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Arkonadas Totenbuch

Arkonadas Totenbuch

Titel: Arkonadas Totenbuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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einer Insel im luftleeren Raum zu schweben. Dieses Nachfühlen hatte ihm einen schrecklichen Schock versetzt, der ihm durch alle Glieder gefahren war. War das noch sein Gesicht? War das noch seine Haut? Dieses lederne Etwas, das von Falten und Furchen durchzogene Relief, das so gar nichts mit einer normalen Haut zu tun hatte. War er nicht innerhalb von Stunden furchtbar gealtert?
    Er konnte es kaum fassen, er wußte es auch nicht und wollte es einfach nicht wissen.
    Dennoch konnte er es nicht verdrängen, als er weitertaumelte, um den Ausgang zu erreichen.
    Was hatte Eli mit ihm gemacht?
    Wie sah er aus? Wie hoch war der Preis für das ewige Leben geworden? Der Mann schaute auf seine freie Hand, wobei er sie anleuchtete. Finger besaß er noch, auch die Nägel. Aber sie hatten sich auf eine schlimme Art und Weise verändert. Die Sonnenbräune der Bergluft war verschwunden, dafür wirkte seine Haut wie graues, brüchiges, altes Leder, das jeden Augenblick reißen konnte, wenn er sie zu stark anspannte.
    Er schrie nicht, er weinte auch nicht, nur das Gefühl der Panik ließ sich bei ihm nicht mehr zurückdrängen. Aus diesem Grunde warf er sich vor, und es war so, als hätte ihm diese aufflammende Panik noch einmal all seine Kräfte zurückgegeben.
    Rascher als zuvor durchquerte er den Gang und erreichte auch dessen Ende, wo sich der Spalt befand, durch den er sich quetschen mußte, um das Freie zu erreichen.
    Die Furcht peitschte ihn voran.
    Milton beeilte sich so sehr, daß er einmal innerhalb des schmalen Felsspaltes eingequetscht wurde und große Mühe hatte, sich wieder zu befreien. Es war kalt geworden. Die Luft schlug in sein Gesicht, und er wurde auch in der Dunkelheit von träge dahintreibenden Wolken umfangen, so daß er kaum mehr als innerhalb der Höhle erkennen konnte.
    Der Gedanke an die nach unten führende Stein treppe war wie ein flüchtiges Aufblitzen in seinem Gehirn. Er wußte nicht genau, wo sie sich befand, leuchtete zwar noch hin, sah die Stufen allerdings nicht, weil der schwache Lichtschein seiner Lampe vom wallenden Nebel aufgesaugt wurde.
    Trotzdem ging er weiter.
    Einen Fuß setzte er vor den anderen. In seinem Kopf hämmerte es. Er spürte die gewaltigen Schmerzen als Stiche durch den Schädel rasen und besaß das Glück des Tüchtigen. Travis Milton fand den Beginn der natürlichen Treppe. Allerdings nur die erste Stufe. Sie stolperte er noch herab, die zweite verfehlte er schon. Sein Fuß trat ins Leere.
    Das wurde ihm zum Verhängnis. Plötzlich besaß er überhaupt keinen Halt mehr. Weder mit den Füßen noch mit den Armen. Wenn er zugriff, dann faßte er ins Leere. Es gab nirgendwo einen Balken, an dem er sich hätte abstützen können, und den Schwung nach vorn konnte er auch nicht mehr ausgleichen.
    Milton fiel.
    Er schrie nur beim Aufprall, wurde weitergerollt, sein Körper bekam soviel Schwung, daß er von einer Treppenstufe zur nächsten hüpfte, immer schneller wurde und in die Tiefe schoß.
    Travis erreichte den Rand der Treppe. Die Wucht schleuderte ihn darüber hinweg, und danach begann der Steilhang, den er so mühsam hochgeklettert war.
    Abwärts ging es schneller.
    Der Körper überschlug sich und wurde eingehüllt in eine Masse von Steinen und Staub. Sie umgaben ihn wie einen gewaltigen Wirbel, der ihn mitriß, stieß, schlug und quetschte, so daß seine Überlebenschancen immer geringer wurden.
    Aber besaß er nicht das ewige Leben?
    Ja, er hatte es, Eli hatte es ihm geschenkt. In diesem Bewußtsein ertrug er auch den rasenden Fall in die Tiefe und gewann immer mehr an Geschwindigkeit.
    Das konnte kein Mensch überleben.
    Schmerzen spürte er eigentlich nicht. Auch dann nicht, als er den Hang hinter sich gelassen hatte und mit einem gewaltigen Satz in eine gähnende Tiefe schoß.
    Da war die Schlucht, die den Körper fraß, als wäre sie ein riesiges Maul. Den Aufschlag spürte er nicht. Er prallte auf eine Felskante, seine Knochen wurden gebrochen und irgendwo, neben einem Bach, umrahmt von gelbgrauen Steinen, blieb er liegen.
    Ein Mensch, der das ewige Leben hatte bekommen wollen, lag wie ein Bündel Lumpen an einem der kristallklaren Gebirgsbäche und wußte nicht, daß er allein durch sein Erscheinen der furchtbaren Blutgöttin Eli den Weg geebnet hatte…
    ***
    Ich schaute einer Maschine nach, die über dem Airport noch eine Kurve flog, bevor sie zur Landung ansetzte. Es war einer dieser gewaltigen Jumbos, ein Wunderwerk der Technik, deren Anblick mich immer wieder

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