Arkana
bewegten sich die Millionen Sterne
am Himmel von Maron von alleine, aber sehr langsam. Man musste sie
mehrere Jahre lang beobachten, um geringfügige Veränderungen ihrer
Position zu erkennen. Der Maxim musste einen anderen Vorgang
meinen.
»Ich bin kein Sternenkundler«, sagte Justur und spielte an
seinem Unterkiefer-Silberschmuck. »Das Dossier werdet Ihr besser
verstehen als ich. Es scheint einige Theorien zu geben, welche die
Beobachtung erklären können. Die Sterne machen den Eindruck, als
würden sie beiseite treten.«
»Wie kann das möglich sein?«
»Um das herauszufinden, schicke ich Euch dorthin. Ins Zentrum
der Anomalie. Denn dort erscheint etwas.«
Jetzt fiel Nukar überhaupt keine Entgegnung mehr ein.
»Der Sternenkundler, der das Dossier verfasst hat, hat das
Objekt, dem die Sterne Platz zu machen scheinen, Arkana
genannt.«
»Arkana … « Nukar überlegte. »Der Name eines dunklen
Gottes.« Die Maron hatten annähernd so viele Götter wie Sterne am
Himmel – ein uralter, naiver Glaube, den sich heutzutage nur noch
Leute gönnten, die zuviel Zeit hatten.
»Möge seine Existenz auf ewig andauern«, entgegnete der
Maxim.
Nukar schluckte. »Was ist mit diesem Sternenkundler? Warum
schickt Ihr nicht ihn?«
Justurs Miene blieb ausdruckslos, als er sagte: »Weil er spurlos
verschwunden ist.«
Kapitel 5
Der
Stern
von Maron schwebte vor den Augen des Duka –
ein Konglomerat wie aus Edelsteinen und Gold, besetzt mit Lichtern
und rotierendem Zierrat. Duka Nukar schnaubte und richtete seinen
mit Silber verzierten Zeremonienmantel. Die Lichter waren
Steuerraketen, die Sonnensegel sahen wie goldene Flügel aus und der
rotierende Zierrat war die Zentrifuge, in der sich Unterkünfte mit
gewohnten Schwerebedingungen befanden. Langsam trieb Nukars
Transfer-Rakete auf den unteren Bereich des Stolzes von Maron
zu.
Der
Stern
beherrschte den Handel in der näheren
Umgebung von Maron. Er begründete den Reichtum des
Adelsgeschlechts, dem auch Nukar angehörte. Es war das größte
Schiff, dass den Ozean der Sterne befahren konnte, wenn man von dem
hässlichen, grauen Gebilde absah, das dem dekadenten Nachbarreich
von Kaiser Burgol von Davidam gehörte.
Duka Nukar umfasste einen Haltegriff, als die Rakete eine
Kurskorrektur vornahm.
Auf der anderen Seite des Raumes hatte sich Kahm-2 in ein
Sicherheitsgestänge geschraubt. »Ich habe das Dossier analysiert«,
erklärte er unvermittelt.
Der Duka sah unfreundlich zu seinem Begleiter hinüber. »Was habt
Ihr herausgefunden?«
»Die Geschichte von der Anomalie namens Arkana ist
unglaubwürdig.«
»Warum?«
»Was dort geschrieben steht, ist nie zuvor beobachtet worden.
Aber es gibt Milliarden Milliarden Sterne und das Universum ist
etwa sechs Milliarden Maron-Jahre alt. Es ist nahezu undenkbar,
dass ein solcher Effekt nur einmal geschieht.«
Nukar konnte dieser Logik nicht folgen. »Wir Maron beobachten
die Sterne erst seit einigen hundert Jahren. Vielleicht ist so
etwas in der Zeit davor schon einmal geschehen.«
Kahm-2 zögerte. »Meine Rechenschaltungen benötigen mehr
Eingabeparameter.«
Der Duka sah wieder hinaus zum
Stern
, dem sich die Rakete unaufhaltsam näherte.
»Die werden wir bekommen, wenn wir Arkana erreichen.«
Nach kurzer Zeit ging ein Ruck durch die Rakete. Metallische
Klammern hielten sie fest.
Kahm-2 löste sich aus seiner Halterung und driftete zielgenau
zur Ausstiegsluke. Als Automat hatte er keinerlei Probleme damit,
sich an die Schwerelosigkeit anzupassen. Aber auch für Nukar war
die Umstellung von seinen zahlreichen Reisen längst nicht mehr
ungewohnt. Er hangelte sich an einem Halteseil entlang, bis er
neben Kahm-2 in der Luft hing. Kalte, abgestandene Luft schlug ihm
entgegen, als die Luke sich öffnete.
Nacheinander eilten Nukar und Kahm-2 durch den schmucklosen
Verbindungstunnel. Der Automat trug einen Packsack, der Nukars
Kleidung und andere persönliche Gegenstände enthielt. Auf der
anderen Seite erwartete sie nur der Andock-Offizier, der
desinteressiert grüßte und etwas auf ein Datentablett schrieb.
Ein schmaler Gang führte quer durch den Frachtbereich und endete
in einem gelb angestrichenen Raum, durch den eine der Seilgondeln
verlief, die das Fortkommen im
Stern
deutlich
erleichterten. Kahm-2 aktivierte mit einem Schalter die
Signalleuchte, die dem Gondelführer im Tunnel anzeigte, dass hier
jemand auf ihn wartete.
Kurze Zeit später tauchte eine einem Käfig ähnelnde Gondel aus
einem breiten Gang auf. Der
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