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Armageddon 01 - Die unbekannte Macht

Armageddon 01 - Die unbekannte Macht

Titel: Armageddon 01 - Die unbekannte Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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Träger.«
    »Wunderbar! Ich fange sofort an!«
    Er ging zu Anne, die vor einer Werkbank stand und die Rinde mit einer Fissionssäge zurechtschnitt. Sie trug handgenähte Shorts und ein Top, das von dünnen Trägern im Nacken gehalten wurde, beides aus grauem Drillichmaterial. Ringsum auf dem Boden lag ein gewaltiger Stapel Schindeln. Annes längliches Gesicht zeigte einen Ausdruck entschlossener Konzentration, und ihr kastanienbraunes Haar hing in verschwitzten Strähnen herab.
    »So dringend brauchen wir die Schindeln auch wieder nicht«, sagte Horst sanft. »Und ich bin ganz sicher der letzte, der sich bei Mister Manani beschwert, wenn Sie sich ein wenig mehr Zeit lassen.«
    Annes Hände arbeiteten mit mechanischer Präzision. Sie führte die schlanke Klinge auf rechteckigen Bahnen durch ein großes Stück glänzender, rötlichgelber Qualtookrinde. Sie machte sich nicht die Mühe, den Umriß der Schindeln vorher einzuzeichnen, und doch waren sie alle mehr oder weniger gleich groß und gleich geformt.
    »Das hält mich vom Nachdenken ab«, sagte sie.
    Horst machte sich daran, ein paar Schindeln aufzusammeln. »Ich wurde hergeschickt, um die Menschen zum Nachdenken anzuregen«, sagte er. »Nachdenken tut manchmal gut.«
    »Mir nicht. Ich hab’ heut’ nacht Irley. Und ich will lieber nicht darüber nachdenken.«
    Irley war einer der Zettdees. Horst kannte ihn als einen dünnen, schweigsamen Burschen, selbst nach den Maßstäben der Zettdees.
    »Was meinen Sie damit, Sie haben Irley?«
    »Er ist an der Reihe.«
    »An der Reihe?«
    Plötzlich blickte sie auf, ihr Gesicht eine Fratze kalter Wut, und der größte Teil davon auf Horst gerichtet. »Er wird mich ficken. Er ist an der Reihe heute nacht. Wollen Sie es vielleicht schriftlich, Vater?«
    »Das … das …« Horst errötete heftig. »Das wußte ich nicht.«
    »Was zur Hölle glauben Sie eigentlich, was wir nachts in dieser großen Hütte machen? Körbe flechten? Wir sind drei Frauen und fünfzehn Männer. Und die Männer haben es allesamt verdammt nötig. Jede Nacht gegeneinander zu boxen reicht ihnen nicht, und deswegen wechseln sie sich ab mit uns. Jedenfalls die, die nicht bi sind. Quinn hat einen hübschen kleinen Plan gemacht, vollkommen unparteiisch, und daran halten wir uns. Er sorgt dafür, daß jeder an die Reihe kommt, und er sorgt dafür, daß niemand die Ware beschädigt. Aber dieser Mistkerl Irley weiß, wie er einem weh tun kann, ohne daß hinterher etwas zu sehen ist. Wollen Sie wissen, wie, Vater? Wollen Sie Einzelheiten? Die Tricks von diesem Mistkerl?«
    »Ach je, mein armes Kind. Das muß aufhören, augenblicklich. Ich werde mit Powel und dem Komitee sprechen.«
    Ann überraschte ihn mit ihrem schrillen, verächtlichen Gelächter. »Beim Bruder Gottes! Allmählich verstehe ich, warum man Sie nach Lalonde abgeschoben hat, Vater! Daheim auf der Erde sind Sie wahrscheinlich total nutzlos. Sie wollen allen Ernstes verhindern, daß die Jungs mich und Jemina und Kay weiter jede Nacht ficken, was? Und was dann? Wo lassen die Männer dann ihren Dampf ab? Was meinen Sie? Viele von Ihren Schäfchen haben Töchter. Glauben Sie vielleicht, sie werden dulden, daß die Zettdees in der Nacht umherstreunen? Und was ist mit Ihnen, Vater? Wollen Sie vielleicht, daß Leslie und Douglas ein Auge auf Ihre süße kleine Freundin Jay werfen? Wollen Sie das? Weil sie nämlich genau das tun werden, wenn sie es nicht mehr von mir bekommen. Wachen Sie auf, Vater.« Sie wandte sich wieder ihrer Rinde zu. Er war entlassen, und zwar endgültig, und nichts, was Vater Horst Elwes anzubieten hatte, war auch nur im geringsten von Nutzen. Absolut gar nichts.
     
    Dort war sie, ganz unten am Boden seines Rucksacks, wo sie die letzten sechseinhalb Monate gelegen hatte. Unberührt, unbenötigt, weil die Welt voller angemessener Herausforderungen gewesen war, weil die Sonne geschienen hatte, das Dorf gewachsen war, die Pflanzen gediehen und die Kinder gelacht und getanzt hatten.
    Horst nahm die Flasche hervor und schenkte sich einen großen Schluck ein. Scotch – obwohl die bernsteinfarbene Flüssigkeit niemals in Eichenfässern im Hochland gelagert worden war. Sie war geradewegs aus einem Molekularfilter gekommen, den man mit dem Geschmack eines lange verlorenen Ideals programmiert hatte. Doch er brannte sich seinen Weg genauso hinunter und entfachte nach und nach sein Feuer in Horsts Bauch und seinem Kopf, und mehr wollte der Priester nicht.
    Wie dumm. Wie dumm zu denken, daß

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