aufzüge fahren nicht mehr. Und die Schächte sind bewohnt. Es ist besser, wenn sie euch nicht wittern.«
    Erst jetzt sah Rosa, dass eine der Lifttüren verbeult war, so als hätte etwas von der Innenseite dagegengeschlagen. Danai schwebte zu einer Freitreppe mit verkratztem Messinggeländer. Alles hier wirkte heruntergekommen, vieles mutwillig beschädigt.
    Aus den Tiefen des Treppenhauses drangen Laute. Brüllen und Quietschen, vermischt mit menschlichen Stimmen. Irgendwo inmitten dieses Chaos sang jemand eine Opernarie.
    Rosa schüttelte den Kopf. »Warum, um alles in der Welt, sollten wir da runtergehen?«
    Danai lächelte herausfordernd. »Willst du mehr über deine Familie erfahren? Und über TABULA?«
    Der Hundemann stieß ein kurzes, hartes Bellen aus. Im Hintergrund rasselten die Insektenhybriden unter ihren Kapuzenshirts mit Chitin.
    »Gehen wir«, sagte Alessandro.
    Widerstrebend betrat sie mit ihm die Treppe. »Musstet ihr in der Schule nicht Animal Farm lesen?«
    »Mit dem sprechenden Schwein?«
    »Das war Babe .«
    Danai lachte leise. »Oder Herr der Fliegen. «
    »Ich mochte Die Insel des Doktor Moreau «, sagte Mirella. »Vor allem den Schluss.«
    Hinter der Wand, im Aufzugschacht, begann etwas zu toben.

Hybriden
    S ie erreichten das Ende der Treppe und bogen in einen Gang, in dem es von Hybriden nur so wimmelte. Manche lungerten in Durchgängen herum, als wollten sie Ahnungslose in ihre Kabinen locken und dort verschlingen. Andere trotteten mit gesenkten Köpfen umher, als wüssten sie nichts mit sich anzufangen. Als ganz in der Nähe ein Streit ausbrach, stieß Mirella einen Pfiff aus und gab dem Hundemann ein Zeichen. Der stürzte sich zwischen die Kontrahenten, schleuderte den einen gegen die Wand, den anderen durch eine offene Tür.
    »Thanassis«, zischte er mit einem so bedrohlichen Unterton, dass selbst Rosa eine Gänsehaut bekam.
    Die Streithähne und auch einige andere blickten sich nervös um, entdeckten Danai, senkten ehrerbietig die Köpfe und verharrten so, bis die Gruppe an ihnen vorüber war.
    »Tut mir leid«, sagte Danai, »dass ihr ausgerechnet diesen Teil des Schiffes als Erstes zu sehen bekommt. Es gibt auch andere.«
    »Nur bessere?«, fragte Rosa.
    »Nein. Ein paar Decks sind versiegelt. Wer einmal drinnen ist, kommt nicht mehr heraus. Es ist besser so, für alle.«
    Das Treiben in diesen Gängen ähnelte einem bizarren Basar. Nicht wenige

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