Armageddon 01 - Die unbekannte Macht
anfangen, Wucherpreise für sein Holz zu verlangen, nachdem er weiß, wie wertvoll es für uns ist?« fragte er verstimmt.
»Das kommt darauf an, Sir.«
»Aha?« Grant Kavanaghs Augen weiteten sich in plötzlich erwachtem Interesse, als er den verschwörerischen Tonfall bemerkte. Er ließ seine Tochter Genevieve los und sagte: »Lauf zu, Püppchen. Es sieht so aus, als hätten Daddy und Captain Calvert hier ein paar geschäftliche Dinge zu besprechen.«
»Ja, Daddy!« Genevieve drückte sich an Joshua vorbei. Sie musterte ihn mit einem vielsagenden Seitenblick und fing erneut an zu kichern.
Louise schenkte ihm ein schiefes Grinsen, als auch sie Anstalten machte zu gehen. Sie hatte beobachtet, was die anderen Mädchen in der Schule machten, wenn sie mit ihren Freunden kokett sein wollten. »Sie leisten uns doch beim Abendessen Gesellschaft, Mister Calvert?« fragte sie leichthin.
»Ich denke doch, ja.«
»Dann werde ich den Koch bitten, geeistes Chiplemon zuzubereiten. Ich bin sicher, es wird Ihnen schmecken; Chiplemon ist meine Leibspeise.«
»Das wird es ganz bestimmt.«
»Und sei bitte pünktlich, Daddy.«
»Bin ich je zu spät?« gab Grant Kavanagh zurück, gutgelaunt wie immer angesichts der Unbekümmertheit seiner großen Tochter. Sie schenkte den beiden Männern ein sonnenhelles Lächeln, dann eilte sie hinter Genevieve her aus der gefliesten Halle.
Eine Stunde später lag Joshua auf seinem Bett und sann über die Geheimnisse des planetaren Kommunikationssystems nach. Sein Schlafzimmer lag im Westflügel des Herrenhauses, ein geräumiges Appartement mit eigenem Badezimmer. Die Wände waren mit einer Papiertapete mit einem üppigen rotgoldenen Muster geschmückt. Das Bett war breit genug für zwei, mit einem kunstvoll geschnitzten Kopfteil und einer entsetzlich harten Matratze. Joshua benötigte nur sehr wenig Phantasie, um sich Louise Kavanagh neben ihm auf dem Bett liegend vorzustellen.
Auf dem Nachttisch stand ein Telephonapparat, doch das unglaublich antiquierte Ding besaß keinen Standardprozessor; Joshuas neurale Nanonik war nicht imstande, per Datavis mit dem Kommunikationsnetz in Verbindung zu treten. Der Apparat war nicht einmal mit einem AV-Projektor ausgestattet, nichts außer einer Tastatur, einem Holoschirm und einem Handhörer. Joshua ging davon aus, daß Norfolks Programmierer eine wunderbare Turing-Routine geschrieben hatten, die sich geduldig mit den Bitten ihrer Kundschaft auseinandersetzte, bis ihm bewußt wurde, daß er mit einem menschlichen Vermittler sprach. Sie stellte ihn zum geostationären Relaissatelliten durch und öffnete einen Kanal zur Lady Macbeth. Die Kosten, die dieser Anruf bei seinem Gastgeber verursachen mußte, verdrängte er lieber gleich aus seinem Bewußtsein. Richtige lebendige Menschen, die eine der einfachsten Computerroutinen von Hand ausführten!
»Wir haben bereits ein Drittel der Fracht gelöscht«, teilte ihm Sarha mit; die Verbindung war lediglich akustisch, nicht visuell. »Dein neuer Händlerfreund Kenneth Kavanagh hat ein halbes Dutzend Raumflugzeuge von anderen Raumschiffen gechartert, um das Mayope-Holz zum Planeten runterzuschaffen. Bei dieser Geschwindigkeit sind wir morgen mit dem Ausladen fertig.«
»Wunderbar! Ich möchte nicht voreilig klingen, aber es sieht ganz danach aus, als würden wir nach dieser Tour noch einmal nach Norfolk zurückkehren, um den Handelsvertrag zu einem Abschluß zu bringen, über den wir auf dem Weg hierher so oft gesprochen haben.«
»Dann machst du Fortschritte?«
»Absolut.«
»Wie ist Cricklade denn so?«
»Ganz und gar erstaunlich. Es reicht voll und ganz, um selbst einen Plutokraten von Tranquility vor Neid blaß werden zu lassen. Es würde dir gefallen.«
»Danke, Joshua, du schaffst es immer wieder, einem ein gutes Gefühl zu bescheren.«
Er grinste und nahm einen weiteren Schluck Norfolk Tears, die sein aufmerksamer Gastgeber auf das Zimmer hatte bringen lassen. »Wie kommen du und Warlow mit den Systemchecks voran?«
»Wir sind fertig.«
»Was?« Er setzte sich kerzengerade auf und hätte fast das kostbare Getränk verschüttet.
»Wir sind fertig. Es gibt nicht ein System an Bord, das nicht so glatt und rund läuft wie ein Babypopo.«
»Mein Gott, ihr müßt euch ja die Hintern aufgerissen haben!«
»Wir haben genau fünf Stunden gebraucht, und zwar insgesamt. Und die meiste Zeit davon haben wir damit verbracht, die Diagnoseprogramme zu starten. Mit der Lady Macbeth ist alles in Ordnung,
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