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Arkadien 03 - Arkadien fällt

Arkadien 03 - Arkadien fällt

Titel: Arkadien 03 - Arkadien fällt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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besaß keine Augenlider. Ihre Bewegungen verrieten, dass sie an körperliche Strapazen gewöhnt war.
    »Was wollt ihr von uns?«, fragte Rosa.
    Mirella leckte sich mit einer gespaltenen Zunge die Lippen. Neben Rosa zog ein Mann seine Skimaske herunter. Sein Gesicht war dicht behaart, die Augen kaum zu erkennen, rabenschwarz inmitten dunklen Fells. Er hatte einen leichten Buckel und sah aus, als müsste er sich jeden Moment nach vorn fallen lassen, um wie ein Hund zu laufen.
    »Ihr werdet erwartet«, sagte Mirella.
    Diese ganze Aktion, all die Ausrüstung, dazu ein Hubschrauber – sogar zwei –, das alles kostete Unsummen. Zudem musste man sie seit längerem beschattet haben. Ein Aufwand, den ein paar Hybriden allein kaum zu Stande gebracht hätten.
    Alessandro blickte zu den Helikoptern. »TABULA?«
    Der Mann mit dem Pelzgesicht fletschte hasserfüllt die Zähne, ein zerklüftetes Raubtiergebiss.
    Rosa schüttelte den Kopf. »Thanassis«, flüsterte sie und griff im Laufen nach Alessandros Hand. »Ich glaube, sie bringen uns zur Stabat Mater .«

Stabat Mater
    W as weißt du über das Schiff?«, fragte Mirella, bemüht den Lärm der Helikoptermotoren zu übertönen.
    Rosa löste den Blick vom Fenster und von der pastellfarbenen Morgendämmerung über dem offenen Mittelmeer. Alessandro hielt noch immer ihre Hand, schon seit Stunden. Seine Ruhe täuschte; er war aufs Äußerste angespannt und sah entschlossen aus, immer wieder flirrte ein glühender Katzenblick durch seine Augen.
    »Nicht viel«, beantwortete sie die Frage der Hybride. »Die Stabat Mater war das Flaggschiff von Evangelos Thanassis’ Kreuzfahrtflotte. Er ist ein griechischer Reeder, einer der reichsten Männer der Welt, der seine Finger wahrscheinlich noch in hundert anderen Geschäften hat. Die meisten Leute wissen nicht mal, ob er noch lebt, seit er sich vor Jahren aus der Öffentlichkeit zurückgezogen hat.«
    Mirellas Pockenhaut ließ ein Lächeln erahnen. »Nicht schlecht für jemanden, der sich siebzehn Jahre lang vor allem durch Desinteresse ausgezeichnet hat.«
    Rosa musterte die Frau verärgert. »Vielleicht sollte ich die Fragen stellen. Du scheinst ja bestens informiert zu sein.«
    »Über dich? Ich weiß nur das Nötigste.« Sie lügt, dachte Rosa. Wahrscheinlich hätte die Hybride ihnen mehr Einzelheiten aus ihrer beider Leben aufzählen können als sie selbst.
    »Warum ein Schiff?«, fragte Alessandro. »Weshalb lebt Thanassis nicht auf einer Insel? Oder in einer Villa hinter Elektrozäunen?«
    »Solch ein Leben hat er lange genug geführt«, sagte Mirella, »und er hat es hinter sich gelassen. Freiheit ist nicht das Wissen, tun und lassen zu können, was einem beliebt. Freiheit bedeutet, es auch wirklich zu tun . Evangelos Thanassis hat die See sein Leben lang geliebt – und eines Tages wurde sie zu seiner Zuflucht.«
    »Und zu eurer?« Rosa blickte von Mirella zu den übrigen Hybriden an Bord des Hubschraubers, sieben Männer und Frauen, die an dem Angriff auf die Harpyien beteiligt gewesen waren. Der Rest des Trupps flog in einer zweiten Maschine, hundert Meter hinter ihnen.
    Mirella nickte. Ihr dünnes Haar klebte an ihrem Schädel, was die Stellen, an denen ihre runzelige Kopfhaut zu sehen war, noch auffälliger machte.
    Im Hubschrauber gab es vier Sitzbänke, geteilt durch einen Mittelgang. Alessandro saß am Fenster, Rosa neben ihm. Auf der anderen Seite des Gangs hatte Mirella Platz genommen, an ihrer Seite ein Mann, dessen Gesicht menschlich war, in dessen Hals jedoch Kiemenschlitze klafften, bläuliche Hautlappen, die über dem aufgestellten Kragen seiner Jacke zu sehen waren. So also hatten Thanassis’ Leute die Statuen am Meeresgrund ohne Tauchausrüstung bergen können.
    Der Mann mit dem pelzigen Gesicht, halb Hunding, halb Mensch, kauerte am Boden zwischen den Bänken. Offenbar machte seine vorgebeugte Körperhaltung normales Sitzen unbequem. Verstohlen warf er Rosa kurze Blicke zu.
    Die Hybriden auf den hinteren Plätzen trugen weite Shirts mit hochgeschlagenen Kapuzen. Rosa vermied es, sich zu ihnen umzudrehen. Es waren diejenigen, die an der Tunneldecke entlanggekrabbelt waren. Bei jeder Bewegung erklang unter ihrer Kleidung ein raues Schaben und Klacken.
    Einer von ihnen sprach hin und wieder mit Mirella, in einer Sprache, die Rosa nicht kannte. Selbst die Hybride ließ ihn manches mehrfach wiederholen, ehe sie ihm antworten konnte. Sein Nebenmann kommunizierte nur durch Pfeiftöne und Summen.
    Der Pilot meldete

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