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Armageddon 01 - Die unbekannte Macht

Armageddon 01 - Die unbekannte Macht

Titel: Armageddon 01 - Die unbekannte Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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grinste weiter anzüglich, während sie den Stab auf ihn richtete und ihn damit abtastete. Clive stand ein paar Schritte abseits, absolut reglos wie eine Maschine, die jemand abgeschaltet hatte. Quinn versuchte nicht zu zeigen, wie sehr ihn diese Tatsache beunruhigte.
    »Wie lange sind Sie schon hier?« fragte er.
    »Lange genug.«
    »Wie heißen Sie?«
    »Camilla.«
    »Camilla. Schöner Name. Dann erzählen Sie doch mal, was machen Sie so?«
    »Das wird Ihnen Laton erzählen.« Sie drückte die Zunge von innen gegen die Wange. »Das heißt, wenn er es sich nicht anders überlegt und dich inkorporiert, wie unseren Clive hier.«
    Quinn warf einen raschen Blick auf den reglosen Mann. »Einer der verschwundenen Kolonisten aus dem Schuster County?«
    »Korrekt.«
    »Ah.«
    »Dein Herzschlag ist ungewöhnlich hoch, Quinn Dexter. Warum? Machst du dir wegen irgend etwas Gedanken? Oder hast du Angst?«
    »Nein. Sie?«
    Sie legte den Sensor zurück auf den Tisch. »Du kannst jetzt zu Laton gehen. Du stellst keine Gefahr dar. Zwei Implantate und den Kopf voller wirrem Zeug.«
    Bei der Erwähnung seiner Implantate zuckte Quinn erschrocken zusammen. Da ging sein letzter Vorteil, so winzig er auch gewesen sein mochte. »Immerhin bin ich damit bis hierher gekommen, oder?«
    Camilla setzte sich in Richtung Tür in Bewegung. »Reinzukommen ist noch der leichteste Teil.«
    Hinter der Tür führte eine breite Spiraltreppe durch den Stamm nach oben. Quinn erhaschte kurze Blicke auf abgehende Korridore und Zimmer. Eine ganze Etage war zu einem großen Fitneßzentrum mit Pool ausgebaut. Dichter Dampf hing in der Luft; Männer und Frauen badeten im Wasser oder ruhten auf verschiedenen Simsen. Eine Frau lag lang ausgestreckt auf einer Liege und wurde von einer anderen Frau mittleren Alters mit leerem Gesichtsausdruck massiert, etwas, das Quinn inzwischen wiedererkannte. Quinn wurde bewußt, was fehlte: einige Leute lachten, aber niemand sprach ein Wort. Servitor-Hausschimps eilten mit unbekannten Aufträgen durch die Gänge. Sie waren etwa anderthalb Meter groß und bewegten sich fast wie Menschen, und ihre goldenen Felle waren ordentlich gestriegelt. Quinn warf einen genaueren Blick auf eins der Wesen und bemerkte, daß es statt der Pfoten seiner im irdischen Dschungel lebenden Verwandten ganz normale Füße hatte.
    Gottes Bruder, das sind edenitische Konstrukte! Wo zur Hölle bin ich hier?
    Camilla führte ihn durch einen Korridor, der sich durch nichts von den anderen unterschied. Geräuschlos und wie von Geisterhand öffnete sich eine Tür, ein massives hölzernes Rechteck mit einer Art synthetischem Muskel, der als Angel diente.
    »Die Höhle des Löwen, Dexter. Rein mit dir.«
    Die Tür schloß sich genauso lautlos, wie sie aufgeglitten war. Der Raum dahinter war groß und rund und besaß eine Kuppeldecke. Das Mobiliar war absolut minimalistisch: Ein niedriger Glasschreibtisch mit Metallbeinen, ein weiterer (Eß-)Tisch, ebenfalls aus Glas, zwei sich gegenüberstehende Sofas, sämtlich so angeordnet, daß sie die maximale Entfernung zueinander einnahmen. Eine Sektion der Wand wurde von einem großen holographischen Schirm eingenommen, der einen Ausblick auf den Dschungel draußen bot. Die Kamera befand sich ein gutes Stück über den Baumwipfeln und zeigte ein ununterbrochenes Meer aus Blättern, über dem in willkürlichen Mustern Dunstschleier hinzogen. Die Mitte des Raums wurde von einer eisernen Sitzstange eingenommen. Auf der Sitzstange saß der Turmfalke und beobachtete Quinn aufmerksam. Zwei Menschen erwarteten ihn, ein Mann, der hinter dem Schreibtisch saß, und eine junge Frau, die neben einem der Sofas stand.
    Laton erhob sich hinter seinem Schreibtisch. Er war einer der größten Menschen, die Quinn jemals zu Gesicht bekommen hatte; muskulös, durchtrainiert und mit zimtbrauner Haut, die eher nach Sonnenbräune denn nach natürlicher Pigmentierung aussah. Er war sehr attraktiv; ein entfernt asiatischer Typus mit tiefliegenden graugrünen Augen. Er trug einen kurz gestutzten Bart und hatte das pechschwarze Haar zu einem kleinen Pferdeschwanz zusammengebunden. Seine Kleidung bestand aus einem einfachen grünen Seidenmantel, der vor dem Bauch von einem Gürtel zusammengehalten wurde. Sein Alter war unbestimmbar: über Dreißig, unter Hundert. Daß er ein Produkt ausgiebiger gentechnischer Manipulationen war, stand außer jedem Zweifel.
    Er besaß genau die Art von Ausstrahlung, auf die Quinn gewartet hatte, als Clive Jenson

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