Armageddon 01 - Die unbekannte Macht
fliegen.
Die Kreatur schloß das Maul zwischen den Schreien, und die Schlinge legte sich über ihre Kiefer. Quinn riß mit aller Kraft am Seil. Die Kiefer wollten sich wieder öffnen, doch die Schlinge hielt. Sie bestand aus Silikonfasern; Quinn hatte sie in einem der Blockhäuser gestohlen. Alle drei Zettdees hörten die wütenden und zunehmend panischen Schreie, die unvermittelt zu einem rauhen, nasalen Geräusch erstickt wurden.
Lawrence landete schwer auf dem sich windenden Sayce und bemühte sich, die wild strampelnden Hinterbeine mit seinem eigenen Lasso zu binden. Quinn kam hinzu, packte das dicke knotige Fell der Kreatur und fesselte die Vorderläufe des Wesens.
Sie benötigten weitere drei Minuten, um den Sayce zu unterwerfen und vollständig zu fesseln. Quinn und Lawrence hielten ihn am Boden fest. Sie wurden überall zerkratzt, und bald waren sie von oben bis unten mit Schlamm bedeckt. Schließlich standen sie wieder auf, zitternd von der vorangegangenen Anstrengung, und blickten auf ihr verschnürtes Opfer, das hilflos auf der Seite lag. Die grünen Augen starrten haßerfüllt auf die drei Männer.
»Und jetzt zu Phase zwei«, sagte Quinn.
Es war Jay, die Vater Horst Elwes spät am Nachmittag fand. Er saß im leichten Nieselregen gegen einen Qualtook-Baum gelehnt und war offensichtlich nicht ganz bei Sinnen. Sie kicherte, weil er sich so merkwürdig benahm, und rüttelte ihn an der Schulter. Horst stammelte unzusammenhängendes Zeug und fuhr sie an, sie möge sich zum Teufel scheren.
Jay starrte den Priester zu Tode erschrocken an. Ihre Unterlippe bebte. Abrupt drehte sie sich um und rannte zu ihrer Mutter.
»Meine Güte, was ist denn mit Ihnen?« fragte Ruth, als sie bei Horst angekommen war.
Der Geistliche rülpste.
»Kommen Sie schon, hoch mit Ihnen. Ich helfe Ihnen nach Hause.«
Sie hatte das Gefühl, als müsse ihre Wirbelsäule unter seinem Gewicht brechen, so schwer stützte er sich auf sie. Jay folgte den beiden in einigen Schritten Abstand. Sie machte ein tiefernstes Gesicht. Ruth führte den betrunkenen Priester stolpernd über die Lichtung zu der kleinen Blockhütte, in der Elwes gegenwärtig wohnte.
Sie ließ ihn auf seine Pritsche fallen und beobachtete ungerührt, wie er sich auf den Lattenrost erbrach. Außer ein paar Tropfen saurer Magenflüssigkeit kam nichts mehr aus seinem Mund.
Jay stand kreideweiß in einer Ecke der Hütte und umklammerte Drusila, ihr weißes Kaninchen. Das kleine Tier zappelte protestierend unter dem festen Griff. »Geht es ihm wieder besser?«
»Ja«, antwortete Ruth.
»Ich dachte, er hat einen Herzanfall.«
»Nein. Er hat nur getrunken.«
»Aber er ist ein Priester!« beharrte das Mädchen.
Ruth strich ihrer Tochter über das Haar. »Ich weiß, Liebling. Aber das bedeutet schließlich nicht, daß er ein Heiliger ist.«
Jay nickte weise. »Ich verstehe. Ich sag’s niemandem weiter.«
Ruth drehte sich zu Horst Elwes um. »Warum, Horst? Warum haben Sie es getan? Warum jetzt? Sie haben sich so wunderbar geschlagen!«
Er starrte Ruth aus blutunterlaufenen Augen an. »Sie sind schlecht«, stöhnte er. »Sie sind abgrundtief schlecht.«
»Wer?«
»Die Zettdees. Ohne Ausnahme. Sie sind Kinder des Teufels. Brennen Sie die Kirche nieder! Ich kann das Gotteshaus nicht einweihen. Die Zettdees haben es gebaut. Der Teufel hat es gebaut. Häre … Häre … Häresie! Brennen Sie um Gottes willen die Kirche nieder!«
»Horst, wir werden überhaupt nichts niederbrennen.«
»Teufel!« lallte er.
»Sieh nach, ob genügend Ladung in seiner Elektronenmatrix gespeichert ist, um die Mikrowelle einzuschalten«, sagte Ruth zu ihrer Tochter. »Wir brauchen heißes Wasser.«
Sie machte sich über Horsts Sachen her und suchte nach seinen kleinen silbernen Kaffeebeuteln.
Marie Skibbow hatte nicht geglaubt, daß es tatsächlich geschah – bis zu dem Augenblick, an dem sich die Elektromotoren in Bewegung setzten.
Doch hier stand sie nun, Blasen stiegen von der Heckschraube auf, und das Schiff entfernte sich vom Landesteg.
»Ich habe es getan«, flüsterte sie leise. »Ich habe es wirklich getan.«
Das heruntergekommene Boot steuerte in die Mitte des Quallheim River hinaus. Der Bug zeigte flußabwärts, und die Coogan nahm Fahrt auf. Sie hörte auf, Holzscheite in die Brennluke des Wärmetauschers zu werfen, und lachte laut auf. »Fickt euch!« rief sie dem Dorf zu, das in der Ferne zurückblieb. »Fickt euch doch selbst! Ich wünsche euch alles Glück der
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