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Armageddon 01 - Die unbekannte Macht

Armageddon 01 - Die unbekannte Macht

Titel: Armageddon 01 - Die unbekannte Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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die Tiere mit den Krümeln. Die Vögel und die Echsenwesen (Alkad hatte sich nie die Mühe gemacht, ihren Namen herauszusuchen) pickten die Krumen hungrig auf. Sie waren alte Freunde; Alkad hatte sie jeden Morgen im Verlauf der letzten sechsundzwanzig Jahre gefüttert.
    Alkad empfand das Innere Tranquilitys als immens entspannend. Die schiere Größe des Habitats suggerierte Unverwundbarkeit. Sie wünschte, sie hätte ein Appartement finden können, das auf der Innenseite des Habitats lag. Der nackte Weltraum vor ihrem Sternenkratzerappartement ließ sie nach all der Zeit immer noch erschauern. Ihre wiederholten Bitten auf Zuweisung einer neuen Wohnung im Innern Tranquilitys waren von der Habitat-Persönlichkeit immer freundlich abgelehnt worden: es gab angeblich keine. Und so mußte sich Alkad mit ihrer Wohnung im ersten Stock des Sternenkratzers arrangieren. Sie lag ganz nah bei der Sicherheit der Hülle. Alkad verbrachte in ihrer Freizeit lange Stunden damit, durch die Parklandschaft zu wandern oder zu reiten, teilweise, um sich zu beruhigen, und teilweise, weil es den heimlichen Beobachtern der Nachrichtendienste das Leben schwer machte.
    Ein paar Meter abseits des Weges arbeitete ein Gärtner-Servitor rings um einen alten Baumstumpf, der inzwischen unter dem verwilderten Mantel einer Stephanotis-Kriechpflanze verschwunden war. Der Servitor war eine stark genmanipulierte Schildkröte mit einem Panzer von gut einem Meter Durchmesser. Die Genetiker hatten nicht nur den Körper vergrößert, sie hatten auch ein zweites Verdauungssystem eingebaut, das aus abgestorbenem Pflanzenmaterial stickstoffreichen Kompost herstellte, der anschließend exkretiert wurde. Und man hatte ihr ein zweites Paar stummelförmiger, schuppenbedeckter Arme gegeben, die aus den Seiten des Halses austraten und in pinzettenartigen Klauen endeten. Alkad beobachtete, wie die Schildkröte damit anfing, die verwelkten röhrenförmigen Blüten abzusammeln und in den Mund zu schieben.
    »Guten Appetit«, sagte sie und spazierte weiter.
    Ihr Ziel war das Glover’s, ein Restaurant direkt am Seeufer. Es war ganz aus Holz gebaut, und der Architekt hatte es im karibischen Stil errichtet. Das Dach war steil und bestand aus Palmwedeln. Die Veranda ragte auf Säulen bis über das Wasser hinaus und war groß genug, um zehn Tischen Platz zu bieten. Das Innere des Restaurants war im gleichen, roh zusammengezimmerten Stil gehalten. Hier standen weitere dreißig Tische. Ein langer Ladentisch zog sich über die gesamte Rückwand hin, wo die Köche das Essen über glühenden Steingrills zubereiteten. Während des Abends waren drei Köche erforderlich, um mit dem Andrang fertig zu werden. Das Glover’s war ein populäres Touristenlokal, und die mittleren Managementetagen der Konzerne waren ebenfalls hier anzutreffen.
    Als Alkad Mzu das Restaurant betrat, saßen zehn Leute an den Tischen. Die üblichen Frühstücksgäste, Junggesellen, die keine Lust hatten, sich ihr Frühstück selbst zu machen. Auf dem Ladentisch zwischen dem Teesamowar und der Kaffeemaschine stand eine AV-Projektorsäule und erzeugte einen schwachen Moiréeschimmer. Vincent hob hinter der Theke grüßend die Hand, wo er damit beschäftigt war, Gläser zu polieren. Vincent war seit fünfzehn Jahren der Frühstückskoch im Glover’s. Alkad winkte zurück, nickte einem Pärchen von Stammgästen zu, das sie kannte, ignorierte demonstrativ den Geheimdienstmann der Edeniten, einen neunundsiebzigjährigen Burschen namens Samuel, der seinerseits ebenso tat, als existierte sie nicht. Alkads Tisch befand sich in der Ecke, von wo aus sie einen wunderbaren Ausblick über den See hatte. Er war für eine Person gedeckt.
    Sharlene, die Kellnerin, kam mit Alkads eisgekühltem Orangensaft und einer Schale Kleie an den Tisch. »Möchten Sie heute lieber Eier oder Pfannkuchen?«
    Alkad goß ein wenig Milch auf die Kleie. »Pfannkuchen, bitte.«
    »Ein neues Gesicht heute morgen«, sagte Sharlene mit leiser Stimme. »Scheint ein Fall von feinem Pinkel zu sein.« Sie schenkte Alkad ein verstohlenes Lächeln und kehrte zur Ladentheke zurück.
    Alkad aß ein paar Löffel Kleie, dann trank sie ihren Orangensaft, was ihr eine Gelegenheit verschaffte, sich unauffällig umzusehen.
    Lady Tessy Moncrieff saß allein an einem Tisch in der Nähe der Theke, wo der Geruch nach gebratenem Speck und frisch aufgebrühtem Kaffee am stärksten war. Sie war sechsundvierzig, Major bei der ESA von Kulu und die Leiterin des Büros auf

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