Armageddon 01 - Die unbekannte Macht
wohlhabend. Porn-O-Vis-Produzenten änderten ihre virtuellen Modelle, bis sie sich anfühlten und aussahen wie Ione. Stimmungssynthese-Bands komponierten Stücke über sie. Selbst Jezzibella verkündete, daß Ione wunderschön aussehe und daß sie gerne eines Tages mit ihr ins Bett steigen würde.
Die Nachrichtenagenturen Kulus und seiner Fürstentümer behandelten Iones Auftauchen als unbedeutende Fußnote. Die königliche Familie hielt nichts von Pressezensur, doch der Hof betrachtete die Neuigkeiten auch nicht als Grund zu ausgelassenem Feiern. Allerdings erzielten Sens-O-Vis-Aufzeichnungen von Ione im gesamten Königreich absolute Traumpreise.
Zwei Tage später verhalf einer der gebrochenen Transportkontrakte Joshua und der Lady Macbeth zum ersten Chartervertrag.
Roland Frampton war Händler und ein Freund von Barrington Grier. Von Grier erfuhr er auch von der Lady Macbeth und daß sie in vierzehn Tagen raumtauglich und bereit zum Aufbruch sei.
»Wenn ich diesen Bastard von Captain McDonald in die Finger kriege, lasse ich ihn zu Transplantatmaterial verarbeiten!« fluchte Frampton wütend. »Die Corum Sister wird auf dieser Seite des Jupiter nie wieder einen Frachtauftrag erhalten, so wahr mir Gott helfe!«
Joshua nippte an seinem Mineralwasser und nickte mitfühlend. Harkey’s Bar besaß bei Tag nicht den gleichen Reiz wie am Abend, obwohl sich der Begriff von Tageszeiten in einem Sternenkratzer einer klaren Definition entzog. Doch der Biorhythmus der Bewohner Tranquilitys orientierte sich an den Lichtzyklen im Innern des Habitats, und Joshuas Körper wußte, daß erst später Vormittag war.
»Ich zahle gut, wissen Sie. Es war nicht so, daß ich ihn ausgenommen hätte. Eine ganz gewöhnliche Tour, weiter nichts. Dann taucht diese verdammte Göre auf, und mit einemmal spielen alle verrückt!«
»Heh, ich bin froh, daß wir wieder einen Saldana an der Spitze haben!« protestierte Barrington Grier. »Wenn sie nur halb so gut ist wie die beiden letzten Lords, dann erlebt Tranquility einen weiteren Aufschwung!«
»Ja, sicher, zugegeben, ich habe nichts gegen sie«, beeilte sich Roland Frampton zu sagen. »Aber die Reaktion der Menschen!« Er schüttelte verständnislos den Kopf. »Haben Sie gehört, was die Nachrichtenagenturen den Schiffseignern für den Flug nach Avon geboten haben?«
»Ja. Meyer und seine Udat haben von Time Universal den Zuschlag für Avon erhalten«, sagte Joshua mit einem säuerlichen Grinsen.
»Der Punkt ist, Joshua, daß ich ganz schön in der Scheiße sitze«, sagte Roland Frampton. »Meine Kundschaft schreit nach medizinischen Nanos. Auf Tranquility gibt es jede Menge reicher alter Leute. Die Medizinindustrie macht glänzende Geschäfte.«
»Ich bin sicher, daß wir zu einer Übereinkunft gelangen.«
»Karten auf den Tisch, Joshua. Ich zahle Ihnen dreihundertfünfzigtausend Fuseodollars für die Tour, plus einem Bonus von siebzigtausend, wenn Sie in fünf Wochen von heute an gerechnet zurück sind. Anschließend kann ich Ihnen einen regelmäßigen Kontrakt anbieten. Alle sechs Monate eine Tour nach Rosenheim. Das ist beileibe kein Pappenstiel, Joshua.«
Joshua warf einen Seitenblick zu Melvyn Ducharme, der gedankenverloren in seinem Kaffee rührte. Während der Instandsetzungsarbeiten an der Lady Macbeth hatte Joshua gelernt, sich auf seinen Fusionsingenieur zu verlassen.
Ducharme war achtundvierzig und besaß mehr als zwanzig Jahre solider Raumflugerfahrung. Der dunkelhäutige Mann nickte unmerklich.
»In Ordnung«, sagte Joshua. »Aber Sie kennen meine Bedingungen, Roland. Die Lady Macbeth verläßt das Dock erst, wenn ich mich davon überzeugt habe, daß sie völlig wiederhergestellt ist. Ich denke nicht daran, die Sache zu überstürzen und wegen eines Siebzigtausend-Dollar-Bonusses zu pfuschen.«
Roland Frampton grinste unglücklich. »Sicher, Joshua. Ich weiß das zu schätzen.«
Sie besiegelten ihre Übereinkunft mit einem Handschlag und machten sich anschließend daran, Einzelheiten zu besprechen.
Zwanzig Minuten später traf Kelly Tirrel ein, warf ihre Tasche auf den dicken Teppich und setzte sich mit einem übertriebenen Seufzer. Sie winkte eine Bedienung herbei und bestellte Kaffee, dann gab sie Joshua einen flüchtigen Begrüßungskuß.
»Und?« fragte sie. »Hast du deinen Kontrakt?«
»Wir arbeiten ihn gerade aus«, antwortete Joshua. Er warf einen raschen Blick in die Runde. Helen Vanham war nirgendwo zu sehen.
»Freut mich für dich. Meine Güte,
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