Armageddon 01 - Die unbekannte Macht
als Söldner bei Regierungen oder großen Gesellschaften, die sich nicht grün waren, die willkürlichen Streifzüge durch die Galaxis, die fremdartigen, aufregenden Planeten, die unglaublichen Xenos, die willigen Frauen in den unzähligen Raumhäfen überall in der kolonisierten Galaxis.
Es gab nicht einen einzigen Planeten, nicht einen Mond und keine Asteroidensiedlung innerhalb der Konföderation, die sie nicht zusammen erforscht und mit den phantastischsten Gesellschaften bevölkert hatten, bis der alte Mann schließlich die richtige Kombination aus Drogen und Alkohol gefunden hatte, um die belagerten Verteidigungseinrichtungen seiner gentechnologisch verbesserten Organe zu durchbrechen. Jede Nacht seit seinem vierten Lebensjahr hatte Joshua seither von einem derartigen Leben geträumt. Einem Leben, dem Marcus Calvert den Rücken zugewandt hatte. Und seinen Sohn dazu verdammt, seine eigene Existenz in einem Habitat am Rand des Nichts auszusitzen. Es sei denn …
Fünf Millionen edenitischer Fuseodollars, der Preis für die Reparatur des väterlichen Raumschiffs – obwohl es möglicherweise auch mehr kosten würde, dem Zustand nach zu urteilen, in dem sich die gute alte Lady Mac nach so vielen Jahren der Verwahrlosung befand. Fünf Millionen, um das sterbenslangweilige Habitat Tranquility hinter sich zu lassen. Um ein richtiges Leben zu führen. Frei und unabhängig.
Die Schatzsuche bot ihm eine realistische Chance, eine Alternative dazu, den Banken seine Seele zu verkaufen. Das Geld lag dort draußen im Ruinenring, und es wartete nur darauf, daß er es einsammelte. Er konnte spüren, wie die Artefakte der Laymil nach ihm riefen, ein leises, beharrliches Kitzeln tief im Unterbewußtsein.
Manche nannten es Glück.
Joshua hatte kein Wort dafür. Aber er wußte in neun von zehn Fällen im voraus, wenn er einen Treffer landen würde. Und diesmal würde er einen landen. Er war jetzt seit neun Tagen im Ring unterwegs, hatte sich vorsichtig durch den nicht enden wollenden grauen Blizzard draußen vor den Bullaugen des Raumschiffs geschoben, hatte Fragmente der Hüllen untersucht und zurückgelassen. War weitergeflogen. Die Laymil-Habitate besaßen bemerkenswerte Ähnlichkeit mit Tranquility und den anderen Habitaten der Edeniten; biologisch maßgeschneiderte Polypzylinder, obwohl sie mit einer Länge von fünfzig Kilometern und zwanzig Kilometern Durchmesser dicker waren als ihre irdischen Gegenstücke. Beweis dafür, daß technologische Lösungen überall im Universum gleich waren. Beweis dafür, daß die Laymil, damals jedenfalls, eine ganz gewöhnliche raumfahrende Rasse gewesen waren. Und absolut überhaupt kein Hinweis auf die Ursache ihres abrupten Endes.
All ihre wundersamen Habitate waren in einem Zeitraum von wenigen Stunden zerstört worden. Es gab nur zwei mögliche Erklärungen dafür: Massenselbstmord oder eine Waffe. Keine der beiden Möglichkeiten war besonders beruhigend; sie lieferten Stoff für zu viele dunkle Spekulationen, insbesondere unter den Schatzsuchern, die sich tief im Ruinenring aufhielten, ständig umgeben von der physischen Realität jenes schrecklichen Tages vor mehr als zweieinhalb Jahrtausenden. Die Schatzsucher spekulierten gerne, daß es eine dritte Möglichkeit gegeben haben mußte, doch Joshua war niemals eine eingefallen.
Achtzig Meter voraus befand sich ein Wandsegment des Habitatpolypen. Es war eines der größeren: annähernd oval, und es maß an der breitesten Stelle gut zweihundertfünfzig Meter. Es rotierte langsam um seine Längsachse, mit einer Periode von siebzehn Stunden. Eine Seite bestand aus der typischen biskuitfarbenen Außenkruste, einer widerstandsfähigen Armierung aus Silizium ganz ähnlich der Hülle von Adamistenschiffen. Die Xeno-Forscher in Tranquility hatten bisher nicht herausfinden können, ob die Siliziumschicht möglicherweise von den inneren Polypschichten sekretiert worden war – falls ja, dann war die biologische Technologie der Laymil noch weiter fortgeschritten als bei den Edeniten. Unter dem Silizium befanden sich die zahlreichen Zellschichten des Polypen, fünfundvierzig Meter dick, stumpf und dunkel durch die Einwirkung des Vakuums. Die unterste Schicht bestand aus Mutterboden, sechs Meter dick, gefroren und verklumpt zu einer betonharten Masse. Welche Vegetation auch immer einst hier gediehen war – als das Habitat aufriß, war alles davongewirbelt worden, Gras und Bäume ohne Unterschied, an den Wurzeln gepackt von den Taifunen, die
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