Armageddon 01 - Die unbekannte Macht
Mann Ende Fünfzig und ohne die notwendigen politischen Beziehungen, um beruflich noch weiter aufzusteigen. Was bedeutete, daß er bis zu seiner Pensionierung nichts anderes mehr machen würde, als interplanetare Flüge zu koordinieren und zu lotsen. Das hatte einen gewissen Groll in ihm erweckt und ihn außerdem verständnisvoll für die Anliegen bestimmter Leute gemacht, was die Versorgung mit Informationen betraf – für den richtigen Preis, versteht sich.
Er nahm am Tisch Platz und musterte Erick Thakrar eingehend. »Ich hab’ dich noch nie hier gesehen.«
Erick aktivierte sein durch Implantate erweitertes Sensorium und begann mit der Aufzeichnung der Unterhaltung direkt in eine nanonische Speicherzelle. Dann startete er eine Abfrage in seiner Datenbank. Bild: von einem übergewichtigen Mann mit rötlich-gebräunter Gesichtshaut (von den Solarröhren der Kaverne), in einem grauen Anzug mit hohem Stehkragen, der am Hals zu eng saß und das Fleisch einschnürte, hellbraunes Haar mit verstärkten Farben durch biochemische Behandlung der Haarbälge. Klang: leicht schnaufender Atem, Herzfrequenz überdurchschnittlich hoch. Geruch: säuerlicher menschlicher Schweiß, Schweißperlen auf der hohen Stirn und den fleischigen Handrücken.
Lance Coulson raffte sichtlich seinen Mut zusammen. Ein Schwächling, der sich leicht von den Leuten aus der Fassung bringen ließ, mit denen er Umgang pflegte.
»Weil ich vorher noch nie hier gewesen bin«, erwiderte Erick unerschütterlich. Seine KNIS-Datenbank meldete Fehlanzeige. Also war Coulson kein bekannter Krimineller. Wahrscheinlich zu unbedeutend, dachte Thakrar.
»Das ist Erick Thakrar, mein Bordingenieur«, stellte André Duchamp ihn vor. »Erick ist ein ausgezeichneter Ingenieur. Du hast sicherlich nicht vor, mein Urteilsvermögen anzuzweifeln, was meine Besatzung angeht, oder?«
»Nein, natürlich nicht!«
»Wunderbar.« André Duchamp strahlte wieder über das ganze Gesicht. Er schlug Coulson krachend auf die Schulter und erntete ein mattes Lächeln zur Antwort. Dann schob er ein Glas Montbard Brandy über den verkratzten Aluminiumtisch vor Coulson hin. »Und?« fragte er. »Was hast du diesmal für mich?«
»Eine Ladung Mikrofusionsgeneratoren«, antwortete Coulson leise.
»Aha? Erzähl mehr davon.«
Der Verwaltungsbeamte drehte den Stiel des Glases zwischen Daumen und Zeigefinger, ohne den Captain anzusehen. »Hunderttausend.«
»Du machst Witze!« fuhr André Duchamp auf. In seinen Augen stand ein gefährliches Glitzern.
»Beim letzten Mal … wurden unangenehme Fragen gestellt. Ich mache das nicht noch einmal.«
»Du meinst, du machst es nicht mehr zum gleichen Preis. Wenn ich soviel Geld hätte, glaubst du im Ernst, ich wäre hier und würde einen von Steuergeldern bezahlten Blutsauger wie dich anbetteln?«
Bev Lennon legte beruhigend die Hand auf Duchamps Schulter.
»Langsam«, sagte er sanft. »Sieh mal, wir sind alle hier, weil das Geld knapp ist, richtig? Wir können dir höchstens ein Viertel im voraus zahlen. Mehr ist einfach nicht drin.«
Lance Coulson erhob sich von seinem Stuhl. »Ich sehe, daß ich meine Zeit verschwendet habe.«
»Vielen Dank für die Information«, sagte Erick Thakrar so laut, daß es durch die gesamte Bar schallte.
»Was?« Lance Coulson blickte ihn erschrocken an.
»Die Informationen sind uns äußerst nützlich; wie möchten Sie das Geld? Bar oder als Sachwerte?«
»Seien Sie still!«
»Dann setzen Sie sich gefälligst hin und hören Sie auf mit diesem Mist!«
Coulson setzte sich wieder und warf nervös-verstohlene Seitenblicke zu den restlichen Tischen.
»Wir wollen kaufen, du willst verkaufen«, sagte Erick Thakrar. »Also laß endlich diese taktischen Spielchen. Du hast uns gezeigt, was für ein harter Verhandlungspartner du sein kannst, und wir sind alle prima Kumpels. Und jetzt nenn uns deinen Preis, aber diesmal einen realistischen. Schließlich bist du nicht der einzige Fluglotse, oder hast du das vergessen?«
Coulson überwand seine Unruhe lange genug, um Erick einen Blick zuzuwerfen, der aus einhundert Prozent Haß bestand. »Dreißigtausend«, sagte er schließlich.
»Einverstanden«, sagte André Duchamp hastig. Er hielt Coulson seine Jupiter-Kreditdisk hin. Lance Coulson warf einen letzten verstohlenen Blick in die Runde, bevor er Duchamp seine eigene Disk entgegenstreckte.
»Merci, Lance.« Andres Grinsen war beißend, während er per Datavis den Flugvektor empfing.
Die vier Männer von der
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