Arkonadas Totenbuch
das schaffen. Wie wollt ihr an das Buch herankommen, wenn sie lebt? Ja, sie ist erwacht. Es gibt sie. Eli hat sich das Blut geholt. Ein Opfer brauchte sie noch, und die Dummen kamen. Sie waren fasziniert von ihrem Lohn. Sie wollten das ewige Leben und gingen in das Kloster, wo man sie auf Eli vorbereitete, bevor man ihnen den Weg zu ihr zeigte.«
Und diesen Weg mußte Travis Milton gefunden haben, bevor er abstürzte. So sah also die Sache aus, in die wir trotzdem noch kein Licht gebracht hatten.
Ich fragte weiter: »Wer bist du?«
»Der Bürgermeister dieses Ortes. Mein Name ist Kostos Lakidis. Gleichzeitig bin ich ein Versager.« Er senkte den Kopf und schaute auf die runden Kappen seiner schwarzen Schuhe. Daß er mit sich selbst ins Gericht ging, ehrte ihn zwar, brachte uns leider nicht weiter.
»Wieso haben Sie versagt?« fragte ich ihn.
»Ich hätte es wissen müssen, daß es eines Tages soweit ist. Schon als der erste kam und nach dem Kloster fragte, hätte ich ihn nicht hingehen lassen dürfen.«
»Wer lebt im Kloster?«
»Mönche!«
»Welche?« fragte Suko. Wir begannen mit dem Mann über die beiden Särge hinweg eine Art Kreuzverhör.
»Es sind die Diener der Blutgöttin. Sie müssen aus aller Welt zusammengekommen sein, um sich hier zu finden.«
»Wie lange schon?«
»Über Jahre hinweg bereiteten sie alles vor. Es geht um Eli, die angeblich das ewige Leben schenkt, und es geht um das geheimnisvolle Buch aus einem längst vergessenen Land.«
»Atlantis«, sagte ich.
Kostos Lakidis schaute mich erstaunt an. »Du bist informiert, Fremder«, erwiderte er leise.
»Ja, wir beschäftigen uns mit dem Thema. Also«, faßte ich zusammen.
»Die Blutgöttin Eli kann angeblich das ewige Leben schenken.« Ich deutete auf die Särge. »Kann sie auch Tote wieder zum Leben erwecken?«
»Wie meinst du?«
»Die beiden Särge stehen hier, als wären sie für eine Beerdigung oder einen Abtransport vorbereitet worden. Ist das der Grund?«
Kostos Lakidis warf lange Blicke auf die Toten. »In etwa hast du recht, Fremder. Sie sind für die Blutgöttin bestimmt. So grausam es sich anhört. Sie wollen gemeinsam in den Tod gehen. Sie sind erst seit drei Tagen verheiratet. Es ist allein ihr Opfer, um die anderen Menschen zu retten.«
Ich bekam das Gefühl, als hätte mir jemand den Boden unter den Füßen weggezogen. Was man mir da erzählt hatte, konnte man mit dem normalen Verstand nicht fassen. Da hatten zwei junge Menschen geheiratet, um drei Tage nach ihrer Hochzeit gemeinsam in den Tod zu gehen. Ich merkte, wie mir der Kragen zu eng wurde, auch Suko mußte schlucken.
»Sind die beiden tot?« fragte ich mit heiserer Stimme.
»Nein, sie schlafen nur. Es ist humaner für sie. Ich habe ihnen einen Trank gebraut, und ich werde auch dafür sorgen, daß sie das Kloster erreichen.«
»Und dann?«
»Werden sie sterben. Die Göttin braucht Blut. Sie hat unser Opfer angenommen. Hätten die beiden es nicht getan, wären wir alle unseres Lebens nicht mehr sicher gewesen. Dann wären ihre Diener ausgeschwärmt und hätten alle Bewohner von Cluko getötet. So aber sind es nur zwei, und es sind vor allen Dingen junge Menschen, in deren Adern frisches Blut fließt. Eli hat sich mit ihnen zufrieden gegeben.«
»Und später?« fragte ich.
»Wie meinst du?«
»Ja, wenn sie aufgebraucht ist und neues Blut benötigt. Was passiert dann? Kannst du das sagen?«
»Nein.«
»Aber ich«, erwiderte ich mit harter Stimme. »Ich kann es dir genau sagen, verdammt. Die Blutgöttin wird weitere Opfer fordern. Sie wird sich niemals mit zweien zufrieden geben. Ihr werdet sie ihr geben müssen, wenn ihr euch einmal auf dieses grausame Spiel eingelassen habt.«
»Das… daran hab ich auch gedacht.«
Ich regte mich auf. »Und weshalb habt ihr euch dann nicht gegen sie gewehrt?«
»Es war nicht möglich, weil ihre Diener einfach zu stark waren. Das ist furchtbar, wirklich. Die Menschen aus dem Ort sind geflohen. Sie haben sich in den Höhlen der Berge versteckt und warten darauf, bis ich sie zurückhole. Ich habe gesehen, daß die ersten Diener der Blutgöttin gekommen sind. Sie zerstörten vieles, die Grausamen entehrten die alte Kirche, sie halten uns unter Kontrolle.«
»Einen haben wir erwischt«, erklärte Suko trocken.
Der Mann erschrak. »Ist er tot?«
»Ja, aber nicht durch unsere Schuld. Er hat sich selbst getötet. Totgeredet…«
»Dann kannte er das Buch.«
»Bestimmt.«
Kostas Lakidis schaute uns an. In seinen Augen
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