Armageddon 01 - Die unbekannte Macht
verschwenden schien, daß sie vielleicht gefährlich sein könnten. Das ließ auf eine ruhige, freundliche Welt schließen, die nur wenige Sorgen kannte und in der Vertrauen weit verbreitet war. Vielleicht gelang es den Adamisten hin und wieder ja doch, etwas richtig zu machen.
Einer nach dem anderen reichten sie dem Knaben ihre Ausweis-Fleks, und Andrew schob sie in seinen Prozessorblock. Die Maschine sah nach Syrinx’ Meinung schrecklich veraltet aus. Das Modell wurde seit mindestens fünfzig Jahren nicht mehr produziert.
»Was macht Drayton’s Im- und Export in der Penn Street?« fragte Ruben den Knaben mit einem übertriebenen Ich-möchte-daß-wir-Freunde-werden-Lächeln. »Befindet sich die Firma noch immer dort?«
Andrew betrachtete ihn mit ausdruckslosem Blick. Schließlich grinste er fröhlich. »Ja, das tut sie«, antwortete er. »Warum? Waren Sie vielleicht schon einmal auf Norfolk?«
»Ja. Allerdings ist das inzwischen schon ein paar Jahre her«, antwortete Ruben.
»In Ordnung.« Andrew gab Syrinx ihre ID-Flek zurück. Der Hund schnüffelte an ihren Beinen. »Danke sehr, Sir Captain Ma’am. Willkommen auf Norfolk. Ich hoffe sehr, Sie finden eine Fracht.«
»Das ist sehr freundlich von dir.« Syrinx sandte ein leises Affinitätskommando an den Hund, von ihren Beinen abzulassen – und fühlte sich dumm, als der Hund es einfach ignorierte.
Andrew Unwin blickte sie erwartungsvoll an.
»Für deine Bemühungen«, murmelte Ruben und preßte seine Hand gegen die Andrews.
»Danke sehr, Sir!« Ein kurzes Aufblitzen von Silber, als er die Münze einsteckte.
»Wo finden wir eine Transportmöglichkeit in die Stadt?« erkundigte sich Ruben.
»Drüben beim Kontrollturm stehen massenweise Taxis herum. Steigen Sie nicht bei einem Fahrer ein, der mehr als fünf Guineen von Ihnen verlangt. Sie können im Verwaltungsbereich Geld tauschen, nachdem Sie durch die Zollkontrollen gegangen sind.« Ein kleines deltaflügeliges Raumflugzeug flog in niedriger Höhe über sie hinweg. Kompressoren zischten, und die Jets drehten sich langsam in vertikale Richtung, während die Landebeine ausgefahren wurden. Andrew drehte sich um und beobachtete das Geschehen. »Ich glaube, im Wheatsheaf sind noch Zimmer frei, falls Sie nach einer Unterkunft suchen.« Er stieg wieder in den Sattel seines Fahrrads und radelte in Richtung des landenden Raumflugzeugs davon. Der Hund jagte hinter ihm her.
Syrinx blickte den beiden amüsiert hinterher. Paßkontrolle war auf Norfolk offensichtlich eine sehr ernste Angelegenheit.
»Wie kommen wir zum Kontrollturm?« fragte Tula gereizt. Sie schirmte die Augen mit der Hand vor dem grellen Sonnenschein Dukes ab.
»Rate mal«, erwiderte Ruben fröhlich.
»Wir gehen?« fragte Syrinx.
»Du hast es erfaßt.«
Oxley kehrte in den Flieger zurück, um die Kühlbox mit den Proben der Delikatessen zu holen, die sie von Atlantis mitgebracht hatten, dann kramte er in den Spinden nach den Umhängetaschen mit ihren persönlichen Habseligkeiten. Als er zurück bei den anderen war, sandte er einen verschlüsselten Befehl an den BiTek-Prozessor des kleinen Beiboots, und die Rampe faltete sich ein. Lautlos glitt die Außenluke zu. Tula nahm die Kühlbox, und sie setzten sich in Richtung des weißen Kontrollturms in Bewegung, der in der Hitze über dem Landefeld flimmerte.
»Was hat er damit gemeint, daß wir für das Taxi nicht mehr als fünf Guineen bezahlen sollen?« wandte sich Syrinx an Ruben. »Sicherlich besitzen die Wagen geeichte Taxameter?«
Ruben fing an zu kichern. Er hakte Syrinx bei sich unter. »Wahrscheinlich denkst du bei dem Wort Taxi an eins dieser schicken kleinen Automobile, die Adamisten auf entwickelten Welten einsetzen, mit Magnetschwebekissen und vielleicht sogar Klimaanlage.«
Fast hätte Syrinx geantwortet: »Ja, natürlich.« Doch das Glitzern in seinen Augen warnte sie. »Äh … nein. Was benutzen sie hier?«
Er zog sie dichter zu sich heran und lachte.
Die Himmelsbrücke war in die Höhe zurückgekehrt, aus der sie gekommen war. Louise Kavanagh wanderte zusammen mit ihrer Schwester Genevieve über die Koppel von Cricklade Manor, und beide verrenkten sich fast die Hälse, um das Schauspiel nicht zu verpassen. Die gesamte letzte Woche waren sie jeden Morgen so früh hierher gekommen, um zu sehen, wie groß sie in der Duchess-Nacht geworden war.
Der westliche Horizont war in ein intensives dunkelrotes Licht von Duchess getaucht, die hinter den Hochebenen versunken war. Im
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