Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Armageddon 01 - Die unbekannte Macht

Armageddon 01 - Die unbekannte Macht

Titel: Armageddon 01 - Die unbekannte Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
Vom Netzwerk:
begehrteste Erbin von ganz Kesteveen Island. Und Louise genoß ihre Stellung. Die Menschen zeigten ihr gegenüber nichts außer Respekt, und sie erwiesen Louise bereitwillig auch größere Gefälligkeiten, ohne eine andere Gegenleistung zu erwarten außer ihrer Gönnerschaft. Cricklade Manor war ein prachtvolles dreistöckiges steingraues Gebäude mit einer hundert Meter breiten Fassade. Die langen Fenster mit den steinernen Stabwerken blickten hinaus auf einen gewaltigen rasenbedeckten Park voller kleiner Wälder und von Mäuerchen eingefaßter Obsthaine. Eine Allee aus von der Erde stammenden Zedern säumte das Grundstück ein. Die Bäume waren genetisch verändert, um Norfolks langes Jahr und das eigenartige Photonenbombardement der beiden Sonnen während des Mittsommers zu überdauern. Sie waren vor dreihundert Jahren gepflanzt worden und inzwischen mehrere hundert Fuß hoch. Louise bewunderte die majestätischen alten Bäume; die eleganten und trotzdem wuchtigen Äste besaßen einen geheimnisvollen Nimbus, den die kleineren, einheimischen Nadelbäume niemals erreichen konnten. Die Zedern waren ein Teil von Louises Abstammung, die für immer zwischen den Sternen verloren war, eine ständige Anspielung auf eine romantische Vergangenheit.
    Die Koppel, über welche die beiden Schwestern jetzt wanderten, lag hinter den Zedern im Westen des Gutshauses auf einem sanften Hang. Der Hang endete an einem schmalen Bach, der den Forellenteich speiste. Überall standen Hindernisse für ihre Pferde, seit Wochen unbenutzt wegen der Aufregung der näherrückenden Rosenernte. Der Hochsommer war auf ganz Norfolk stets eine anstrengende Zeit, und Cricklade Manor schien sich im Zentrum eines kleinen Wirbelsturms voller hektischer Aktivitäten zu befinden, während sich das Gut auf das Heranreifen der Rosen und ihre Ernte vorbereitete.
    Als die beiden Schwestern des Anblicks der Raumschiffe überdrüssig waren, gingen Louise und Genevieve zum Bach hinunter. Mehrere Pferde mit rostrotem Fell wanderten frei auf der Koppel umher und weideten auf dem büscheligen Gras. Norfolks Gras-Analoges war dem Gras der Erde relativ ähnlich. Die Spreite wuchsen aus röhrenförmigen Stengeln, und während der gesamten Zeit der sommerlichen Konjunktion produzierten sie an den Spitzen winzige kleine Blüten. Sternkronen hatte Louise die Blüten getauft, als sie noch ein kleines Kind gewesen war.
    »Vater sagt, er denkt darüber nach, ob er William Elphinstone bitten soll, als stellvertretender Manager Mister Butterworth zu helfen«, verriet Genevieve ihrer Schwester mit vielsagendem Lächeln.
    »Das wäre wirklich schlau von Vater«, erwiderte Louise, ohne eine Miene zu verziehen.
    »Wieso?«
    »William muß schließlich auch die praktischen Seiten des Managements beherrschen, wenn er eines Tages Glassmor Hall übernehmen will, und er könnte keinen besseren Lehrmeister als Mister Butterworth finden. Damit sind die Elphinstones unserem Vater etwas schuldig, und Glassmor Hall unterhält wichtige Beziehungen unter den Farmern und Händlern von Kesteveen.«
    »Und William wird für zwei Sommer hier sein. Das ist die übliche Zeit für eine solche Ausbildung.«
    »Das wird er, ja.«
    »Und du bist auch hier.«
    »Genevieve Kavanagh, wirst du wohl augenblicklich deine böse Zunge im Zaum halten!«
    Genevieve tanzte über das Gras. »Er ist hübsch. William ist ja so hübsch!« lachte sie. »Ich hab’ gesehen, wie er dich ansieht. Ganz besonders in diesen Kleidern, die du zum Tanzen anziehst.« Ihre Hände fuhren über imaginäre Brüste, die sich noch nicht entwickelt hatten.
    Louise kicherte. »Du bist ein Kind des Teufels, und dein Gehirn scheint nicht richtig zu funktionieren. Ich habe kein Interesse an William.«
    »Hast du nicht?«
    »Nein. Oh, es ist nicht so, daß ich ihn nicht mag, und ich hoffe, wir können Freunde sein, aber das ist alles. Außerdem ist er fünf Jahre älter als ich!«
    »Ich denke, er ist ein prachtvoller Mann!«
    »Du kannst ihn gerne für dich haben.«
    Genevieves Mund klappte nach unten. »Niemand wird mich einem so vornehmen Mann zur Frau geben. Schließlich bist du die Erbin, nicht ich. Mutter wird mich mit irgendeinem Troll aus einer unbedeutenden Familie verheiraten, da bin ich sicher.«
    »Mutter wird uns mit überhaupt niemandem verheiraten. So wahr mir Gott helfe, Genny, sie wird uns nicht zum Heiraten zwingen.«
    »Wirklich?«
    »Wirklich«, sagte Louise, obwohl sie selbst nicht so recht an ihre Worte glauben konnte.

Weitere Kostenlose Bücher