Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Armageddon 01 - Die unbekannte Macht

Armageddon 01 - Die unbekannte Macht

Titel: Armageddon 01 - Die unbekannte Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
Vom Netzwerk:
Kommunikationsträgerfrequenz geringer Reichweite, und Joshua schaffte es gerade rechtzeitig, seiner Transponderboje per Datavis ein Antwortverbot zu signalisieren, als auch schon das Abfragesignal eintraf. Offensichtlich hatten sie ihn noch nicht entdeckt, doch es konnte nicht mehr lange dauern, bis ihre Sensoren den infraroten Ausstoß seines Anzugs identifiziert hatten, jetzt, nachdem ihr Hauptantrieb erst abgeschaltet war.
    Joshua drehte sich so, daß die Wärmeableiter seines Manövrierpacks auf das Segment gerichtet waren, weg von der Madeeir, dann überlegte er, welche Möglichkeiten ihm blieben.
    Ein überraschender Fluchtversuch zu seinem Raumflugzeug? Damit würde er sich gleichzeitig der Madeeir nähern und es ihren Sensoren womöglich noch leichter machen. Sich auf der Rückseite des Habitat-Segments verstecken? Damit würde er nur das Unvermeidliche aufschieben. Das Lebenserhaltungssystem seines SII-Anzugs konnte zehn Tage lang Kohlendioxide aus der Atemluft filtern, bevor die Energiezellen neu aufgeladen werden mußten, doch irgendwann würden Sam und Octal ihn aufspüren. Sie wußten, daß er sich nicht allzuweit von seinem Fahrzeug entfernen konnte. Gott sei Dank hatte er die Luftschleuse verschlossen und gesichert. Sie würden ziemlich lange Zeit benötigen, um in das Raumflugzeug einzubrechen, gleichgültig, wie gut ihre Schneidewerkzeuge sein mochten.
    »Joshua, mein Junge, bist du da?« Sams Datavis war von Interferenzen überlagert, geisterhaftem Wimmern und Knistern von der Statik in den Partikeln des Ruinenrings. »Dein Transponder antwortet nicht. Steckst du in Schwierigkeiten? Ich bin’s, Sam. Ist alles in Ordnung?«
    Sie wollten seine Position. Also hatten sie ihn immer noch nicht gefunden. Aber es konnte nicht mehr lange dauern. Joshua mußte sich verstecken, mußte aus dem Aufnahmebereich ihrer Sensoren verschwinden, um dann in Ruhe darüber nachzudenken, was er tun konnte. Er schaltete die Anzugsensoren wieder auf den Mosaikfußboden hinter sich. Die verästelten Eisbäche reflektierten gelegentlich winzige Funken, wenn die Madeeir ihre Korrekturtriebwerke betätigte. Eine Strahlungsfront aus kohärenten Mikrowellen ging über Joshua hinweg; Radar war im Ruinenring nicht besonders nützlich. Die Partikel verhielten sich wie altmodische Aluminiumschnitzel. Die Tatsache, daß sie einen Scanner benutzten, der auch nur die entfernteste Chance hatte, Joshua zu orten, zeigte ihm, wie ernst seine Lage war. Und zum ersten Mal in seinem Leben verspürte er echte Furcht. Sie verlieh seinem Verstand eine ans Phantastische grenzende Konzentrationsfähigkeit.
    »Joshua? Komm schon, Joshua, ich bin’s, Sam! Wo steckst du?«
    Die Bänder aus gefrorenem Wasser, die sich über dem Mosaikboden ausdehnten, erinnerten an ein Geflecht von Nebenflüssen. Joshua rief hastig die Datei von seiner Annäherung aus den nanonischen Speichern und untersuchte ihren exakten Verlauf. Das schmutzige Eis war in einer der Ecken am dicksten, einer Zone voller Gipfel und Schluchten, mit Tälern voll von undurchdringlichem Schatten. Er befahl seinem Manövrierpack, ihn vorsichtig in Richtung dieser Ecke zu bringen, indem er den geringstmöglichen Schub einsetzte und stets darauf achtete, daß die Wärmeableitbleche von der Madeeir weg gerichtet waren.
    »Joshua, wir machen uns deinetwegen Sorgen. Ist mit dir alles in Ordnung? Benötigst du vielleicht unsere Hilfe?«
    Die Madeeir war inzwischen nur noch hundert Meter von Joshuas Raumflugzeug entfernt. Flammen schossen aus ihren Korrekturtriebwerken und stabilisierten ihre Position. Joshua erreichte die gezackten kristallinen Stalagmiten, die mehrere Meter vom Boden aufragten. Er war überzeugt davon, daß seine Vermutung den Tatsachen entsprach: Das Wasser war an dieser Stelle in die Höhe geschossen, war aus seinen Röhren oder Leitungen ausgelaufen … oder was auch immer seinem Transport durch unterirdische Tiefen gedient hatte. Joshua packte einen der Stalagmiten, doch der Handschuh seines Panzeranzugs rutschte alarmierend schnell von dem stahlhart gefrorenen Eis ab, bis er schließlich seinen Schwung kompensiert hatte.
    Er kam nur langsam voran, als er sich zwischen den aufragenden Säulen hindurch schob, um nach einem Bruch in der Eiskappe zu suchen, und es war anstrengend. Jedesmal, wenn er eine Hand oder ein Bein bewegte, mußte er zuerst für sicheren Halt sorgen. Selbst mit größter Empfindlichkeit der optischen Kragensensoren weigerte sich der Boden hartnäckig,

Weitere Kostenlose Bücher