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Armageddon 01 - Die unbekannte Macht

Armageddon 01 - Die unbekannte Macht

Titel: Armageddon 01 - Die unbekannte Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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die Schlange nicht mit ihnen zu dieser neuen Welt gekommen war. Wie einfältig, daß er, der Priester, nicht daran gedacht hatte, unter die glänzende Oberfläche der Dinge zu sehen, hinter das zu blicken, was sie erreicht hatten, in die finstere Gosse darunter.
    Er schenkte sich einen weiteren Drink ein. Sein Atem ging heiß zwischen den großen Schlucken. Himmel, tat das gut, für ein paar kurze Stunden die Schwächen der Sterblichen hinter sich zu lassen! Sich an diesem warmen, stillen, versöhnlichen Ort der Zuflucht zu verstecken.
    Gottes Bruder, hatte sie gesagt. Und wie recht sie hatte! Satan ist hier, mitten unter uns, und er vergiftet unsere Herzen.
    Horst füllte sein Glas bis zum Rand und starrte in namenloser Furcht darauf. Satan. Luzifer, der Lichtbringer. Der Lichtbruder.
    »O nein!« flüsterte er. »Nicht das. Nicht hier! Laß nicht zu, daß sich die Teufelssekten über die Reinheit dieser Welt hermachen! Ich kann nicht mehr, lieber Gott. Ich kann nicht dagegen kämpfen. Sieh mich doch an, Herr! Ich bin hier, weil ich nicht kämpfen kann.« Er verstummte und fing leise an zu schluchzen.
    Und wie immer antwortete der Herr mit Schweigen. Glaube allein war nicht genug für Vater Horst Elwes. Doch das hatte er schon immer gewußt.
     
    Der Vogel war wieder da, dreißig Zentimeter lang, mit einem Gefieder aus Braun mit goldenen Flecken. Er schwebte zwanzig Meter über Quinn, halb versteckt hinter den dichten Zweigen des Dschungels, mit Flügeln, die in verwirrenden Bahnen flatterten, um die Position zu halten.
    Quinn beobachtete das Wesen aus den Augenwinkeln. Es besaß keine Ähnlichkeit mit irgendeinem Vogel, den er bisher auf Lalonde gesehen hatte; deren Federn waren mehr wie Schuppenmembranen. Er vergrößerte den Vogel mit seinem Retinaimplantat und fand heraus, daß er echte Federn besaß, Federn, deren Entwicklungsgeschichte ihren Ursprung auf der Erde hatte.
    Er gab das Handzeichen, und sie rückten gemeinsam durch den Busch vor, Jackson Gael auf der einen und Lawrence Dillon auf der anderen Seite. Lawrence war der jüngste unter den Zettdees, gerade siebzehn, mit einer schlaksigen Figur, dürren Gliedern und sandfarbenem Haar. Lawrence war ein Geschenk von Gottes Bruder. Quinn hatte einen ganzen Monat gebraucht, um ihn zu brechen. Gefälligkeiten, zusätzliche Essensportionen, hin und wieder ein Lächeln, die Sorge dafür, daß er nicht von den anderen schikaniert wurde.
    Dann die Drogen, die Quinn von Baxter gekauft hatte, die kleinen Geschenke, die Aberdale und das Elend und den Dreck weit weg erscheinen ließen, ihnen die Schärfe nahmen, bis das Leben wieder einfacher war.
    Die mitternächtliche Vergewaltigung in der Mitte des Langhauses vor den Augen aller anderen; Lawrence am Boden festgebunden, ein Pentagramm aus Danderilblut um ihn herum gezeichnet, sein Verstand von Drogen benebelt.
    Und jetzt gehörte er ihm. Sein süßer Arsch, sein wunderbarer goldener Penis – und sein Kopf. Lawrences Hingabe an Quinn hatte sich zu einer Form der Verehrung gesteigert.
    Sex zeigte den anderen, welche Macht Quinn besaß. Es zeigte ihnen, wie eng seine Verbindung zu Gottes Bruder war, wie nah er ihm stand. Es zeigte den anderen, wie wunderbar es war, die Schlange freizulassen, die in der Brust eines jeden Menschen lauerte. Und es zeigte ihnen, was geschehen konnte, wenn sie ihn enttäuschten.
    Er hatte ihnen Hoffnung gegeben, und Macht. Und als Dank verlangte er nichts außer bedingungslosem Gehorsam.
    Und den erhielt er auch.
    Die großen schwammigen Blätter der über die Bäume wuchernden Reben streiften leicht über Quinns feuchte Haut, während er auf seine Beute vorrückte. Nach Monaten der Arbeit unter Lalondes heißer Sonne war er am ganzen Körper braun gebrannt. Er trug nichts am Leib bis auf die Shorts, die er aus seinem Drillichanzug genäht hatte, und die Stiefel, die er in Durringham einem Toten abgenommen hatte. Er hatte sich vernünftig ernährt, seit die Zettdees angefangen hatten, sich selbst zu versorgen, und durch die anstrengende Arbeit für die Siedler hatte er kräftige Muskeln entwickelt.
    Kriechpflanzen hingen zwischen den Baumstämmen wie ein Netz, das der Dschungel selbst gewebt hatte, um seine kleineren Bewohner zu fangen. Sie verursachten ein ärgerliches Rascheln, als Quinn sich zwischen ihnen hindurchschob, und seine Stiefel erzeugten ein knirschendes Geräusch auf dem dürren moosähnlichen Gras, das tief im Dschungel wuchs. Vögel gackerten und kreischten, während sie

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