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Armageddon 01 - Die unbekannte Macht

Armageddon 01 - Die unbekannte Macht

Titel: Armageddon 01 - Die unbekannte Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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Anstrengungen ihrer neuralen Nanonik entwich ihrem linken Auge eine einzelne Träne. Sie wischte sie mit einem Papiertaschentuch ab, dann zahlte sie für das Frühstück und hinterließ das übliche Trinkgeld. Langsam spazierte sie zum Foyer des St. Pelham zurück, wo sie in einen Röhrenwaggon einstieg, um zur Arbeit zu fahren.
    Lady Moncrieff und Samuel sahen der Frau hinterher, die über den Kiesweg davonging und das linke Bein leicht nachzog. Dann wechselten sie einen betretenen Blick.
    Die Szene stand vor Iones geistigem Auge, während sie in ihrem Morgentee rührte. – Diese arme, arme Frau.
    – Ich denke, ihre Reaktion war bewundernswert beherrscht, sagte Tranquility.
    – Nur nach außen hin, widersprach Ione düster. Sie hatte einen Kater vom Wohltätigkeitsball am vorhergegangenen Abend. Es war ein Fehler, den ganzen Abend neben Dominique Vasilkovsky sitzen zu bleiben. Dominique war zwar eine gute Freundin und hatte Iones Gutmütigkeit gewiß nicht ausgenutzt – aber alle Götter im Himmel, wieviel konnte diese Frau nur vertragen?
    Ione beobachtete, wie Lady Moncrieff ihre Rechnung bezahlte und das Glover’s verließ. – Ich wünschte, diese Agenten würden Alkad Mzu endlich in Ruhe lassen. Diese ständige Erinnerung macht ihr das Leben bestimmt nicht leichter.
    – Du kannst sie jederzeit hinauswerfen.
    Ione nippte an ihrem Tee und dachte über diese Möglichkeit nach, während der Hausschimp die Überreste ihres Frühstücks abräumte. Augustine saß auf den Orangen in der silbernen Obstschale und bemühte sich, eine Frucht aus dem Haufen zu ziehen. Er besaß nicht die nötige Kraft.
    – Ich ziehe das bekannte Übel dem unbekannten vor, sagte sie resignierend. – Manchmal wünschte ich, sie wäre niemals hergekommen. Dann wiederum hasse ich die Vorstellung, daß irgend jemand sonst ihr Wissen auf seiner Seite haben könnte.
    – Ich stelle mir lebhaft vor, daß verschiedene Regierungen ganz genauso über dich und mich denken, Ione. So ist die menschliche Natur.
    – Vielleicht. Vielleicht aber auch nicht. Keiner von ihnen hat sich freiwillig für seine Arbeit gemeldet.
    – Möglicherweise machen sie sich Sorgen, daß es zu einem Konflikt kommen könnte, wenn einer sie auf seiner Seite hat. Wenn eine Regierung an dich heranträte, müßten die anderen gleichziehen, und den resultierenden Streit könnten sie unmöglich geheimhalten. Zumindest in dieser Hinsicht hat der Admiral vollkommen recht. Je weniger Menschen Bescheid wissen, desto besser. Die öffentliche Reaktion auf Weltuntergangswaffen dürfte alles andere als begeistert ausfallen.
    – Ja. Vermutlich hast du recht. Dieser Konteradmiral Meredith Saldana – ich gehe richtig in der Annahme, daß er ein Verwandter ist?
    – In der Tat. Er ist der Sohn des letzten Prinzen von Nesko, was ihn selbst zu einem Grafen macht. Doch statt dessen hat er sich zu einer Karriere als Offizier in der Konföderierten Navy entschlossen. Was nicht leicht gewesen sein kann, jedenfalls nicht, wenn man gegen diesen Namen kämpfen muß.
    – Hat er etwa Kulu den Rücken zugewandt wie mein Großvater?
    – Nein. Der fünfte Sohn des Herrschers über ein Fürstentum ist normalerweise nicht mehr für eines der hohen Ämter bestimmt. Meredith Saldana beschloß, sich auf seine eigenen Beine zu stellen. Wäre er auf Nesko geblieben, hätte ihn das durchaus in einen Konflikt mit dem neuen Prinzen bringen können. Also ging er weg, um unabhängig zu sein; wenn man seine Stellung bedenkt, dann war es die Handlungsweise eines loyalen Untertanen. Die Familie ist stolz auf das, was Meredith erreicht hat.
    – Meredith wird also niemals zum Großadmiral befördert werden?
    – Nein. Seine Herkunft macht das politisch unmöglich. Vielleicht schafft er es noch bis zum Befehlshaber der Siebten Flotte. Er ist äußerst beliebt und ein extrem kompetenter Offizier.
    – Schön zu wissen, daß unsere Familie noch nicht völlig dekadent ist. Sie scheuchte Augustine von den Orangen und setzte ihn neben ihren Teller. Dann schälte sie ihm eine der Früchte. Er summte zufrieden vor sich hin und schob sich mit den langsamen, bedächtigen Bewegungen ein Stück in den Mund, die Ione so sehr faszinierten. Wie immer wanderten ihre Gedanken zu Joshua. Er mußte inzwischen auf halbem Weg nach Lalonde sein.
    – Ich habe zwei Nachrichten für dich.
    – Du versuchst nur mich abzulenken, sagte sie in anklagendem Tonfall.
    – Richtig. Du weißt, daß ich es nicht mag, wenn du aufgebracht bist.

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