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Armageddon 01 - Die unbekannte Macht

Armageddon 01 - Die unbekannte Macht

Titel: Armageddon 01 - Die unbekannte Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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Um der Wahrheit die Ehre zu geben, gab es auf ganz Kesteveen nicht besonders viele Kandidaten, die für Louise geeignet gewesen wären. Sie befand sich in einer undankbaren Position: Ein Ehemann sollte zumindest aus dem gleichen Stand kommen, aber jemand mit genausoviel Geld würde seine eigenen Landgüter besitzen, und man würde von ihr erwarten, daß sie bei ihrem Mann lebte. Aber Cricklade Manor war ihr Leben; es war selbst in den langen, öden Wintermonaten wunderschön, wenn meterhoher Schnee den Boden bedeckte, wenn die Bäume auf den umgebenden Hochebenen ihr Laub abgeworfen hatten und die Vögel sich für den Winterschlaf unterhalb der Frostgrenze eingegraben hatten. Louise ertrug den Gedanken nicht, das alles aufzugeben. Wen also sollte sie heiraten? Wahrscheinlich hatten ihre Eltern längst darüber gesprochen und sogar die Onkel und Tanten um Rat gefragt.
    Louise graute angesichts der Vorstellung, was bei diesen Unterhaltungen herausgekommen war. Sie hoffte, daß man ihr zumindest eine Liste mit Kandidaten geben würde, anstatt ihr ein Ultimatum zu stellen.
    Ein Schmetterling erhaschte ihre Aufmerksamkeit; es war ein genetisch manipulierter Admiral, der auf einem Grashalm saß und sich sonnte. Er ist freier als ich, erkannte sie elend.
    »Willst du dann aus Liebe heiraten?« erkundigte sich Genevieve mit großen feuchten Augen.
    »Ja. Wenn überhaupt, dann nur aus Liebe.«
    »Das ist ja großartig! Ich wünschte nur, ich hätte genausoviel Mut.«
    Louise legte die Hände auf den obersten Balken der Umzäunung und blickte auf den leise gluckernden Bach. Auf den Ufern wucherten Vergißmeinnicht, und ihre blauen Blüten zogen Schwärme von Schmetterlingen an. Irgendein früherer Gutsherr von Cricklade hatte Hunderte der verschiedensten Arten ausgesetzt. Sie vermehrten sich jedes Jahr, eroberten die Obsthaine und die Gärten mit ihren bunten Harlekinfarben. »Ich bin gar nicht mutig. Ich bin eine unentschlossene Tagträumerin. Und weißt du, wovon ich träume?«
    »Nein.« Genevieve schüttelte den Kopf. Sie blickte ihre Schwester gespannt an.
    »Ich träume davon, daß Vater mich auf Reisen gehen läßt, bevor ich mich meinen familiären Verpflichtungen stellen muß.«
    »Nach Norwich?«
    »Nein, nicht in die Hauptstadt. Norwich ist genau wie Boston, nur ein wenig größer. Außerdem muß ich sowieso nach Norwich, um dort die Schule abzuschließen. Nein, ich möchte andere Welten besuchen und sehen, wie die Menschen dort leben!«
    »Mein Gott! Mit einem Raumschiff reisen! Das ist ja wundervoll! Darf ich mitkommen? Bitte!«
    »Wenn ich gehe, dann wird Vater dich vermutlich auch gehen lassen müssen, sobald du alt genug dazu bist. Fair ist fair.«
    »Er wird mich niemals gehen lassen! Ich darf nicht einmal zu den Tanzfesten!«
    »Aber du schleichst dich an Nanny vorbei und gehst trotzdem hin.«
    »Ja!«
    »Na siehst du?«
    »Er wird mich nicht gehen lassen!«
    Louise grinste wegen des bockigen Tonfalls ihrer Schwester. »Es ist doch nur ein Traum.«
    »Du hast schon immer gewußt, wie du deine Träume verwirklichen kannst. Du bist so schrecklich schlau, Louise!«
    »Ich will diese Welt nicht mit neuen Ideen verändern«, erwiderte Louise, halb zu sich selbst. »Ich will nur, daß er mir erlaubt zu reisen. Ein einziges Mal! Alles hier auf Norfolk ist so sehr mit Pflichten behaftet und so reglementiert! Manchmal fühle ich mich, als wäre mein Leben schon vorbei!«
    »William könnte dir helfen, von hier wegzukommen. Er könnte sich eine Raumschiffsreise für die Flitterwochen wünschen. Vater könnte sie ihm ganz bestimmt nicht ausschlagen.«
    »Ach du liebe Güte! Du unverschämte kleine Göre!« Sie holte zu einem trägen Schlag nach ihrer Schwester aus, doch Genevieve hatte sich bereits außer Reichweite in Sicherheit gebracht.
    »Flitterwochen! Flitterwochen!« intonierte Genevieve so laut, daß die Pferde in der Nähe den Kopf nach ihr wandten. »Louise fährt in die Flitterwochen!« Sie raffte ihren Rock zusammen und rannte los, lange dürre Mädchenbeine, die über das blühende Gras zu fliegen schienen.
    Louise rannte hinterher. Die beiden Schwestern kicherten und kreischten, während sie ausgelassen über die Koppel sprangen und die Schmetterlinge im Gras aufscheuchten.
     
    Die Lady Macbeth kam aus dem letzten Wurmloch-Terminus ins innere System, und Joshua ließ sich zu einem erleichterten Seufzer hinreißen, daß sie noch am Leben waren und das Schiff an einem Stück. Die Fahrt von Lalonde hierher

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