Armageddon 01 - Die unbekannte Macht
laufe nicht weg.«
»Nein, das tust du nicht … Angenommen, ich würde deinem Plan zustimmen, was geschieht, wenn du wieder daheim auf der Erde bist? Würdest du niemandem von meiner Existenz erzählen?«
»Ich verpfeife niemanden. Einer der Gründe, weshalb ich hier gelandet bin.«
Laton lehnte sich auf seinem Sofa zurück und starrte Quinn lange Zeit nachdenklich an. Schließlich sagte er: »Also schön. Ich möchte dir einen Gegenvorschlag machen. Verlaß Aberdale und schließ dich mir an. Leute mit Mut kann ich immer brauchen.«
Quinns Blicke schweiften durch den großen leeren Raum. »Wie lange sind Sie schon hier?«
»Um die fünfunddreißig Jahre.«
»So etwas habe ich mir gedacht. Sie konnten unmöglich gelandet sein, nachdem die Kolonisten schon da waren, nicht, wenn Sie so berüchtigt sind, wie Sie behaupten. Fünfunddreißig Jahre in einem Baum ohne Fenster – das ist nichts für mich, glauben Sie mir. Außerdem bin ich kein Edenit. Ich habe nicht diesen Affinitätskram, um BiTek zu kontrollieren.«
»Das läßt sich einrichten. Du könntest neurale Symbionten verwenden, genau wie dein Freund Powel Manani. Mehr als ein Drittel meiner Leute sind Adamisten. Die restlichen sind meine Kinder. Du würdest zu uns passen. Ich kann dir geben, was du dir am meisten wünschst, Quinn Dexter.«
»Ich will Banneth, und sie ist dreihundert Lichtjahre weit weg! Sie können sie mir nicht geben.«
»Ich meine damit, was du dir wirklich wünschst, Quinn. Was sich alle von uns wünschen.«
»O ja? Und das wäre?«
»Unsterblichkeit.«
»Hühnerkacke! Selbst ich weiß, daß das nicht funktioniert. Selbst die Saldanas leben nicht wesentlich länger als zweihundert Jahre, und das trotz ihres Geldes und ihrer ganzen genetischen Forschung!«
»Weil sie die Sache aus einem falschen Blickwinkel angehen. Dem Blickwinkel der Adamisten.«
Quinn gefiel die Richtung nicht, die diese Unterhaltung nahm. Es war nicht das, was er gewollt hatte. Er hatte lediglich seinen Vorschlag unterbreiten wollen, Aberdale zu übernehmen, und fest damit gerechnet, daß dieser Typ den Sinn dahinter erkannte. Und jetzt mußte er über ausgeflippte Ideen wie ewiges Leben nachdenken und sich Ausreden einfallen lassen, warum er nicht daran interessiert war – dumm, weil er es eigentlich wollte. Aber Laton verfügte sowieso nicht über die Mittel, es ihm zu geben. Es sei denn natürlich, in diesem Versteck befand sich eine hochtechnisierte Anlage, und er benutzte die Mädchen für seine biologischen Experimente. Gottes Bruder, Laton war wirklich ein geschickter Redner. »Und aus welchem Blickwinkel gehen Sie an die Sache?«
»Eine Kombination aus Affinität und parallelem Denken. Du weißt sicher, daß Edeniten ihr Bewußtsein in die neuralen Zellen des Habitats einspeisen, wenn sie sterben?«
»Ich habe davon gehört, jepp.«
»Das ist eine Form der Unsterblichkeit, obwohl sie meiner Ansicht nach unbefriedigend ist. Nach ein paar Jahrhunderten verblaßt die Identität des Individuums. Der Wille zu leben, wenn ich das so sagen darf, geht verloren. Verständlicherweise, wirklich. Es gibt keinerlei menschliche Aktivitäten mehr, um die Vitalität zu entzünden, die uns alle vorantreibt. Was bleibt ist das Beobachten, sonst nichts. Die Entwicklung der Nachkommen. Das kann man wohl kaum als inspirierend bezeichnen, oder? Also machte ich mich daran, die Möglichkeit zu erforschen, mein Bewußtsein einfach in einen frischen Körper zu transferieren. Es gibt mehrere offensichtliche Probleme, die einen direkten Transfer verhindern. Zum ersten braucht man ein leeres Gehirn mit genügend Kapazität, um die Erinnerungen eines Erwachsenen zu speichern. Das Gehirn eines Neugeborenen ist zwar noch leer, aber die Kapazität, um eine erwachsene Persönlichkeit aufzunehmen, anderthalb Jahrhunderte angesammelter Erfahrungen, die uns zu dem machen, was wir sind, die ist einfach noch nicht vorhanden. Deswegen warf ich einen genaueren Blick auf die Neuronenstruktur, um herauszufinden, ob sich dort vielleicht etwas verbessern ließe. Dieses Gebiet ist noch nicht besonders gründlich erforscht. Man hat das Gehirn vergrößert, um ein besseres Gedächtnis zu erhalten und eineinhalb Jahrhunderte an Erinnerungen zu speichern, die Intelligenz wurde ein Stück angehoben, doch die eigentliche Neuronenstruktur ist etwas, das die Genetiker bisher übersehen haben. Ich machte mich also daran, die Möglichkeiten paralleler Gedankenprozesse zu untersuchen – genau das, was
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