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Arkonadas Totenbuch

Arkonadas Totenbuch

Titel: Arkonadas Totenbuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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auf seine Brust gelegt, so daß er tatsächlich wie eine Leiche wirkte. Anders war es bei dem jungen Mädchen oder der Frau auch nicht. Sie war ebenfalls auf irgendeine Art und Weise festlich gekleidet, in ihrem langen schwarzen Gewand aus kostbarer Spitze. Das braune Haar hatte sie streng nach hinten gekämmt, so daß diese Frisur sie eigentlich älter machte, als sie tatsächlich war.
    In ihrem Haar steckte eine kleine dunkle Krone. Und sie hielt unter anderem auch das Tuch fest, das ihren Kopf wie ein seidiges Vlies umgab und sich auf der weißen Unterlage ausbreitete.
    »Verstehst du das?« fragte ich meinen Freund.
    »Noch nicht. Ich sehe nur zwei Tote.«
    »Davon bin ich noch nicht überzeugt.«
    »Ich werde mich davon…« Suko hatte sich bereits in Bewegung gesetzt. Er kam aber nicht weit, denn die zweite Zimmerlür an der Wand wurde aufgestoßen, und eine Stimme klang uns scharf und hart entgegen. Wir verstanden das Wort nicht, aber wir konnten es deuten. Es mußte ungefähr so viel wie Halt bedeuten.
    Suko stoppte tatsächlich, ging wieder einen Schritt zurück und schaute auf die Person, die sich in den Raum hineinschob.
    Sie war ebenfalls dunkel gekleidet, schon älter und trug einen Vollbart. Sie kam mit gemessenen Schritten näher. Dabei hielt sie die Hand ausgestreckt. Es war die Geste eines Mannes, der es gewohnt war, Befehle zu erteilen. Wir hielten uns zurück, da wir beide froh waren, es mit einem normalen Menschen zu tun zu haben und nicht mit einem der Diener dieser verfluchten Blutgöttin.
    Er passierte die beiden Särge, verhielt seine Schritte dann und starrte uns ins Gesicht. Seine Augen waren vom Weinen gerötet. Scharf und fordernd klang seine Frage, die wir nicht verstanden. Das sagte ich ihm auch.
    »Tut mir leid, mein Lieber, ich verstehe kein Griechisch.«
    Er lauschte meinen Worten nach. Dann verengten sich seine Augen. Er griff zu einer schmalen Taschenuhr, zog sie hervor und drückte bei ihr irgendeinen Knopf. Im nächsten Moment erklang das Westminster-Glockenspiel. In dieser Situation, in diesem Totenraum wirkte es irgendwie befremdend. Ich schüttelte den Kopf, wollte Lächeln, es mißlang. Wir warteten, bis der letzte Ton verklungen war und der Mann die Uhr wieder eingesteckt hatte. »England«, flüsterte er. »Es kommt aus England. Wie ihr.«
    »Ja«, sagte ich und fragte danach verwundert: »Du verstehst unsere Sprache?«
    »Sicher. Ich habe an der Küste gearbeitet, bevor ich wieder in dieses Dorf zurückkehrte. Ich bin viel mit euren Landsleuten zusammengekommen, deshalb verstehe ich dich.«
    Uns fiel ein Stein vom Herzen. Wir hätten beide nicht damit gerechnet, in dieser Einöde einen Menschen zu finden, mit dem wir uns unterhalten konnten. Hoffentlich konnte er uns einiges erklären.
    »Seid ihr Wanderer?« fragte er.
    »Nein, so sehen wir wohl nicht aus«, gab ich lächelnd zurück. »Wir sind aus einem anderen Grund hier.«
    Er schaute uns so auffordernd an, daß wir ihm eine Antwort geben mußten und die Karten aufdeckten.
    Diesmal sprach Suko. »Eli!«
    Der Bärtige zuckte zusammen. Er trat einen Schritt zurück und schlug so etwas, das wie ein Kreuzzeichen aussah. Dabei verfiel er in seine Heimatsprache, hob beide Hände und stieß uns Worte entgegen, die wie ein Fluch und eine Bitte zugleich klangen.
    Daß hier ein Mißverständnis Vorlag, konnte selbst ein Blinder erkennen. Ich wollte es aufklären. »Moment noch, Meister, wir sind nicht gekommen, um Eli zu dienen. Das Gegenteil ist der Fall. Wir wollen die verdammte Blutgöttin vernichten.«
    Das wunderte ihn noch mehr, denn er schüttelte den Kopf.
    »Vernichten?« wiederholte er. »Man kann sie nicht vernichten. Sie ist allmächtig, man kann sie nur gnädig stimmen.«
    »Ach so. Wie denn?«
    Der Mann schüttelte den Kopf, gab aber keine direkte Antwort. »Sie ist zu stark. Sie hat ihre Diener um sich versammelt, und sie wird dafür sorgen, daß ihre uralte Herrschaft sich über die Welt ausbreitet. Wir wußten es. Wir wußten davon, daß die alte Schrift noch existiert, aber wir haben nichts getan. Wir waren zu feige, um das Totenbuch aus dem Kloster zu holen und es zu verbrennen. Jetzt ist es zu spät!« hauchte er in die unheimliche Stimmung hinein. »Viel zu spät…«
    »Das kannst du nicht sagen«, meinte Suko. »Es wird sicherlich eine Möglichkeit geben, an das Buch heranzukommen.«
    Sein Gesicht zeigte plötzlich Schrecken. Er hob beide Arme und rief mit lauter Stimme: »Nein, nein! Niemals könnt ihr

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