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Arkadien 03 - Arkadien fällt

Arkadien 03 - Arkadien fällt

Titel: Arkadien 03 - Arkadien fällt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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sich über Lautsprecher und teilte ihnen mit, dass sie sich im Anflug auf die Stabat Mater befanden.
    Alessandro beugte sich an ihr Ohr. »Ganz gleich was geschieht, ich pass auf dich auf.«
    »Dito.«
    Er brachte ein Grinsen zu Stande, das ihn für einen Moment wieder so jungenhaft erscheinen ließ wie bei ihrer ersten Begegnung. Sie wollte ihn küssen, spürte aber zwischen den Rückenlehnen die Blicke der Chitinmenschen auf sich und beließ es bei einem festen Druck ihrer Hand.
    Sie flogen eine leichte Kurve und sahen den weißen Ozeanriesen schräg unter sich.
    Rosa hatte einiges über das Schiff gelesen, nachdem ihnen dieses Ungetüm die Statuen vor der Nase weggeschnappt hatte. Die Stabat Mater war eines der gigantischsten Schiffe der Weltmeere, gebaut, um viertausend Passagiere aufzunehmen. Ihr weißer Rumpf war über dreihundert Meter lang, fast fünfmal so groß wie eine Boeing 747. Ein Dutzend Decks ragten über der Wasseroberfläche empor. Im Näherkommen erkannte sie mehrere Swimmingpools unter freiem Himmel und futuristisch anmutende Aufbauten.
    In der Mitte des Oberdecks klaffte unter einem Glasdach ein gewaltiger Lichtschacht, der einen Blick ins Schiff gestattete. Er ähnelte dem Inneren einer Shoppingmall, mehrere Etagen tief, mit gläsernen Balustraden rundum. Am Boden wuchsen Pflanzen, einst vielleicht ein kleiner Park im Herzen der Stabat Mater , heute ein wuchernder Dschungel.
    Im Gegensatz zu einem gewöhnlichen Kreuzfahrtschiff gab es nirgends an Bord Sonnenliegen, keine Bars und Pavillons. Das leere Oberdeck strahlte die Heimeligkeit eines Flugzeugträgers aus, eine weite Leere, in der eine Handvoll Gestalten verloren den Hubschraubern entgegenblickte.
    »Wie viele von euch leben auf dem Schiff?«, fragte Rosa.
    »Ein paar Hundert«, erwiderte Mirella wortkarg.
    Alessandro warf Rosa einen fragenden Blick zu, aber sie zuckte nur die Achseln und schwieg, bis der Helikopter auf einem der gekennzeichneten Landeplätze aufsetzte.
    Von der Plattform wurden sie eine Treppe hinabgeführt, weiß wie alles hier, aber schmuddeliger, als es von oben den Anschein gehabt hatte. In Ecken und Winkeln hatten Staub, Wasser und Salz einen dunklen Schmierfilm gebildet. Auch die Stufen waren schmutzig. Bei näherem Hinsehen erkannte sie Abdrücke nackter Füße mit viel zu langen Zehen.
    Die Treppe endete auf einer weiteren Plattform, einige Meter über dem ehemaligen Sonnendeck. Eine große junge Frau stand allein an der Reling, hatte ihnen den Rücken zugewandt und schaute hinaus aufs Mittelmeer. Ihr rabenschwarzes Haar war am Hinterkopf mit langen Nadeln hochgesteckt. Sie trug ein straff geschnürtes Korsett aus weinrotem Samt, darunter einen weiten schwarzen Reifrock. Sein Saum war mit Spitze abgesetzt und reichte bis zum Boden.
    Rosa erkannte sie an ihrer Kleidung, noch bevor sie sich zu ihnen umdrehte. Der Rock rotierte, die Spitzenborte raschelte über das Stahldeck.
    »Danai«, raunte Rosa Alessandro zu, ohne den Blick von ihr zu nehmen. »Thanassis’ Tochter.«
    Mirella, die sie gemeinsam mit dem Hundemann und den beiden Hybriden in Kapuzenshirts begleitet hatte, nickte der Frau zu. Dann traten sie und die Männer einige Schritte zurück. Rosa und Alessandro blieben stehen.
    »Hallo«, sagte Danai Thanassis fast ein wenig schüchtern. Sie mochte Mitte zwanzig sein, hatte hohe Wangenknochen, einen kleinen, blutrot geschminkten Mund und angewachsene Ohrläppchen. Am auffälligsten aber waren ihre Augen, sehr hübsch und unnatürlich groß. Etwas Ätherisches hatte sie umgeben, als Rosa sie zum ersten Mal im Dream Room in New York hatte tanzen sehen. Und auch jetzt, ohne Musik, Trockeneis und Schwarzlicht, wohnte ihrem Anblick etwas Überirdisches inne. Alessandro schien es ebenfalls zu spüren, er starrte sie an wie hypnotisiert.
    »Ich bin Danai.« Sie verschränkte die Finger auf der steifen Wölbung des Reifrocks. »Willkommen an Bord der Stabat Mater .« Sie neigte den Kopf leicht zur Seite und musterte Rosa. »Ich kenne dich.«
    »Wohl kaum.«
    »O doch, ganz sicher.«
    Rosa strich sich zappelnde blonde Strähnen aus dem Mundwinkel. Danai hingegen stand mit ihrem hochgesteckten Haar so perfekt vor dem Meerespanorama, als wäre sie Teil einer Fototapete.
    »Deine Leute haben uns geholfen«, sagte Alessandro. »Danke.«
    Danais zartes Lächeln wurde breiter.
    Rosa machte einen Schritt nach vorn, bis nur noch eine Armlänge sie von der Griechin trennte. Hinter ihr knurrte der Hundemann. »Hör zu«,

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