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Armageddon 01 - Die unbekannte Macht

Armageddon 01 - Die unbekannte Macht

Titel: Armageddon 01 - Die unbekannte Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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Nacht lauschten sie und Oenone seinen Erinnerungen, während sie sich aus seinem sterbenden Gehirn verflüchtigten, eine verwirrende Flut von Bildern und Gerüchen und emotionalen Auslösern. Das war, als Syrinx zum ersten Mal von den nagenden Sorgen erfuhr, die er sich wegen der Oenone machte, von dem winzigen Splitter beharrlichen Zweifels wegen dem ungewöhnlichem Elternteil des Voidhawks. Seine Sorgen hingen in dem abgedunkelten Schlafzimmer wie eines der Trugbilder, mit denen Syrinx die Sensoren des Habitats an der Nase herumführte.
    – Sieh mal, Sly-minx, ich habe dir gesagt, daß ich dich niemals verlassen würde. Nicht dich.
    Sie lächelte in die leere Dunkelheit, als seine unverwechselbare mentale Stimme in ihrem Kopf erklang. Niemand sonst nannte sie jemals so, außer Daddy. Im Hintergrund vernahm sie dieses eigenartige Raunen, als würden sich irgendwo weit hinter ihm tausend Leute mit gedämpften Stimmen unterhalten.
    Doch am nächsten Morgen, als sie sah, wie sein Leichnam in ein weißes Tuch gewickelt aus dem Haus getragen wurde, um auf dem Friedhof des Habitats begraben zu werden, wurde es zuviel für sie, und die Tränen strömten heiß über ihre Wangen. »Wie lange wird er in der Multiplizität des Habitats leben?« fragte sie Athene nach der kurzen Beerdigungszeremonie.
    »Solange er möchte«, antwortete Athene langsam. Sie belog niemals eines ihrer Kinder, doch manchmal wünschte sie sich, sie wäre nicht so verdammt ehrlich. »Die meisten Menschen behalten ihre Integrität innerhalb der multiplen Persönlichkeit des Habitats für ein paar hundert Jahre, bevor sie sich nach und nach mit ihr vermischen. So verschwinden sie selbst dann noch nicht vollständig. Aber es ist ein ganzes Stück besser als jegliche himmlische Glückseligkeit, welche die Adamistenreligionen ihren Anhängern versprechen.«
    – Erzähl mir mehr über Religion, bat Syrinx später am Tag die Habitat-Persönlichkeit. Sie saß am unteren Ende des Gartens und beobachtete die bronzefarbenen Fische, die durch den großen, steingesäumten Seerosenteich glitten.
    – Religion ist eine organisierte Form von Gottesanbetung, deren Ursprung in der Regel in primitiven Kulturen liegt. Die meisten Religionen nehmen Gott als männliche Wesenheit wahr, weil ihre Wurzeln in eine Zeit vor der weiblichen Emanzipation zurückdatieren – woran man bereits erkennen kann, daß etwas an ihnen faul ist.
    – Aber die Menschen folgen ihnen bis auf den heutigen Tag?
    – Die Mehrheit der Adamisten behält ihren Glauben bei, ja. In ihrer Kultur gibt es mehrere große Religionen, hauptsächlich die christlichen und die islamischen Gemeinschaften. Beide hängen dem Glauben an, daß irgendwann in ferner Zeit heilige Propheten über die Erde wandelten, und beide versprechen eine Form der ewigen Glückseligkeit für diejenigen, die den Lehren der besagten Propheten folgen.
    – Oh. Warum glauben die Edeniten dann nicht?
    – Unsere Kultur verbietet den Glauben nicht, vorausgesetzt, er schadet nicht der Mehrheit. Du darfst, solltest du es wünschen, jeden Gott verehren. Der wichtigste Grund, warum kein Edenit einem Glauben angehört, besteht in unseren extrem stabilen Persönlichkeiten. Wir können das gesamte Konzept eines Gottes von einem Standpunkt aus betrachten, der allein auf Logik und Physik fußt. Und unter derart intensiver wissenschaftlicher Betrachtung muß jede Religion versagen. Unser Wissen über die Quantenkosmologie ist weit genug fortgeschritten, um jede Möglichkeit eines Gottes gänzlich auszuschließen. Das Universum ist ein ganz und gar natürliches Phänomen, wenn auch unglaublich komplex. Es wurde nicht durch einen externen Willen oder Schöpfungsakt geschaffen.
    – Also besitzen wir keine Seelen?
    – Das Konzept der Seele ist genauso fehlerbehaftet wie das der Religion. Paganische Priester nutzten die Furcht der Menschen vor dem Tod aus, indem sie ihnen ein Leben nach dem Tod versprachen, wo man sie für ein gutes Leben belohnen würde. Deswegen ist es genau wie bei der Religion deine eigene, persönliche Entscheidung, ob du an die Existenz einer Seele glauben möchtest. Allerdings besitzen wir Edeniten so etwas wie ein Leben nach dem Tod, indem wir Teil der Habitat-Persönlichkeit werden, deswegen verspürt kein Edenit das Bedürfnis für diesen besonderen Aspekt von Glauben. Wir wissen, daß unsere Existenz nicht mit dem Tod endet. Wir haben die Religion – bis zu einem gewissen Ausmaß jedenfalls – dank der Mechanik unserer

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