Armageddon 01 - Die unbekannte Macht
Südufer ausgewählt, um die planetare Hauptstadt (und einzige »Stadt«) namens Durringham zu errichten. Die McBoeing glitt über die Küstensümpfe hinweg, fuhr das Fahrwerk aus und richtete die projektilspitze Nase auf das Landefeld in dreißig Kilometern Entfernung. Lalondes einziger Raumhafen lag fünf Kilometer außerhalb von Durringham, eine Lichtung, die man aus dem Dschungel gehackt und mit einer einzelnen vorgefertigten Rollbahn aus Metallgitter, einem Kontrollturm und zehn Hangars aus sonnengebleichten EasyStak-Paneelen versehen hatte.
Das Raumflugzeug setzte mit kreischenden Reifen auf, und dichter Qualm wirbelte davon, als der Bordrechner die Bremsen aktivierte. Die Nase senkte sich, die Maschine rollte aus und kurvte dann zurück zu einem der Hangars.
Eine fremde Welt.
Ein neuer Anfang.
Gerald Skibbow trat aus der stickigen Atmosphäre an Bord des Raumflugzeugs und blickte sich andächtig um. Allein der Anblick des ungebändigten Dschungels an der Peripherie des Raumhafens verriet ihm, daß seine Entscheidung herzukommen die richtige gewesen war. Er umarmte seine Frau Loren, und gemeinsam stiegen sie die Treppe nach unten.
»Meine Güte, sieh dir das nur an! Bäume! Millionen echter Bäume! Milliarden! Eine ganze verdammte Welt voller Bäume!« Er atmete in tiefen Zügen. Es war nicht ganz das, was er erwartet hatte. Die Luft war so dick, daß man sie mit einem Messer hätte schneiden können, und ihm brach am ganzen Körper der Schweiß aus. Ein seltsamer Geruch hing in der Luft, nach Schwefelwasserstoff, nach etwas Verrottendem. Doch es war gottverdammt noch mal richtige natürliche Luft! Luft, die nicht von sieben Jahrhunderten industrieller Verschmutzung durchsetzt war, und das war das einzige, was zählte. Lalonde war ein Wirklichkeit gewordener Traum, unverdorben, jungfräulich, eine Welt, auf der sich die Kinder jeden Traum durch harte ehrliche Arbeit erfüllen konnten.
Marie folgte ihm die Stufen hinab. Auf ihrem hübschen Gesicht stand ein leichtes Schmollen. Als sie den Geruch bemerkte, rümpfte sie die Nase. Doch selbst das störte Gerald nicht; Marie war siebzehn, und kein Mensch im gesamten Universum konnte einer Siebzehnjährigen etwas recht machen. Noch zwei Jahre, dann würde sie dieser Phase entwachsen sein.
Geralds älteste Tochter Paula, neunzehn, starrte anerkennend in die Runde. Ihr frisch gebackener Ehemann, Frank Kava, stand mit schützend über ihre Schulter gelegtem Arm neben ihr und lächelte glücklich über den Ausblick. Sie teilten den Augenblick des Bewußtwerdens miteinander, machten ihn zu etwas Besonderem. Frank war ein Schwiegersohn so ganz nach Geralds Geschmack. Er scheute sich nicht vor harter Arbeit. Jedes Gehöft mit einem Mann wie Frank mußte einfach gedeihen.
Das Vorfeld vor dem Hangar bestand aus verdichtetem Geröll. Überall standen Pfützen. Sechs bedrängte Beamte der Entwicklungsgesellschaft waren am Fuß der Treppen damit beschäftigt, die Registrierungskarten einzusammeln und in Prozessorblocks zu füttern. Sobald die Daten verifiziert waren, erhielt jeder Einwanderer einen Ausweis als Bürger Lalondes und eine LEG-Kreditdisk mit ihrem GovCentral-Vermögen, konvertiert in Lalonde-Francs, eine interne Währung, die nirgendwo sonst auf den Welten der Konföderation als Zahlungsmittel akzeptiert wurde. Gerald hatte gewußt, daß das geschehen würde; er trug in einer verborgenen Tasche eine Kreditdisk der Jupiterbank mit einem Guthaben von dreitausend Fuseodollars bei sich. Er nickte dankend, als man ihm seinen Ausweis und seine Disk übergab, und der Beamte dirigierte ihn in den gewaltigen Hangar.
»Man sollte wirklich meinen, daß die Organisation ein wenig besser wäre!« murmelte Loren. Sie hatte die Backen gegen die Hitze gebläht. Sie hatten fünfzehn Minuten angestanden, bevor man ihnen ihre neuen Papiere ausgehändigt hatte.
»Willst du etwa schon wieder zurück?« neckte Gerald seine Frau. Er hielt den neuen Ausweis in der Hand und grinste freudestrahlend.
»Nein, du würdest nicht mit mir kommen.« Ihre Augen lächelten, doch ihrem Tonfall fehlte es an der rechten Überzeugung.
Gerald bemerkte es nicht.
Im Hangar gesellten sie sich zu den wartenden Passagieren eines früher eingetroffenen Orbitalfluges, und der Beamte der Lalonde-Entwicklungsgesellschaft teilte sie unterschiedslos als Transitgruppe Nummer sieben ein. Eine Angestellte des Landverteilungsbüros teilte ihnen mit, daß in zwei Tagen ein Schiff bereitstehen würde, um
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