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Armageddon 01 - Die unbekannte Macht

Armageddon 01 - Die unbekannte Macht

Titel: Armageddon 01 - Die unbekannte Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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Wasserleitungen … das alles waren ständige, beruhigende Begleitfaktoren. Doch draußen im All gab es nichts von alledem. Der Hautanzug bedeckte Joshuas Ohren und erstickte selbst das Geräusch seines eigenen Atmens. Wenn er sich konzentrierte, konnte er seinen Herzschlag hören wie Wellen, die sich an einer fernen Küste brachen. Er mußte gegen das Gefühl des Erstickens ankämpfen, gegen das Gefühl, als würde sich das gesamte Universum rings um ihn zusammenziehen.
    Irgend etwas trieb durch die Trümmerstücke herein, ein langes, gefiedertes Objekt. Froh über die Ablenkung veränderte Joshua die Brennweite der Anzugsensoren. Es war ein vollständiger Ast von einem Baum, vielleicht fünf Meter zu seiner Rechten. Die sich verzweigenden Äste waren blaßgrau, und sie verjüngten sich zu dünnsten Ausläufern mit langen, dreieckigen Blättern an den Enden. Das abgebrochene Ende wies ausgefranste, schmale Holzsplitter aus.
    Joshua übermittelte einen datavisualisierten Befehl an das Manövrierpack und schwang herum, um den Ast einzufangen. Als er bei dem Objekt angelangt war, umfaßte er es in der Mitte mit dem Handschuh. Es war, als hätte er versucht, eine sonnenverbrannte Skulptur aus Sand zu packen. Das Holz zerbröckelte unter seinen Fingern zu winzigen Fetzen. Ein Beben rann durch das Geäst, und die Origamiblätter schüttelten sich wie in einer stürmischen Bö. Er überraschte sich dabei, wie er auf ein trockenes Rascheln lauschte, und dann befand er sich unerwartet in einer sich rasch ausdehnenden Wolke aus Staub. Er blickte den Überresten eine Weile bedauernd hinterher, bevor er in einer Reflexhandlung ein kleines Probengefäß aus dem Gürtel hakte und ein paar der Staubpartikel einsammelte.
    Die Gasjets feuerten, wirbelten die Staubwolke durcheinander, und Joshua erreichte einen Abschnitt des Rings, der etwas sauberer war. Das Habitat-Segment lag zwanzig Meter vor ihm. Einen verwirrenden Augenblick lang sah es aus wie fester Boden, und er stürzte ihm entgegen. Joshua deaktivierte die optischen Sensoren seines Helmkragens, bis er sich geistig auf die neue visuelle Orientierung eingestellt hatte. Als die Sicht zurückkehrte, bildete die Habitat-Sektion eine senkrecht vor ihm aufragende Wand, und er schwebte horizontal darauf zu. So war es viel besser.
    Der Erdboden lag im Schatten, obwohl kein Teil des Segments wirklich schwarz war. Der Gasriese Mirchusko lieferte dazu zuviel gestreutes Licht. Jetzt konnte Joshua deutlich die Fundamente erkennen, Mauern aus schwarzem Glas, die einen Meter über dem gefrorenen Morast aus stumpfem Erdreich endeten. Der größte Raum besaß eine Art Mosaikfußboden, und ein Viertel der kleinen Fliesen war noch an Ort und Stelle. Sieben Meter vor der dunklen Oberfläche des Wandsegments hielt Joshua an und glitt seitwärts. Er aktivierte die Scheinwerfer seines gepanzerten Anzugs, und weiße Spots tanzten über ein kunstvolles Muster aus grünen, purpurnen und malvenfarbigen Kacheln. Von seinem Standpunkt aus betrachtet erinnerte es an eine gigantische, achtgliedrige Klaue. Rinnsale aus Wasser waren darüber erstarrt. Sie funkelten und glänzten im Doppelstrahl seiner Scheinwerfer.
    Joshua wies dem Bild einen Datenkode zu und speicherte es in einer leeren Zelle seines neuralnanonischen Gedächtnisses. Das Mosaik würde schätzungsweise dreißigtausend Fuseodollars einbringen, falls es ihm gelang, die vielen Hundert Kacheln ohne Bruch herauszulösen. Unwahrscheinlich. Und das Wasser – oder was auch immer – würde er vorher entweder abkratzen oder wegdampfen müssen. Zu riskant. Selbst wenn es ihm gelang, eine halbwegs geeignete Methode zu finden, würde er bestimmt mehr als eine Woche benötigen. Das konnte nicht der Ruf der Sirenen sein, den er im Geist gehört hatte.
    Die Gasjets feuerten erneut.
    Während Joshua über die Mauerreste glitt, gewann er nach und nach ein genaueres Bild des einstigen Gebäudes. Der Raum mit dem Mosaikfußboden war wahrscheinlich einst eine Art Empfangshalle gewesen; in einer Wand befanden sich in gleichen Abständen fünf große Lücken, die den Gedanken an Eingänge nahelegten.
    Korridore führten von den restlichen drei Wänden ab, ein jeder mit zehn kleineren Zimmern zu den Seiten. Die Enden der Korridore führten auf weitere Gänge mit weiteren Nebenräumen. Büros? Joshua hatte keine Möglichkeit, die Frage zu beantworten. Nichts war übriggeblieben, als das Gebäude entwurzelt und in den Raum hinaus gewirbelt worden war. Doch wenn

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