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Armageddon 01 - Die unbekannte Macht

Armageddon 01 - Die unbekannte Macht

Titel: Armageddon 01 - Die unbekannte Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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immer noch, sich völlig überflüssig zu fühlen. Leslie brauchte niemanden, der ihm die Nägel anreichte.
    Trotzdem konnte Horst das Zettdee-Team nicht allein seine Kirche zusammenbauen lassen. Er mußte wenigstens dabei sein – und er mußte wenigstens so tun, als gäbe er sich Mühe.
    Die Kirche war eines der letzten Gebäude Aberdales, die errichtet wurden. Horst Elwes verübelte es niemandem. Diese Menschen hatten hart gerungen, um ihr Dorf zu bauen und ihre Felder zu roden. Sie hatten einfach nicht genügend Zeit für ein Bauwerk, das nur ein- oder zweimal in der Woche benutzt wurde (obwohl ihm die Vorstellung gefiel, daß es vielleicht eines Tages mehrere wöchentliche Gottesdienste geben könnte).
    Außerdem wäre es nicht richtig gewesen. Horst würde niemals vergessen, wie sich die Kathedralen der mittelalterlichen Erde aus dem umgebenden Schmutz und Elend der stinkenden hölzernen Slums erhoben hatten wie steinerne Paläste. Wie die Kirche jener Zeit von den Menschen mehr und mehr und noch mehr gefordert hatte. Wie sie Furcht in die Seele eines jeden einzelnen gepflanzt und sorgfältig genährt hatte. Und weil wir so arrogant waren, so über allem anderen gestanden haben wie Gott der Herr persönlich, mußten wir in späteren Jahrhunderten einen schrecklichen Preis zahlen. Was uns nur recht geschehen ist. Ein derartiges Verbrechen hat eine Strafe verdient, die so lange dauert.
    Und so hatte Horst die Gottesdienste in der Gemeindehalle gefeiert, und er hatte sich nie beschwert, wenn nur dreißig oder vierzig Leute aufgetaucht waren. Die Kirche mußte ein Ort der Einheit sein, wo die Menschen hingehen konnten und ihren Glauben teilen, und kein Fürst, der Tribut von ihnen verlangte.
    Und jetzt, da die Felder gepflügt waren, die erste Saat ausgebracht und die Tiere aus dem Kälteschlaf geweckt waren, hatte Aberdale einen Augenblick Zeit zu Verschnaufen. Man hatte ihm drei Zettdees zugewiesen, für die Dauer von vierzehn Tagen. Bis jetzt hatten sie einen langen, floß ähnlichen Dielenboden gelegt, der von Baumstümpfen gestützt einen halben Meter über der Erde ruhte, und anschließend vier Meter hohe Stützpfeiler errichtet, die schließlich das schräge, bis zum Boden herabreichende Dach tragen sollten.
    Im Augenblick sah die Kirche eher aus wie das Skelett eines kastenförmigen Dinosauriers. Leslie Atcliffe war damit beschäftigt, das Fachwerk einzupassen und festzunageln, während Daniel die Balken festhielt. Ann sägte Schindeln aus der Qualtookrinde, die sie von den gefällten Stämmen geschält hatten. Die Kirche würde schließlich das vordere Drittel des Gebäudes einnehmen, mit einem kleinen Krankenhaus im hinteren Bereich und Horsts Zimmer dazwischen.
    Es ging gut voran, und wahrscheinlich wäre es noch besser gelaufen, wenn Horst nicht die ganze Zeit über im Weg gestanden und gefragt hätte, was er tun konnte, um zu helfen.
    Die Kirche würde ein sehr gutes Gebäude werden, nur noch übertroffen vom Langhaus der Zettdees. Und wie der Bau der Zettdees die Gemeindehalle und die anderen Häuser in den Schatten gestellt hatte! Horst hatte Rai Molvi in seinem Bemühen unterstützt, das Komitee zu überreden, den Zettdees ein wenig Eigenständigkeit und Würde zuzugestehen. Und dann war es Quinn gewesen, der in Aberdale wahre Wunder vollbracht hatte! Seit das schindelgedeckte Langhaus der Zettdees stand, waren die restlichen Einwohner unauffällig dabei, die Konstruktion ihrer eigenen Häuser zu verbessern, indem sie die Ecken verstärkten oder Fensterläden einsetzten.
    Aber keiner von uns wird ein Langhaus bauen, dachte Horst. Verdammter törichter Stolz! Alle waren sie gefangen von den hübschen, weiß getünchten Holzhäusern, die wir auf dem Weg hierher während der ersten Tage gesehen haben. Wir dachten, wenn es uns gelänge, nur das Aussehen dieser Häuser zu imitieren, dann würden wir auch das Leben führen, das dort geführt wird. Und dann ist die praktischste Konstruktion ein Quasi-Monopol, weil das Nachbauen bedeuten würde, daß die Zettdees es besser können als wir. Und ich darf nicht einmal meine Kirche auf diese Art und Weise bauen, auf die vernünftigste Art und Weise, weil die Leute sonst Anstoß nehmen würden. Nicht laut, aber sie würden es sehen, und in ihren Herzen würden sie Einwände erheben. Wenigstens kann ich die Schindeln aus Rinde benutzen und muß keine Bretter auf das Dach nageln, die sich verziehen und undicht werden wie bei den zuerst gebauten Häusern.
    Leslie

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