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Armageddon 01 - Die unbekannte Macht

Armageddon 01 - Die unbekannte Macht

Titel: Armageddon 01 - Die unbekannte Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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Tranquility. Lady Moncrieff besaß ein schmales, müde wirkendes Gesicht und blaßblondes Haar, das zu einem nicht sehr modischen Bop geschnitten war. Ihre weiße Bluse und das graue Kostüm erweckten den Eindruck einer Bürokraft, die nichts als ihren Beruf im Sinn hatte. Was beinahe stimmte. Als man sie vor zwei Jahren über den Job auf Tranquility und die zugrundeliegenden Fakten informiert hatte, war ihr die Versetzung nach Tranquility reizvoll erschienen. Es war eine gewaltige Verantwortung, und das bedeutete auch, daß man sie in ihrem Rang endlich akzeptiert hatte. Snobismus gegenüber Adligen war ein weit verbreitetes Phänomen in sämtlichen Bereichen der Verwaltung Kulus, und jeder mit einem Adelstitel mußte doppelt so hart arbeiten wie normal, um den anderen zu beweisen, daß er kein Faulenzer war.
    Tranquility hatte sich als ein ruhiger Job herausgestellt, was bedeutete, daß die Aufrechterhaltung der Disziplin zum größten Problem wurde. Dr. Alkad Mzu war ein Gewohnheitswesen, und ihre Gewohnheiten waren darüber hinaus todlangweilig. Wäre sie nicht regelmäßig durch den Park gestreift – eine richtige Herausforderung für die Observationsmannschaft –, wäre die Moral wahrscheinlich längst zum Teufel gegangen.
    Genaugenommen war die größte Aufregung seit Lady Moncrieffs Ankunft auf Tranquility nicht von Dr. Mzu verursacht worden, sondern vom unerwarteten Auftauchen Ione Saldanas vor inzwischen fast einem Jahr. Lady Moncrieff hatte eine ganze Flek mit Berichten über die junge Frau zusammenstellen müssen, für Alastair II persönlich. Interessante Vorstellung, daß die königliche Familie den gleichen Wissensdurst nach Einzelheiten entwickelte wie die breite Öffentlichkeit.
    Lady Moncrieff konzentrierte sich darauf, mit möglichst unbeteiligtem Gesicht auf ihrem Toast zu kauen, als Dr. Mzus Blicke auf ihr ruhten. Es war erst das dritte Mal, daß sie Mzu persönlich begegnet war, doch heute morgen war ein besonderer Anlaß, den sie nicht ihrer Mannschaft anvertrauen wollte. Sie mußte die Reaktionen von Dr. Mzu aus erster Hand beobachten. Der heutige Morgen konnte durchaus den Anfang vom Ende der dreiundzwanzig Jahre währenden Observation durch die ESA bedeuten.
    Alkad Mzu startete eine visuelle Identitätssuche in ihrer neuralen Nanonik, doch ohne Ergebnis. Die Frau konnte eine neue Agentin sein oder vielleicht sogar eine ganz gewöhnliche Restaurantbesucherin. Irgendwie erschien Alkad die letzte Möglichkeit nicht wahrscheinlich; Sharlene hatte recht, die Fremde war von einer ganz eigenartigen Aura umgeben. Sie speicherte das Bild in ihrer neuralen Nanonik in einer bereits außerordentlich umfangreichen Datei namens Gegenspieler.
    Nachdem Alkad mit ihrer Kleie und dem Orangensaft fertig war, lehnte sie sich zurück und starrte direkt in den AV-Projektor auf der Ladentheke. Gegenwärtig liefen Nachrichten von der Collins-Agentur. Ein Funkenregen monochrom grünen Lichts schoß entlang ihren optischen Nervenbahnen, und das Nachrichtenstudio materialisierte direkt vor Alkad. Kelly Tirrel verlas die Schlagzeilen. Sie trug einen grünen Hosenanzug und eine Spitzenkrawatte, und das Haar war zu einem eng anliegenden Turban hochgesteckt. Ihr professionelles Auftreten ließ sie glatt zehn Jahre älter aussehen.
    Sie war bereits fertig mit den lokalen Neuigkeiten über Finanzen und Handel und dem Bericht über ein Wohltätigkeitsessen, daß Ione am Abend zuvor besucht hatte. Regionale Themen folgten, die politischen Nachrichten umgebender Sternensysteme. Der neueste Stand der Debatten in der Generalversammlung. Dann folgten militärische Nachrichten:
    »Dieser Bericht kommt von Omuta. Er wurde vor neun Tagen von Tim Beard überstellt.«
    Das Bild wechselte. Das Studio wich dem Anblick einer terrakompatiblen Welt, aus dem Orbit betrachtet.
    »Die Konföderation hat Omuta dreißig Jahre lang aus der interstellaren Gemeinschaft ausgeschlossen, wegen seiner Schuld an der Vernichtung Garissas im Jahre 2581. Handel und Interstellare Reisen waren in dieser Zeit untersagt. Seither hat die Siebte Flotte die Quarantäne überwacht. Vor neun Tagen nun endete diese Frist.«
    Alkad öffnete einen Kanal im Kommunikationsnetz Tranquilitys und griff direkt auf das Sens-O-Vis-Programm von Collins zu. Mit einemmal sah sie ihre Umgebung mit den Augen Tim Beards und hörte durch seine Ohren. Unter sich spürte sie den omutanischen Boden, und ihre Lungen füllten sich mit der milden, nach Pinienwäldern riechenden Luft

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