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Armageddon 01 - Die unbekannte Macht

Armageddon 01 - Die unbekannte Macht

Titel: Armageddon 01 - Die unbekannte Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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seinem Stuhl und arbeitete sich durch den Stapel von Registrierungskarten, die der letzte Schwung an Einwanderern gegen ihre Bürgerschaft und die LEG-Kreditdisks eingetauscht hatten. Das Raumschiff hatte fünfeinhalbtausend Menschen von der Erde gebracht, fünfeinhalbtausend Verlierer, Träumer und Kriminelle, die man unter dem Deckmantel einer edlen Gesinnung losgelassen hatte, damit sie ihr Unwesen auf einem anderen Planeten trieben. Nach sechzig Jahren im edenitischen Geheimdienst war Darcy nicht mehr imstande, Adamisten mit anderen Augen zu sehen. Und diese Bande behauptet doch tatsächlich von sich, sie wären die normalen Menschen, dachte er mit einem schiefen Grinsen. Und mich betrachten sie als eine absonderliche Laune göttlicher Fügung.
    Er schob eine weitere Karte mit dem Speicherfeld in den Prozessorblock und warf einen kurzen Blick auf das Hologramm. Ein halbwegs attraktiver zwanzigjähriger Mann, mit gefaßtem Ausdruck, doch in den Augen standen Furcht und Haß. Quinn Dexter, ein Zwangsdeportierter. Der Prozessorblock, den Darcy auf dem Schoß balancierte, reagierte nicht auf den Namen.
    Die Registrierungskarte flog zu den anderen auf dem wachsenden Stapel. Darcy nahm die nächste zur Hand.
    »Was mich schon immer interessiert hat«, meldete sich Nico Frihagen hinter seinem Schreibtisch zu Wort, »wonach suchen Sie und Ihre Leute eigentlich?«
    Darcy blickte auf. Nico Frihagen war der Kanzler des Einwanderungsamtes von Lalonde – ein großer Titel für jemanden, der im Grunde genommen nichts anderem als einer gewöhnlichen Schaltertätigkeit innerhalb der Zivilverwaltung nachging. Er war Ende Fünfzig, besaß entfernt slawische Gesichtszüge mit einem rollenden Doppelkinn und glanzlosem, zurückweichendem Haar. Darcy vermutete, daß Frihagens Vorfahren nichts mit gentechnischen Verbesserungen im Sinn gehabt hatten. Der schlaffe öffentliche Angestellte trank Bier aus einer Dose, eine irdische Marke, zweifellos aus der Farmausrüstung eines ahnungslosen Einwanderers geplündert. Das Bodenpersonal des Raumhafens betrieb einen schwunghaften Handel mit Gütern, die den neuen Kolonisten abhanden gekommen waren. Nico Frihagen spielte bei ihrer Masche eine wichtige Rolle; jeder Registrierungskarte war eine Liste der persönlichen Besitztümer beigefügt.
    Die Bereitwilligkeit, mit welcher der fette kleine Mistkerl seine Nase in anderer Leute Angelegenheiten steckte, machte ihn zu einem idealen Kontaktmann für den edenitischen Geheimdienst. Für runde fünfhundert Fuseodollars im Monat konnten Darcy und seine Partnerin Lori die Personalakten der neuen Einwanderer durchgehen, ohne auf die öffentliche Datenbank der Kolonie zurückgreifen zu müssen.
    Einzelheiten über die Einwanderer waren spärlich gestreut. Die Lalonde-Entwicklungsgesellschaft scherte sich einen Dreck darum, wer auf dem Planeten siedelte, solange nur die Reisekosten und die Registrierungsgebühren für das Siedlungsland bezahlt wurden. Die Gesellschaft würde noch mindestens hundert Jahre lang keine Dividenden ausschütten, nicht bevor die Bevölkerung auf wenigstens hundert Millionen angewachsen und eine industrielle Wirtschaft im Entstehen begriffen war, um die landwirtschaftlichen Anfänge zu verdrängen. Die Kolonisierung neuer Welten war stets eine Langzeitinvestition. Trotzdem durchforsteten Darcy und Lori weiterhin die Daten.
    Nichts als Routinearbeiten. Aber schließlich bestand immer die Möglichkeit, daß irgend jemand unvorsichtig wurde.
    »Warum wollen Sie das wissen?« antwortete Lori mit einer Gegenfrage. »Hat vielleicht jemand Interesse an unserer Arbeit gezeigt?« Sie saß am anderen Ende des gleichen Sofas, auf dem auch Darcy hockte, eine dreiundsiebzigjährige Frau mit glattem, kastanienbraunem Haar und einem runden Gesicht. Sie sah aus, als wäre sie höchstens halb so alt wie Nico Frihagen. Wie Darcy, so fehlte auch ihr die auffällige Körpergröße der meisten Edeniten, was beide zu idealen Agenten für verdeckte Operationen machte.
    »Nein.« Nico Frihagen winkte mit der Bierdose. »Aber Sie beide machen das jetzt seit drei Jahren, und wenn ich richtig informiert bin, schon drei Jahre vorher. Es ist nicht nur das Geld. Geld bedeutet Ihresgleichen nicht besonders viel. Nein, es ist die Zeit, die Sie damit verbringen. Das kann nur bedeuten, daß Sie nach jemand Wichtigem suchen.«
    »Nicht wirklich«, erwiderte Lori. »Wir suchen nach einer bestimmten Form von Persönlichkeit, nicht nach einem spezifischen

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