Armageddon 01 - Die unbekannte Macht
Ei, das einsammelt, was es verloren hat. Dann werden sie zurückkehren, werden sich rings um die schwarze Hülle versammeln und das Wissen teilen, das sie mitgebracht haben. Und vermittels dieses Wissens werden sie nach dem sich immer wieder entziehenden ultimativen Verständnis allen Seins suchen. Und wenn sie verstanden haben, werden sie wissen, was danach kommt, und damit vielleicht eine Chance erhalten, zu einer weiteren Ebene der Existenz zu wechseln. Möglicherweise sind die Ly-Cilph die einzigen Entitäten, die den letzten Atemzug unseres Universums überleben.
Doch bis dahin geben sie sich damit zufrieden zu beobachten und zu lernen. Ihre Natur hindert sie daran, an den ungezählten Dramen des Lebens und der Materie teilzunehmen, die sich vor ihren ätherischen Sinnen entfalten.
Jedenfalls glauben sie das.
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3. Kapitel
Die Iasius war zum Sterben zum Saturn zurückgekehrt.
Dreihundertfünfzigtausend Kilometer über der bleichen, gelben Atmosphäre des Gasriesen dehnte sich der Wurmloch-Terminus aus, und der Voidhawk fiel in den Normalraum zurück. Die Sensoren an Bord der strategischen Verteidigungssatelliten, die in der vorgegeben Materialisierungszone für Raumschiffe patrouillierten, entdeckten die infrarote Signatur noch im gleichen Augenblick, als Radarstrahlen die Hülle abtasteten. Die Iasius funkte das nächstgelegene Habitat mit seiner Affinität an und identifizierte sich. Die Sensoren der Satelliten verloren das Interesse und fuhren mit ihrer Patrouille fort.
Kommandant und Besatzung bedienten sich der überlegenen Sensoren des BiTek-Raumschiffs, um den herrlichen beringten Planeten draußen vor dem Fenster zu beobachten. Sie wußten, was als nächstes kommen würde, und es machte ihnen zu schaffen. Die Iasius flog über der sonnenzugewandten Hemisphäre des Gasriesen dahin. Vor ihnen und zwei Grad unterhalb breiteten sich die Ringe aus, scheinbar massiv und doch in Bewegung, als wäre ein Gas zwischen zwei Glasscheiben gefangen. Sternenlicht schimmerte hindurch. Die majestätische Schönheit schien den schrecklichen Grund ihrer Rückkehr nicht wahrhaben zu wollen.
Die Affinität der Iasius meldete sich in den Köpfen der Menschen an Bord. – Macht euch keine Sorgen wegen mir, sagte das BiTek-Raumschiff lautlos. – Ich tue es auch nicht. Was ist, das ist. Ihr habt mir geholfen, mein Leben zu erfüllen. Dafür danke ich euch.
Allein in ihrer Kabine spürte die Kommandantin Athene, wie ihre geistigen Tränen real wurden. Sie war genauso groß wie jede Frau aus den Hundert Familien, deren Genetiker sich darauf konzentriert hatten, die Widerstandsfähigkeit zu erhöhen, so daß ihre Nachfahren ohne Probleme ein ganzes Leben unter den beschwerlichen Bedingungen des Raumflugs verbringen konnten. Athenes sorgfältig geplante Evolution hatte sie mit einem langen, hübschen Gesicht versehen, das jetzt tiefe Falten aufwies, und dichtes kastanienbraunes Haar, das seinen jugendlichen Glanz verloren hatte und einem schimmernden Silber gewichen war. In ihrer makellosen ozeanblauen Schiffsuniform strahlte sie eine majestätische Selbstsicherheit aus, die ihr immer und überall das völlige Vertrauen ihrer Besatzungen verschaffte. Doch jetzt hatte sie ihre Fassung verloren, und ihre ausdrucksvollen violetten Augen reflektierten die schweren Qualen, unter denen sie innerlich litt.
– Nein, Athene. Bitte nicht.
– Ich kann nicht anders, weinte ihr Verstand. – Das alles ist so unfair! Wir sollten zusammen gehen. Wenigstens das sollte man uns gestatten.
Athene spürte ein geisterhaftes Streicheln im Rücken, zärtlicher als jeder menschliche Liebhaber jemals hätte sein können. Sie hatte genau die gleiche Berührung an jedem einzelnen Tag ihrer einhundertacht Lebensjahre gespürt. Ihre einzige wahre Liebe. Keiner ihrer drei Ehemänner hatte soviel emotionale Hingabe erfahren wie die Iasius, genausowenig wie ihre acht Kinder … wie sie sich mit einem Gefühl eingestand, das nahe am Sakrileg war. Drei von ihnen hatte sie sogar im eigenen Leib ausgetragen. Die anderen Edeniten verstanden sie und fühlten mit ihr; durch ihre gemeinsame Affinität gab es keine Wahrheit und kein Gefühl, das sich verbergen ließ. Der Geburtsbund zwischen den Voidhawks und ihren Kommandanten war stark genug, um alles zu überleben, was das Universum ihnen entgegenwerfen konnte. Außer dem Tod, flüsterte der allerprivateste Teil ihres Bewußtseins.
– Meine Zeit ist gekommen, sagte die Iasius einfach. In der
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